Wahlplakat der SPD 2019 Foto: Lg/Piechowski

Ihr bisheriger Fraktionschef Martin Körner bekommt eine wichtige Stelle in der Stadtverwaltung. Dafür wird ihm viel Achtung gezollt. Aber wie geht es in der Fraktion weiter?

Die SPD im Rathaus steht vor einer Zäsur. Ihr Vorsitzender Martin Körner, der 2014 als Neuling im Gemeinderat direkt den Fraktionsvorsitz von Roswitha Blind übernahm und den Kurs in der Wohnungs- und Umweltpolitik umlenkte, entschwindet in die Stadtverwaltung. Dass er von OB Nopper (CDU) zum Leiter des Referates Strategische Planung und nachhaltige Mobilität berufen wurde, wird zwar auch von Körners Kollegen als Erfolg für ihn gewürdigt, weil er gut zu dieser wichtigen Stelle passe, Körners bisherige Mitstreiter wissen aber auch, dass die Zeiten schwierig werden könnten.

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Der Weggang von Körner sei eine „sehr persönliche Entscheidung, die die Fraktion erst einmal schwächen wird“, sagt Michael Jantzer, „wir sind traurig über den Verlust, aber nicht in Panik“. Jantzer (64), der lange Zeit und zuletzt als Leitender Direktor bei Bosch arbeitete und inzwischen als freier Berater tätig ist, war im Januar nach dem Weggang von Susanne Kletzin in die siebenköpfige Fraktion nachgefolgt. Das Mandat, das Körner am 30. Juni abgibt, geht an Udo Lutz (61), der schon von 2004 bis 2019 der Fraktion angehörte. Der gelernte Elektroinstallateur, bei Bosch 38 Jahre im Betriebsrat, ist der einzige Nichtakademiker in der Runde.

Neuwahl nach den Pfingstferien

Die Genossen führte in einer Doppelspitze neben Körner Jasmin Meergans, die Nachfolge könne man daher „in Ruhe besprechen“, sagt Jantzer, der die Frage nach eigenen Ambitionen mit dem Hinweis auf jüngere Kräfte zurückweist. Für Dejan Perc, der auch Kreisvorsitzender der SPD ist, kommt wegen Zeitmangels der männliche Part in der gemischten Fraktionsspitze nicht infrage. Die Blicke richten sich damit auf Stefan Conzelmann, bisher Fraktionsvize, ein Rechtsanwalt, der für den Mieterverein tätig ist. Die Neuwahl soll nach den Pfingstferien stattfinden. Laut Geschäftsordnung muss mindestens eine Frau im Vorstand sein. Die Fraktion kann daher, muss aber nicht einen Mann wählen. Meergans hätte jedoch große Sympathie für „Geschlechterparität“, sagt sie. Die alleinige Führung der Fraktion schließt sie aus, weil sie noch studiert.

Man muss an die Altersabsicherung denken

Körners Sprung an eine zentrale Schaltstelle im Büro von Nopper offenbart auch, wie schwierig die Perspektiven für jemanden sind, der Ehrgeiz im Ehrenamt zeigt, darin fast völlig aufgeht, aber daraus keine politische Karriere entwickeln konnte. Als Rückfallebene diente Körner eine Teilzeit-Beraterstelle für die SPD im Landtag mit zehn Prozent. Zwar ist das Stadtrats- und Fraktionssprecher-Salär plus Sitzungsgeld mit über den Daumen gepeilt 4200 Euro im Monat ordentlich, aber es muss voll versteuert werden, und aus dem Rest ist noch die Altersabsicherung zu bestreiten. Das war wohl auch mitverantwortlich, dass es so manche Fraktionsspitzenkraft auf die Bürgermeisterbank zog. Bei der CDU waren es Michael Föll und Susanne Eisenmann, bei den Grünen Werner Wölfle und Peter Pätzold, bei der SPD zuletzt der inzwischen pensionierte Matthias Hahn. Für Körner wäre das frühestens in fünf Jahren möglich – wenn die SPD dann noch aufgrund ihrer Fraktionsstärke einen Anspruch auf Besetzung einer Bürgermeisterstelle geltend machen könnte.

Körner hat sich entschieden: für einen persönlichen und politischen Aufbruch in eine Konstellation, die die parteiübergreifende Gestaltung des städtischen Gemeinwohls bedeute. Und mit solcher Gemeinsamkeit fahre man gut. Das Echo in den sozialen Netzwerken auf diese Haltung war positiv.