Verteilt stehen noch bis Jahresende die Buden in der City. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Schausteller in Stuttgart versuchen das Beste aus ihrer Situation zumachen. Der abgespeckte Weihnachtsmarkt geht noch bis zum 30. Dezember.

Stuttgart - Christian Anders hat ihn besungen und „den Zug nach Nirgendwo“ fahren lassen. So ging es auch dem Stuttgarter Schausteller Oliver Schiedt. Dabei hätte er seine Miniatur-Züge auf dem Schlossplatz drehen lassen dürfen. Zunächst hatte die Stadt abgesagt, woraufhin er Schienen und Züge abbaute. Als er alles verstaut hatte, meldete sich die Stadt erneut und sagte, er dürfe bleiben. Da wollte Schiedt nicht mehr.

Aufbauen, abbauen, aufbauen, abbauen

Ein markantes Beispiel für die Konfusion , die das Hü und Hott der Stadt rund um den Weihnachtsmarkt ausgelöst hat. Er findet statt, er findet anders statt, er findet nicht statt. Karl Braun hatte seinen Stand zweimal aufgebaut und wieder abgebaut, als man ihm wie 44 anderen Kollegen als Ersatz für den Ausfall des Weihnachtsmarktes bis zum 30. Dezember einen Platz in der Innenstadt anbot. Doch für ihn sind wirklich aller guten Dinge drei. Seine Mützen und Schals sind gefragt. „Es sind viele Leute in der Stadt unterwegs“, sagt Braun. Zudem ist es rechtzeitig kalt geworden. „Ich bin sehr zufrieden“, sagt er, „das ist Balsam für die Seele und eine warme Dusche für die Kasse.“ Sonst ist er mit seinen Wintersachen und einem Ringewerfen auf 15 Festplätzen unterwegs, dieses Jahr waren es drei. Da ist das Geld wichtig, aber auch die Arbeit an sich. „Ich habe die Sachen im Herbst bestellt“, sagt er, „jetzt zu merken, dass es den Leuten gefällt, dass sie im Trend liegen, ist eine schöne Bestätigung.“

Die Besucher von auswärts fehlen

Von Trends unabhängig ist der Stand mit den Holzfiguren aus dem Erzgebirge, der heuer auf dem Marktplatz aufgebaut ist. „Es läuft sehr durchwachsen“, sagt Monika Ganz, „die Besucher von auswärts sind weggefallen, und unsere Stammkunden haben uns suchen müssen.“ Sonst stünden sie am Rande des Schlossplatzes, und viele Besucher dachten, der Weihnachtsmarkt falle eh aus und hätten nicht nach ihnen geschaut.

Froh, etwas zutun zu haben

So ging es auch Peter Wermescher. Er verkauft Naturheilmittel. Anfangs sei es schwierig gewesen, das Wetter schlecht und die Kunden hätten nicht gemerkt, dass er da sei. „Jetzt hat es sich herumgesprochen“, sagt er. Er wolle nicht klagen, „wir sind froh, dass wir da sein dürfen.“ Andere mussten gehen. Was mitunter willkürlich erschien: Warum die Schausteller aus ihren Buden heraus keinen Glühwein verkaufen dürfen, während viele Gastronomen extra Glühwein-Buden errichten durften, ist schwer erklärbar.

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Sich darüber ärgern, will Mark Roschmann nicht mehr. Voriges Jahr hat er sich als Schaustellervertreter beschwert, heuer hat er es gelassen. „Es bringt ja eh nichts“. Er ist froh, wieder etwas zu tun zu haben. „Da geht es mir nicht ums Geld“, sagt er, nach zwei Jahren ohne arbeiten zu dürfen „ist alles besser als zu Hause zu sitzen und Zeit zum Grübeln zu haben – das ist schrecklich.“