Mit Ende des Tankrabatts sind die Preise an den Zapfsäulen in die Höhe geschnellt. Foto: dpa/Robert Michael

In der Nacht auf den 1. September ist der Tankrabatt ausgelaufen. Ein Ansturm auf Stuttgarts Tankstellen an den Tagen davor blieb größtenteils aus.

Als die Uhr am 31. August von 23.59 Uhr auf 0.00 Uhr umschlägt, passiert auf der Anzeige der Tankstelle in der Stuttgarter Kriegsbergstraße erst einmal gar nichts. Immer noch kostet der Liter Benzin 1,78 Euro, immer noch liegt der Liter Diesel bei 2,13 Euro. Und das, obwohl der Tankrabatt mit Beginn des Septembers Geschichte ist. Jetzt gilt wieder ein höherer Energiesteuersatz: um 35 Cent pro Liter Benzin und um 17 Cent für jeden Liter Diesel. Der Knall kommt in den Morgenstunden. An der Kriegsbergstraße ist es ein kleiner: 1,92 Euro pro Liter Benzin steht jetzt auf der Anzeige, 14 Cent mehr. Günstig im Stuttgarter Vergleich: Da liegt um 8 Uhr der Durchschnittspreis für den Liter Benzin bereits bei 2,08 Euro – um 23.59 Uhr am Vortag waren es im Schnitt noch 34 Cent weniger. Auch der Dieselpreis ist in Stuttgart zwischen der letzten Tankrabattminute und den Morgenstunden des 1. Septembers durchschnittlich gestiegen – wenn auch weniger stark: Von 2,12 Euro pro Liter um 12 Cent auf 2,24 Euro. Einpendeln würden sich die Preise wahrscheinlich erst in den nächsten Tagen, sagt Julian Häußler vom ADAC Württemberg. Nur würden sie das vermutlich auf einem ähnlichen Level tun wie dem des ersten Tags im September. Deutlich niedrigere Preise erwartet Häußler nicht. Im Gegenteil: Seit einigen Wochen seien die Ölpreise gesunken. Kehre sich dieser Trend um, könnten auch die Spritpreise weiter steigen.

ADAC-Experte: Preise hätten nicht sofort derartig hochgehen müssen

Dass die Preise umgehend mit Ablauf des Tankrabatts derartig in die Höhe gehen, hätte nicht zwangsläufig so kommen müssen. Die Tankstellen konnten im August günstig Sprit einkaufen. Den hätten sie noch für einige Tage zu günstigen Preisen verkaufen und sich mit Niedrigpreisen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen können, so Häußler. Wie viel noch da ist von dem günstig eingekauften Sprit? Diejenigen, die es wissen, wollen nichts sagen – oder dürfen es nicht: Solche Informationen könne er nicht rausgeben, sagt ein Stuttgarter Tankstellenpächter. Einen starken Andrang habe es in den letzten Augusttagen kurz vor Auslaufen des Rabatts an seinen Tankstellen aber nicht gegeben. Auch die Mitarbeitenden zweier Tankstellen in Stuttgart-Möhringen beobachteten keine Massen an Autofahrern, die die eigenen Tanks noch gefüllt und die der Tankstelle geleert hätten. Sie sprechen von einem leichten Anstieg. Nicht überall war das so: Deutlich mehr Autofahrer als sonst hätten Ende August getankt, sagt ein Tankstellenmitarbeiter im Stuttgarter Süden.

Dass Mineralölkonzerne und freie Tankstellenbetreiber die Preise sofort anheben würden, damit hat Jürgen Ziegner, Geschäftsführer des Zentralverbands des Tankstellengewerbes gerechnet: „Viele haben auch zum Start des Tankrabatts direkt den Preis gesenkt, obwohl sie den Sprit noch teuer eingekauft haben“, sagt er. Von den Konzernen wurde aber vermutlich nicht der gesamte Rabatt an die Autofahrer weitergegeben, sagt Häußler vom ADAC. Und: Es sei nicht der Tankrabatt gewesen, der die Spritpreise bis Mitte August sinken ließ – sondern der sinkende Rohölpreis zu dieser Zeit.

Wie erfolgreich der Tankrabatt war, darüber sind Stuttgarts Autofahrer gespalten: „Bei mir ist davon fast nichts angekommen“, sagt eine Frau. Viele der befragten Autofahrer aber loben den Rabatt. Dessen Ende trifft besonders die, die ohne Auto nicht arbeiten können: „Man kann es sich fast nicht mehr leisten“, sagt ein Stuttgarter Taxifahrer.