Corona war hart für die Kultur – jetzt, klagt Michael Panzer alias Wommy Wonder, kommt es noch härter! Der Travestie-Star schlägt Alarm und stößt auf Zustimmung der Kulturszene.
Stuttgarts Kulturszene ist bedroht! Mit dieser Warnung ist der Travestiekünstler Michael Panzer alias Frl. Wommy Wonder über die sozialen Medien an die Öffentlichkeit gegangen – und erhält seitdem breite Zustimmung von Veranstaltern, vom Publikum, von Vereinen sowie von Künstlerinnen und Künstlern. Viele Veranstaltungen, Open-Airs und Kleinkunst-Aufführungen seien gefährdet – als Folge dessen, was sich gerade „klammheimlich hinter den Kulissen der Politik“ abspiele, klagt Wommy. Selbst etablierte Reihen, die jahrzehntelang liefen, fänden „einfach nicht mehr statt“, beobachtet Panzer und stellt provokant die Frage: „Kapiert Berlin überhaupt, was sich gerade an der Basis abspielt, weil überall der Kulturetat enorm zusammengestrichen wird?“
Auch für Vereine wird es schwieriger
Panzer schlägt Alarm, weil es immer schwerer werde, Engagements zu bekommen. „Heute gingen bei mir vier Stornos herein“, berichtet der Travestiestar. Damit stehe er keinesfalls allein. Selbst ausverkaufte Veranstaltungen rechneten sich aufgrund steigender Kosten nicht mehr, erklärt das Kult-Fräulein Wommy – und spricht ein weiteres Problem an: „Gleichzeitig werden Vereine, die ein- oder zweimal im Jahr bunte Abende veranstalten, um sich die Vereinskasse zu füllen, von Juli an zu elektronischen Kassensystemen mit Finanzamtsanbindung verpflichtet, damit sie nicht Millionen an der Steuer vorbeimogeln.“
Doch was bleibe in Wahrheit übrig „nach Abzug von immer höher werdenden Kosten für Gema, Saalmiete, Technik und verpflichtende Caterer“, die man bei Vertragsabschluss mitbuchen müsse? Oft seien die Zahlen rot, die blieben. „Welcher Verein hat da noch Lust oder das nötige Kleingeld, etwas zu veranstalten?“, fragt Michael Panzer. Solche Kassensysteme gebe es neben der verpflichtenden Einweisung auch nicht für lau. Der Traviestiekünstler wird noch deutlicher: „Und seien wir ehrlich. Egal was so ein Verein am Finanzamt vorbeimogeln könnte, es ist ein Nasenwasser verglichen mit dem, was große Firmen legal am Fiskus vorbeischleusen oder unsere Experten aus Berlin wegen Fehlentscheidungen an Schaden verursachen.“
Der CDU-Stadtrat und Winzer Michael Warth, der Vorsitzende des Weinfestvereins Untertürkheim, beobachtet mit Sorge, wie bei steigenden Kosten für Vereinsfeste die Umsätze immer weiter sinken. Hinzu käme, dass die Behörden immer umfangreichere Auflagen stellten, die mit hohen Ausgaben verbunden seien: „Manches mag sinnvoll sein, doch vieles ist maßlos übertrieben.“ Ein weiteres Problem sei, dass viele Besucher eigene Getränke mitbrächten. „Die kommen zum Teil mit Kinderwagen voller Bierflaschen“, sagt Warth. Für etliche Vereine, die vom Ehrenamt leben und die, anders als früher, Mehrwertsteuer im vollen Umfang abführen müssten, rechne sich ein Fest kaum noch, vor allem abseits des Stadtzentrums nicht mehr.
Rückzahlungen innerhalb kurzer Zeit
Der Appell von Frl. Wommy Wonder: „Liebe Verantwortlichen in Berlin, geht in euch und schämt euch. Und wenn ihr damit durch seid (es sollte dauern), betreibt Schadensbegrenzung und überarbeitet diese (und weitere) Schnellschussentscheidungen!“ Offensichtlich wüssten viele Politikerinnen und Politiker gar nicht, wie sie gerade die Kultur zerstörten. Als Lösung schlägt der Travestiestar vor: „Die Abgabenflut gehört auf den Prüfstand. Die Gema ist mittlerweile völlig überzogen, die Abgabe an die Künstlersozialkasse auch, Saalmieten und Technik sind exorbitant, Nebenkosten und Strom ebenfalls. Die Politik sollte kapieren, dass gerade solche kleinen Veranstaltungen und Vereine zum Gesamtgelingen und zur guten Stimmungslage beitragen.“
„Das ist ein regelrechter Verrat am Ehrenamt“
Für die klaren Worten erntet Michael Panzer viel Beifall in den sozialen Medien. Wütend sind die Betroffenen auch, weil sie als Solo-Selbstständige Corona-Hilfe und Gewerbesteuer für drei Jahre innerhalb kurzer Zeit nachzahlen müssten – dafür ist aber die Stadt, nicht Berlin zuständig.
Für die Vereine beklagt ein User beim Wommy-Post den „Vorschriften-Wahn“ der öffentlichen Hand. Die Verantwortlichen in der Politik müssten „endlich wieder Verantwortung übernehmen und mutig sein“. Viele Vorschriften seien Auslegungssache, aber die öffentliche Hand wälze komplett alles auf die Vereine ab. Dies sei „ein regelrechter Verrat am Ehrenamt“.