Angela Merkel mit dem ehemaligen Bundesrichter Thomas Fischer (links) und dem Journalisten Holger Schmidt. Foto: SWR/Oliver Reuther

Die ehemalige Bundeskanzlerin diskutiert im True-Crime-Podcast „Sprechen wir über Mord!?“ mit dem Journalisten Holger Schmidt und dem ehemaligen Bundesrichter Thomas Fischer über die Handlungsmotive in „Der Ring des Nibelungen“.

Seit ihrem Rückzug aus der Politik Ende 2021 ist es um Angela Merkel ruhig geworden. Umso überraschender kam nun die Meldung, dass Merkel zu Gast im True-Crime-Podcast „Sprechen wir über Mord!?“ war. Normalerweise sprechen der Ex- Bundesrichter Thomas Fischer und ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt in dem SWR2-Podcast über reale Verbrechen. Für die Politikerin machten die Podcaster eine Ausnahme. Stattdessen diskutierten sie über die fiktiven Straftaten in Richard Wagners Oper „Der Ring des Nibelungen“.

Habgier, Rache und Eitelkeit als Motive für Straftaten

Das Stück handelt von einem alten, weißen Mann namens Alberich, der sich nach Geld, Macht und Sex sehnt. Weil er von den Rheintöchtern zurückgewiesen wird, stiehlt er ihnen Gold und schmiedet daraus den Ring der Macht. Der Ring ist begehrt. Doch jeder, der versucht, den Ring zu klauen, scheitert. Um an den Ring zu kommen, begehen die Charaktere üble Missetaten – von Mord und Betrug über Inzest bis hin zu schwerster Brandstiftung. Ihre Motive sind Habgier, Rache und Eitelkeit. Über diese Motive diskutieren Angela Merkel, Thomas Fischer und Holger Schmidt in drei Folgen.

In der ersten Folge fokussiert sich das Trio auf das Motiv der Gier. Dem Motiv kann Merkel etwas Positives abgewinnen: „Die Menschheit hat versucht, sich Eigenschaften wie, dass man etwas schaffen, besitzen und sich unterscheiden will, abzutrainieren. Dabei hätte sie sich sonst nicht so entwickelt.“ Merkel weiter: „Man muss die Eigenschaft nur zähmen, aber dafür ist der Rechtsstaat da.“ Das Gewaltmonopol des Staates sei eine große zivilisatorische Errungenschaft. Der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer erklärt, dass das Motiv der Habgier im deutschen Strafrecht stark gewichtet wird. „Für einen vorsätzlichen Mord gibt es eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren, erfolgt der Mord aus Habgier, erhält der Täter lebenslänglich“, so Fischer.

In Folge zwei unterhalten sich die Protagonisten über das Motiv der Rache und darüber, welche sie in der Politik spielt. Für Merkel lebt gute Politik davon, dass sich Politiker nicht von ihrer Verletztheit treiben lassen. Sie selbst hätte sich 2002 damit abgefunden, nicht Kanzlerkandidat der CDU geworden zu sein, und hätte trotzdem Wahlkampf zum Wohle ihres Konkurrenten Edmund Stoiber gemacht. Merkel räumt ein, dass die persönliche Meinung von Politikern von den eigenen Erfahrungen geprägt sein kann. Die ehemalige Bundeskanzlerin findet: „Wenn man von Rache und Vergeltungssucht so stark geprägt ist, dass man sie nicht mehr aus dem Kopf bekommt, dann sollte man mit Politik aufhören.“

Nach der Habgier und der Rache widmen sich Merkel, Fischer und Schmidt in der dritten Folge der Eitelkeit. Auf die Frage Schmidts, ob die Eitelkeit in „Der Ring des Nibelungen“, der Politik und im realen Leben das Maß aller Dinge ist, sagt Merkel: „Das sollte sie zumindest nicht sein.“ Und sie gesteht, wie alle Menschen auch selbst nicht frei von Eitelkeit zu sein, und plädiert dafür die Eitelkeit zu zügeln. „Eine gesunde Furcht lässt einen Menschen nicht überirdisch werden, sondern lässt ihn erkennen, wo seine Grenzen sind“, so Merkel.

Merkel gesteht eigene Eitelkeit

Die drei Sonderfolgen von „Sprechen wir über Mord!?“ gibt es in der ARD-Audiothek und auf der Webseite des SWR.