Kabarettist Rolf Miller, in Satire-Kreisen auch als Halbsatz-Virtuose bekannt. Foto: imago images/Eventpress/Eventpress Fuhr

Am 11. August laden Freunde der Stuttgarter Kickers zu einer Trostrunde für den verpassten Aufstieg ein. Bei dieser Blauen Show wirkt auch der Kabarettist Rolf Miller unentgeltlich mit. Warum er das macht und was er mit Fußball am Hut hat, verrät er im Interview.

Am 11. August (19 Uhr) steigt bei den Sportfreunden Stuttgart die Blaue Show der Stuttgarter Kickers, ein Mix aus Kabarett und Live-Musik, Geschichten und Gesprächen. Stargast ist der Kabarettist Rolf Miller, in Satire-Kreisen als Halbsatz-Virtuose bekannt.

Herr Miller, wie kommt es, dass Sie unentgeltlich bei der Blauen Show am Start sind?

Da hat der Edel-Blaue Joe Bauer den größten Anteil. Zunächst dachte ich, dass es bei dem Auftritt um einen seiner Flaneursalone geht, erst später habe ich realisiert, dass es sich um eine Benefizveranstaltung handelt.

Die auch als Trostrunde für den entgangenen Aufstieg der Stuttgarter Kickers bezeichnet wird.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich gar nicht mehr so extrem drin bin im Fußball und gar nicht mitbekommen habe, dass die Kickers hauchdünn am Aufstieg vorbeigeschrammt sind. Joe hat es mir dann erklärt, und ich habe gesagt: Okay, das machen wir. Wenn man da ein paar Fußballfans trösten kann, ist das doch schön. Ich habe ja auch bis vor fünf Jahren 25 Jahre lang am Marienplatz in Stuttgart gelebt, zudem habe ich alles mit Karl Allgöwer abgesprochen.

Mit Karl Allgöwer?

Er ist ein guter Freund von mir, er ist sehr Kabarett-affin. Er hat keinerlei Bedenken, dass ich am 11. August auf der Waldau auftrete.

Den „Wasen-Karle“ haben die Kickers ja auch groß gemacht.

Aber ich kenne den Karl halt nur aus seinen VfB-Zeiten. Das allererste Bundesligaspiel, das ich gesehen habe, war übrigens 1978 das Spiel VfB – FC Bayern München. Das ging 2:0 aus. Für den VfB hat Walter Kelsch ein Tor geschossen, das weiß ich auch noch.

Ebenfalls ein Ex-Blauer.

Ich weiß, diesen innerstädtischen Farbenwechsel vollzogen ja auch Jürgen Klinsmann, Guido Buchwald und andere.

Sie sind ein ausgewiesener Fußballfachmann.

Auf jeden Fall! Immerhin habe ich es auf acht Kolumnen im Fachmagazin „Kicker“ gebracht. Aber das ist schon lange her.

Kicken Sie noch selbst?

Ich trainiere lieber im Fitnessstudio mit meinem guten Freund Harald Stock, dem ehemaligen Konditionstrainer von Ralf Rangnick, Felix Magath und Thomas Tuchel. Dazu spiele ich gerne Tischtennis und seit vier Jahren Tennis, da bin ich mit meiner Forchheimer Mannschaft inzwischen auch bei Turnieren am Start.

Sie stammen aus Walldürn im Odenwald, wohnen bei Erlangen. Welchem Lieblingsclub drücken Sie denn die Daumen?

Ich habe eigentlich immer eher einzelne Spieler toll gefunden: Pierre Littbarski, Mehmet Scholl, Bernd Schneider, Ronaldinho, Messi – die feinen Super-Techniker eben. In welchem Verein die spielen, interessiert mich überhaupt nicht. Die Spieler wechseln die Vereine ja schneller wie die Unterhose. Da habe ich keine Lust mehr hinzugehen. Als Kind war ich wegen Gerd Müller Bayern-Fan.

„Streich hat etwas Mutiges“

Und heute?

Schwierig. Borussia Dortmund unter Jürgen Klopp fand ich faszinierend. Der damalige Fußball des BVB mit einem überragenden Mario Götze wurde von den Bayern kopiert. Clubs wie Mainz 05 oder den SC Freiburg finde ich sehr sympathisch, vor allem auch wegen Christian Streich.

Was gefällt Ihnen am Sportclub-Coach?

Streich ist eine Figur, die etwas Mutiges hat. Er würde das zwar bestreiten, aber es ist so. Das ist auch eine Parallele zur Bühne. Da musst du auch Sprüche klopfen, ohne dass es nur Sprücheklopferei ist. Genau das macht Streich – und das verbindet extrem. Er hat nämlich auch richtig Humor, manchmal vielleicht auch unfreiwillig, aber selbst den lässt er in seiner Bescheidenheit nicht immer raus. Dass jemand Humor hat, ist in der Fußballbranche sehr selten. Wissen Sie was meine Lieblingsbezeichnung für einen Fußballer ist?

Wir sind gespannt.

Schädel-Harry (Anm.d.Red.: Spitzname des früheren Stürmers Harald Karger), das ist nicht zu toppen. Wer so in die Fußball-Geschichte eingeht, der hat es geschafft. Der krasse Gegensatz ist die sogenannte Lichtgestalt Franz Beckenbauer.

Blaue Show

Termin
Kickers-Freunde präsentieren am 11. August (19 Uhr) einen Abend mit Kabarettist Rolf Miller, Journalist Joe Bauer, Buchautor Bernd Sautter, Kickers-Legende Ralf Vollmer sowie Livemusik mit Eva Leticia Padilla und Uwe Metzler.

Ort
Sportfreunde Stuttgart, Keßlerweg 5. Je nach Wetterlage im oder vor dem Vereinsheim. Einlass 18 Uhr, Eintritt frei, Anmeldung unter blaueshow@kickers-fanprojekt.de. (jüf)