Tina Turner füllte 1987 viermal in Folge die Schleyerhalle in Stuttgart. Foto: /Uli Kraufmann

Im Stuttgarter Apollo-Theater ist die Trauer groß. Der Tod von Tina Turner trifft das Ensemble hart, das mit Herz und Power das Leben der Rock-Ikone in einem Musical darstellt. Erinnerungen an ihre Konzerte werden wach.

Netzstrümpfe mit High Heels, glitzernde Miniröcke oder hautenge Lederhosen – ihre Fans lagen Tina Turner in Stuttgart zu Füßen, als die Queen of Rock in knackigen Klamotten und mit Hits wie „Private Dancer“ oder „Proud Mary“ die Bühne eroberte und ihr Publikum mit viel Power in einen Massenchor verwandelte. Viermal hintereinander hat die US-Amerikanerin im Mai 1987 die Schleyerhalle in Stuttgart gefüllt und damit für Jahrzehnte den Saalrekord gehalten (bis Helene Fischer an diesem Ort fünfmal für ein „Ausverkauft“ sorgte).

Eine Karte kostete 35 D-Mark

Ihre Tour nannte sich vor 36 Jahren „Break Every Rule“ („Breche jede Regel!“). Die US-Sängerin brach selbst die Regeln, wonach etwa Frauen über 50 Jahren angeblich keine sexy Outfits tragen dürfen und für eine Weltkarriere eigentlich zu alt sind. Die vier Konzerte in Stuttgart begannen mit „What You Get Is What You See“. Auch der Hit „Help“ von den Beatles stand auf der Set-Liste. Die Abende endeten mit „Notbush City Limits“ und „Paradise is Here“. Der Eintritt kostete damals 35 D-Mark für einen Stehplatz im Innenraum.

Drei Jahre später legte Tina Turner in Stuttgart noch eine Schippe drauf: Am 2. Juni 1990 spielte sie auf ihrer „Foreign Affair Tour“ im Neckarstadion vor 52 000 Besucherinnen und Besucher.

Das Publikum war völlig begeistert

Am 16. März dieses Jahres feierte das von Tina Turner autorisierte Musical, das ihr Leben mit allen Höhen und Tiefen auf die Bühne bringt, Stuttgart-Premiere im Apollo-Theater. Das Publikum war völlig begeistert und glaubte, in Aisata Blackman, der Darstellerin der Tina, das Original zu sehen – so gut ist die Holländerin in dieser Rolle. Das Auf und Ab des Lebens, von dem das Tina-Turner-Musical handelt, sei ihr vertraut, sagte Blackmann, wenn auch nicht in der Härte wie bei der US-Amerikanerin, die bekanntlich einst Opfer von häuslicher Gewalt geworden war. Die Botschaft der Show beschreibt Blackman so: „Wenn du an deine Träume glaubst und ihnen mit Power folgst, kannst du es schaffen.“

Auch am Mittwochabend ist das Musical auf den Fildern gespielt worden. Am Anfang des zweiten Aktes kam die traurige Nachricht vom Tod der 83-jährigen Tina Türner. Die Show wurde fortgesetzt, etliche Darstellerinnen und Darsteller waren „einfach sprachlos“, wie ein Sänger uns sagt. Ein Mitarbeiter der Stage informierte das Publikum am Ende der Vorstellung; die Zuschauer gingen traurig nach Hause, nicht gut gelaunt, wie sonst immer.

Zur Premiere im März konnte Tina Turner aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Stuttgart reisen. Aber ihr Ehemann Erwin Bach reiste aus Zürich an. Heimlich schlich er sich ins Theater, an den Fotografen und am roten Teppich vorbei. 40 Jahre lang waren die beiden ein Paar, seit 2013 miteinander verheiratet. Anfangs hatten die Boulevardmedien den Rheinländern noch als Tina Turners „Toyboy“ verspottet, also als lebendes Spielzeug. Doch bald wurden die Fans schlauer: Diese besondere Liebe ging durch Höhen und Tiefen. Bach hat seiner Frau eine Niere gespendet, ihr so das Leben gerettet, als sie dringend auf eine Transplantation angewiesen war. Er stand ihr auch bei beim Tod ihrer beiden Söhne.

Ihr Ehemann Erwin Bach bedankte sich backstage beim Ensemble

Bei der Premiere saß Bach neben dem Stuttgarter OB Frank Nopper vor der Bühne. Nach der euphorisch bejubelten Show, nach einem donnernden Schlussapplaus, der wohl in die Geschichte der Stuttgarter Musicals eingehen wird (selten wird so extrem laut gejubelt und geklatscht), bedankte sich der Mann von Tina Turner backstage beim Ensemble und vor allem auch bei Hauptdarstellerin Aisata Blackman persönlich. Auf die Frage, wie es seiner Frau geht, sagte er, es gehe ihr ganz gut, sie wolle aber nicht mehr im Scheinwerferlicht stehen.

Stage Entertainment gibt „aus Respekt“ kein Statement zum Tod

Stephan Jaeckel, der Unternehmenssprecher der Stage Entertainment, wollte am Abend nichts zum Tod von Tina Turner sagen, die er persönlich kennengelernt hatte. „Wir sind von ihren Angehörigen gebeten worden, aus Respekt keinerlei Statements zu geben“, sagte er unserer Redaktion. Ihre Songs leben weiter und werden auch nach ihrem Tod die Menschen begeistern.