Ein Fahrzeug, das durch Gegenwind angetrieben wird? Ja, beim Projekt Inventus des Instituts für Windenergie wird das getestet. Foto: Lichtgut - Ferdinando Iannone/Ferdinando Iannone

Spannende Einblicke auf dem Vaihinger Campus. Am Tag der Wissenschaft hat die Uni unter anderem einen Einblick in zukünftige Antriebsformen gegeben.

Familien mit Kindern, Schulklassen, jung und alt haben sich am Samstag beim Tag der Wissenschaft in Scharen auf dem Vaihinger Uni-Campus getummelt. Dort haben die Fakultäten der Universität auf unterhaltsame Weise präsentiert, mit welch zukunftsweisenden Fragen sie sich ausenandersetzen. So ist es für den Klimaschutz wichtig, wenn Autos und Flugzeuge von fossilen Energieträgern wegkommen.

Seit Jahren arbeiten Studenten beim Projekt Inventus des Instituts für Windenergie an einem Fahrzeug, das durch Gegenwind angetrieben wird und aussieht wie ein circa drei Meter langes Segelflugzeug ohne Flügel auf vier dünnen Rädern eines Liegefahrrads. Auf einem Masten befindet sich ein Windrad. „Das Auto ist nicht für jedermann, weil es durch Wind angetrieben wird, und der ist in manchen Weltregionen rar. Bei dem Projekt geht es darum,die Grenzen der Technik auszuloten.

Hybridauto ebenfalls möglich

So können wir schneller fahren als der Wind“, sagte Andreas Bender, Mitarbeiter am Institut für Flugzeugbau und vorher viele Jahre im Team Inventus. Der Antrieb sei aufgebaut wie eine herkömmliches Windrad. „Wir fahren gegen den Wind, der Rotor dreht sich, und die Bewegung wird über eine Welle auf die Hinterachse übertragen“, sagt er. Theoretisch könnte das Fahrzeug in Orkangeschwindigkeit fahren, aber es ist für das jährliche Event Aeolos im niederländischen Den Helder gebaut und darf nicht schneller sein als rund 60 Kilometer in der Stunde. Installiere man einen zweiten Rotor, der einen Elektromotor speise, könne man Hybridauto bauen, das nur noch zum Teil auf Wind angewiesen sei.

Entwicklung eines Flugzeugs – rein elektrisch angetrieben

Stefan Zister vom Team bemannte Flugzeugprojekte beschäftigt sich mit der Frage, wie die Luftfahrt vom Kerosin wegkommen kann. Er war bei der Entwicklung eines Flugzeugs dabei, das rein elektrisch angetrieben wird. Bei der Wissenschaftsschau auf dem Campus war ein Modell davon zu sehen. „Zwei Personen können mitfliegen, es konnte vier Stunden in der Luft bleiben und war das leistungsfähigste batteriegetriebene Flugzeug“, sagte er. Es habe den Geschwindigkeitsweltrekord von 95 Kilometer in der Stunde aufgestellt.

Mittlerweile werde das Flugzeug mit einem Hybridmotor, bei dem ein Verbrennungsmotor einen Generator antreibe geflogen. „Damit können wir die Geschwindigkeit auf 200 Kilometer pro Stunde erhöhen. Mit 35 Liter Diesel fliegt man 1000 Kilometer weit“, sagte er. Die Technik tauge für Luftfahrt für kurze Strecken im Zubringerbereich. Auch die Geschäftsfliegerei bis zu Regionalflügen im 75-sitzigen Bereich werde sich in diese Richtung entwickeln. An Wasserstoff den man in einer Gasturbine verbrennen könne, werde ebenfalls gearbeitet. Im Moment gebe es bei großen Flugzeugen zum Kerosin noch keine Alternative.