Pumpen für den Notfall: In der Werkzeughalle konnte an Puppen die Herzmassage geübt werden. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Gäste aus dem ganzen Land wollen die Faszination Feuerwehr erleben. Der Tag der offenen Tür in der neuen Wache 5 Filder bietet spannende Einblicke in die Technik und Ausbildung.

„Papa, schau, wie weit ich das Wasser gespritzt habe!“ Stolz zeigt der fünfjährige Louis auf die zwei Übungsfassaden an der Stuttgarter Feuer- und Rettungswache 5 Filder in Möhringen. Er hat das oberste Fenster getroffen. Auch seine jüngere Schwester hat den Schlauch fest im Griff. Viele andere warten schon, um das Brandlöschen zu üben und hernach bei der Rallye Punkte zu sammeln. Das Kinderprogramm der Jugendfeuerwehr kommt bestens an am Tag der offenen Tür, zu dem die Feuerwehr Stuttgart geladen hat. Wie auch das weitere Programm, das die Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen auf die Beine gestellt haben.

Vor einem Jahr wurde die neue Wache in der Sigmaringer Straße 115 bezogen, jetzt präsentiert sie sich erstmals der Öffentlichkeit. 150 Kräfte arbeiten dort in Möhringen; in Stuttgart retten, löschen, bergen, schützen die Bevölkerung rund 600 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr sowie mehr als 1200 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr.

Die Feuerwache ist mit 25 Einsatzkräften ständig besetzt

Auch an diesem Wochenende wird gemeinsam angepackt, um die Feuerwehr vorzustellen sowie die Besonderheiten der neuen Filderwache. Der größte Stützpunkt Stuttgarts ist mit 25 Einsatzkräften ständig besetzt. Spezialaufgaben? Höhenrettung, schwere technische Hilfeleistung und medizinischer Rettungsdienst – alle Feuerwehrleute sind Rettungssanitäter, in drei Jahren kann man sich zum Notfallsanitäter und zur Notfallsanitäterin ausbilden lassen.

Das Gelände bündelt viele Einrichtungen

Zudem sind auf dem Gelände wichtige Einrichtungen gebündelt wie das zentrale Einsatzmittellager, die Abteilung Logistik der Freiwilligen Feuerwehr, das Aus- und Fortbildungszentrum, Büros und Lager des Bevölkerungs- und Katastrophenschutzes, zudem die Geschäftsstellen des Stadtfeuerwehrverbandes und der Jugendfeuerwehr des Stadtfeuerwehrverbandes.

Das und mehr erläutert der Erste Stadthauptbrandmeister Alexander Weidhaus bei einer der halbstündigen Führungen durch den beeindruckenden, 60 Millionen teuren Neubau. „Wir müssen in eineinhalb Minuten angezogen und abfahrbereit sein, da schläft man nicht tief“, sagt er, als er auf die zehn Meter lange Rutschstange zur Fahrzeughalle zeigt. Derweil üben Besucherinnen und Besucher in der Werkzeughalle Herzdruckmassage an Puppen, während auf dem Vorhof sich Gäste aus ganz Baden-Württemberg im hochgeländegängigen Rüstwagen, dem „fahrenden Werkzeug- und Gerätelager“, fotografieren lassen, Großraumrettungswagen, „Riesenkran“ und Waldbrandlöschfahrzeug bestaunen sowie „MoFüST“ kennenlernen, die Mobile Führungsunterstützung.

Neue Herausforderungen bei jedem Einsatz

„Superspannend“ finden viele auch den Turm, wo Höhenrettung geübt wird. „Wir werden bei jedem Einsatz immer vor neue Herausforderungen gestellt, müssen Lösungen finden“, erklärt Jochen Dikel, Leiter der Höhenrettung. Das Spektrum reiche von Katze und Menschen auf dem Baum über Jugendliche in sechs Meter tiefen Schächten bis zu Industrieschutz, also Windkraftanlagen und mehr.

Feuerwehr genießt trotz Pöbeleien großes Ansehen

Auch Andreas Groll weiß Bewegendes zu berichten. Der leitende Notfallseelsorger war etwa im Einsatz beim tragischen Unfall am Olgaeck. „Manche Zeugen merken erst Tage später, wie traumatisierend das war und rufen an.“ Rettung findet auch der sechsjährige Rafael faszinierend. Noch toller aber, dass er das Büro seines Onkels Steffen gesehen hat. Mit seinen Großeltern Conny und Volker ist er aus Richtung Heilbronn gekommen. „Ich bin stolz auf meinen Sohn“, sagt Conny. „Was die Feuerwehr alles riskiert, um zu helfen.“ Schlimm sei, dass manche sie dafür anpöbelten. Das passiere, so Stuttgarts Feuerwehrchef Georg Belge. „In Notsituationen sind Menschen manchmal neben sich.“ Aber das Ansehen der Feuerwehr sei nach wie vor sehr hoch.

Wachbetrieb hat Priorität

„Wir bekommen viele Dankesbriefe, bei Zeichnungen von Kindern geht einem das Herz auf.“ An solch einem Tag der offenen Tür könne man sich präsentieren und in den Austausch mit der Bevölkerung gehen. „Wir machen das auch für die Nachbarschaft, die Feuerwehrszene und den Nachwuchs“, ergänzt Tjark Neinhardt, Dienststellenleiter der Filderwache. Wie Georg Belge bedankt er sich bei der „Feuerwehrfamilie“. Muss doch solch eine Veranstaltung bei laufendem Betrieb logistisch gestemmt werden. „Vorhin musste ein Wagen ausrücken“, sagt Feuerwehrsprecher Daniel Anand „So sehr auch uns dieses Wochenende Spaß macht, der Wachbetrieb hat oberste Priorität.“