Kaminöfen strahlen wohlige Wärme aus, verursachen aber auch Feinstaub. Ihre Nutzung ist daher in Stuttgart je nach Wetterlage bis April 2022 begrenzt. Foto: picture alliance/dpa/Silas Stein

Die Feinstaubbelastung in der Landeshauptstadt ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Auch 2021 kann der Grenzwert für die Maximalbelastung unterschritten werden.

Stuttgart - Seit dem 15. April 2020 ist der in Stuttgart erstmals 2016 ausgerufene Feinstaubalarm Geschichte. Zwei Jahre in Folge hatte es damals selbst am Hotspot Neckartor, mit dem die Stadt bundesweit traurige Berühmtheit erlangte, keine Überschreitung des Feinstaubgrenzwerts gegeben. Er ist mit 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft an maximal 35 Tagen im Jahr definiert. Erfasst werden Partikel mit einem Durchmesser von zehn Mikrometern. Sie sind so klein, dass sie weit in die Atemwege vordringen und diese schädigen können.

Das Verbot kommt per Allgemeinverfügung

Nicht zurückgenommen wurde 2020 die Betriebsbeschränkung für kleine Feuerungsanlagen. Die Komofortkamine, von denen es in Stuttgart rund 20 000 geben soll, müssen weiterhin bei einer absehbaren Überschreitung kalt bleiben. Das Verbot kündigt die Stadt per Allgemeinverfügung an, wenn der Deutsche Wetterdienst eine entsprechende Wetterlage prognostiziert. Die Warnung geht dann per Mail an angemeldete Haushalte, findet sich aber auch auf der Homepage der Stadt. Allerdings ist damit am 15. April 2022 Schluss. Dann dürfen die Kamine wieder unbegrenzt genutzt werden. In vier Monaten endet die mit diversen Ausnahmen gespickte Verordnung aus dem Januar 2017, mit der das Land rasch die europaweit geltenden Vorgaben einhalten wollte. Die Grenzwerte zum Gesundheitsschutz galten da schon zwölf Jahre, die Politik hatte sich lange Zeit allenfalls am Rande dafür interessiert.

Belastung geht zurück

In Stuttgart ist die Feinstaubkonzentration in den letzten Jahren messbar zurückgegangen. Ein Trend, den das Umweltbundesamt (UBA) in ganz Deutschland beobachtet. Während es am Neckartor 2016 noch 58 Überschreitungstage gab, sank die Zahl 2018 mit 20 erstmals unter die Grenze. 2019 gab es 25, 2020 dann 15 und in diesem Jahr bis Mitte Dezember nur noch elf Tage mit mehr als den erlaubten 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter in der Luft. Am Klett-Platz und an der Hohenheimer Straße sind die Werte einstellig, an der Hintergrundmessstelle in Bad Cannstatt war das auch schon 2016 der Fall.

Eine Sondermessung im Stadtgarten 2017 ergab elf Überschreitungstage. Das Problem zu hoher Feinstaubwerte tritt vor allem entlang von Straßen auf. Ruß, Reifen- und Bremsenabrieb und aufgewirbelter Staub werde vor allem an verkehrsnahen Messstationen registriert, so das UBA. In Stuttgart kommt die Kessellage hinzu. Hochdruckwetter mit geringen Windgeschwindigkeiten führt dazu, dass sich der Staub im Kessel wie unter einer Glocke ansammelt.

WHO fordert schärfere Grenzwerte

Ob für die Stadt an der Feinstaubfront dauerhaft Entspannung eintritt, ist allerdings die Frage. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2021 neue Leitlinien zur Luftqualität veröffentlicht. Die Richtwerte bei verschiedenen Schadstoffen wurden deutlich verschärft, die Belastungen mit Feinstaub und Stickstoffdioxid müssten erneut stark gesenkt werden.