Trainingsrunde für den Lebenslauf, der vom 12. bis 19. September in Stuttgart stattfindet. Foto: Abseitz

In Afghanistan drohen Taliban damit, Schwule zu steinigen. Das Land, in dem der Westen gescheitert ist, steht beim 15. Stuttgarter Lebenslauf im Fokus. Mitte September wird Geld gesammelt für Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung fliehen müssen.

Stuttgart - Aus dem Abseits einer Randgruppe sind sie längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen: 1993 haben in Stuttgart 15 schwule Volleyballspieler einen Verein gegründet, dem heute über 800 Mitglieder angehören, die sich in 19 Abteilungen sportlich betätigen. Doch nicht allein um den Sport geht es dem Verein Abseitz (mit z am Schluss!) – es geht auch um Solidarität und um die Sensibilisierung für die Lage von queeren Menschen, deren Leben in fernen Ländern immer noch nicht normal läuft, von denen viele deshalb aus der Heimat geflüchtet sind.

Die Befürchtung ist groß, dass sich die Lage für LSBTTIQ-Menschen in Kabul dramatisch verschlechtert. „Mit großer Sorge schauen wir auf die Entwicklung in Afghanistan“, sagt einer der Organisatoren des 15. Lebenslaufs in Stuttgart, „denn die Unterdrückung und aktive Verfolgung von homosexuellen Menschen dürfte unter der Herrschaft der Taliban zunehmen, sollte die Scharia konsequent durchgesetzt werden.“ Schon davor hätten viele Schwule, Lesben und Transgender in Afghanistan wegen Verfolgung im Untergrund gelebt.

Lebenslauf sammelt für LSBTTIQ-Geflüchtete

Der Verein Abseitz ruft immer im Spätsommer zu einen Benefizlauf durch Stuttgart auf. Coronabedingt sollen Cliquen oder einzelne Personen vom 12. bis 19. September in kleinen Gruppen laufen – auf Strecken, die wie gewohnt fünf oder zehn Kilometer lang sind. Die Teilnahmegebühr beträgt 20 Euro. Darüber hinaus wird um Spenden gebeten. Der Erlös geht in diesem Jahr an Organisationen, die sich um Menschen kümmern, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität aus ihrer Heimat fliehen mussten oder vor der Flucht stehen. Der Lebenslauf soll „dazu beitragen, breiter für die Situation von LSBTTIQ-Geflüchteten – etwa aus Ländern wie Afghanistan oder dem Iran - zu sensibilisieren“, so die Veranstalter. „ Allein im Iran sind seit 1979 schätzungsweise 4000 bis 6000 Menschen wegen mutmaßlicher Homosexualität hingerichtet worden“, sagt ein Mitglied des Vereins.

Schirmherrin ist die Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann

Der 15. Lebenslauf, dessen Schirmherrin die Stuttgarter Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann (Grüne) ist, soll auch in den sozialen Medien viel bewegen. „Ihr postet ein sportlich-lustiges Foto auf unserer Facebook- oder Instagram-Seite und verlinkt uns oder postet unter dem #stuttgarterlebenslauf“, heißt es in dem Aufruf des Vereins Abseitz. „Stuttgart ist eine weltoffene und vielfältige Stadt, und wir als Stadtverwaltung setzen uns für die gleichberechtigte und diskriminierungsfreie Teilhabe aller Personen und Bevölkerungsgruppen am gesellschaftlichen Leben ein“, betont Schirmherrin Sußmann. Ab sofort kann man sich online beim 15. Lebenslauf anmelden. Umhängetaschen werden dann verschickt. Unter anderem ist die frühere Landtagsabgeordnete Brigitte Lösch mit einer Gruppe der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber dabei, dessen neue Vorsitzende sie ist. Am 19. September, 15 Uhr, gibt eines Abschlussveranstaltung in Präsenz bei der Friedrich von Cotta Schule, Sickstraße 165.