Mustafa Ünal: Daumen hoch für eine Zukunft bei den Stuttgarter Kickers. Foto: Baumann/Julia Rahn

Es hat schon schnellere und einfachere Vertragsverlängerungen gegeben, doch nun sind sich die Stuttgarter Kickers und Cheftrainer Mustafa Ünal einig geworden.

Die Kuh ist vom Eis: Nach zähen Wochen und mehreren Verhandlungsrunden haben sich Fußball-Oberligist Stuttgarter Kickers und Trainer Mustafa Ünal auf eine Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Vertrags geeinigt. Der neue Kontrakt läuft bis 30. Juni 2025. „Wir sind froh, dass wir unseren gemeinsamen Weg weitergehen können. Wir haben die Gespräche auch als Gelegenheit genutzt, um bestimmte Abläufe im Verein mit Blick auf die angestrebte Fortentwicklung noch konkreter zu regeln und festzuzurren“, sagte Kickers-Präsident Rainer Lorz.

„Es war mir immer wichtig, dass wir jetzt die Voraussetzungen schaffen, um für die kommenden Aufgaben gerüstet zu sein“, wird Ünal in der Pressemitteilung zitiert. Auch Sportdirektor Marc Stein blickt hoffnungsvoll in die Zukunft: „Ich freue mich, dass sich Mustafa für die Kickers entschieden hat und dass wir weiter gemeinsam an der Zukunft der Stuttgarter Kickers arbeiten können.“

Reduzierte Lehrertätigkeit

Damit kein falscher Verdacht aufkommt: Dass sich die Gespräche derart in die Länge zogen, lag weitgehend am Abstimmen der grundsätzlichen sportlichen Ausrichtung des Vereins. „Wir müssen uns einfach alle einig sein, dass wir den eingeschlagenen Weg mit voller Hingabe gemeinsam weitergehen wollen. Entscheidend ist es, dass alle von diesem Weg, der am besten zu den Stuttgarter Kickers passt, überzeugt sind“, hatte Ünal bereits im Dezember gesagt. Geplant ist, dass er seine Lehrertätigkeit im kommenden Schuljahr reduziert, in der Saison 2024/25 dann komplett aufgibt. Die entsprechende finanzielle Kompensation war Gegenstand der Vertragsgespräche auf der Zielgeraden der Verhandlungen.

Der Chefcoach hatte frühzeitig seine Sicht der Dinge offen auf den Tisch gelegt. Dabei ging es als ganz wesentlichem Punkt auch um die Abgrenzung der Kompetenzen zwischen ihm und Sportdirektor Marc Stein . Wer gibt die Richtung vor in sportlichen Fragen? Wer hat das Sagen bei Kaderzusammenstellung und Trainingsgestaltung? Ünal legt besonders großen Wert darauf, den Schwerpunkt auf hungrige Spieler aus der Region zu setzen.

Professionalisierung auf allen Ebenen

„Ich bin sicher, dass es genügend Talente in unserem NLZ und in der Region gibt, mit denen die Kickers auch eine Klasse höher bestehen können“, so die Meinung des 39-Jährigen. Stein steht dieser Haltung auch nicht ablehnend gegenüber, streicht aber immer wieder das Ziel der Weiterentwicklung und Professionalisierung auf allen Ebenen heraus. Dem wiederum steht auch Ünal offen gegenüber: „Natürlich wollen wir uns immer weiterentwickeln und verbessern, aber es muss unser eigener Weg sein, mit unserer eigenen DNA und Identität, wofür wir als Stuttgarter Kickers stehen wollen. Wichtig ist, bodenständig zu bleiben, gierig und fleißig zu sein.“

Kickers-Präsident Lorz sieht in dieser Unterschrift mehr als nur eine „gewöhnliche Vertragsverlängerung“. Vor allem durch sein langjähriges Engagement für den Verein und die Jugend passe Ünal perfekt zu den Kickers. „Er hat in den vergangenen fünf Jahren bewiesen, dass er den Verein versteht – und das war für uns alle sehr wichtig.“ Lorz und der gesamten Chefetage ging es im Zuge der Vertragsgespräche aber auch um generelle Fragen: Wie viel Entscheidungsmacht und Handlungsspielraum bekommen die leitenden Angestellten?

Wie viel Entscheidungsmacht und Handlungsspielraum bleiben beim Verein? Und: In welcher Art und Weise werden die Vereinbarungen vertraglich in Form gegossen, damit der Verein in diesem schnelllebigen Geschäft sich auch die nötige Flexibilität erhält, um gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt nachjustieren zu können?

Das Abwägen dieser Aspekte hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Die Zukunft wird zeigen, ob sich das alles gelohnt hat und wie es sich in der Realität umsetzen lässt.