Noch wird fleißig aufgebaut. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Lange mussten wir auf Glühwein und Budenzauber verzichten. In Esslingen und Ludwigsburg wird bereits gefeiert. Am Mittwoch beginnt auch in Stuttgart der Weihnachtsmarkt.

Schnee ist nicht in Sicht. Garstig genug ist es dennoch, um sich mit einem Glühwein zu wärmen. Dieses Jahr darf man nach zwei Jahren Pause wieder feiern. Die Weihnachtsmärkte beginnen. Wir sagen Ihnen von A bis Z, was Sie dort erwartet.  

A wie Advent Das ist die Zeit, in der die Menschen sich auf die Ankunft Christi vorbereiten. Aber zu besinnlich sollen sie nicht werden, sondern viel einkaufen und die Konjunktur ankurbeln. Hernach belohnt man sich mit G wie Glühwein.

B wie Barock So nennen die Ludwigsburger ihren Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz, der am Dienstag begonnen hat. Wie sollte es anders sein in einer Stadt, in der nicht nur das Barock blüht, sondern der barockste Herrscher Europas residierte. König Friedrich I. von Württemberg war so fett, dass Napoleon bei seinem Anblick ausrief, er habe nicht gewusst, dass sich menschliche Haut so dehnen könne.  

C wie Christkindleinmarkt Nicht zu verwechseln mit dem Christkindlesmarkt in Nürnberg. Christkindleinmarkt, so hieß einst der Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Misstrauisch beäugt von der Kirche, siehe unter U wie Umtriebe. Ursprünglich war er ein Viehmarkt. Später vergnügten Seiltänzer und Gaukler das Volk, Elefanten, Tanzbären und Tiger wurden vorgeführt. Im Jahr 1850 waren 1200 Händler auf dem Markt. Heute sind es 220 Stände.  

D wie Dämmerlicht Hach, was war die Aufregung groß. Manche hätten am liebsten die Weihnachtsmärkte abgeschafft, um jedes Quäntchen Strom zu sparen. In Stuttgart hat man die Glanzlichter auf dem Schlossplatz heuer nicht aufgebaut. Und die W wie Weißtanne darf nicht so leuchten wie gewohnt. Was das Geld spart? Siehe K wie Kosten. 

E wie Engel In Ludwigsburg wird man von Engeln beschützt. Die wachen an allen Ecken des Marktplatzes über einen. Und rufen einem zu: Fürchtet euch nicht! Und wenn, dann nur vor zu viel gepanschtem G wie Glühwein.  

F wie Frostbeulen Man denkt ja, G wie Glühwein helfe gegen Frostbeulen. Doch das ist falsch. Alkohol weitet die Gefäße. Anfänglich wird’s zwar wärmer, dafür friert man später umso mehr. P wie Punsch dagegen heizt ohne Nebenwirkung.   

G wie Glühwein Wer hat ihn erfunden? Ein Schwabe. Der Augsburger Rudolf Kunzmann hatte es den Römern nachgemacht und 1956 Gewürze in den Wein gekippt, dazu Zucker, ganz viel Zucker. Prompt setzte es eine Strafe wegen Verstoßes gegen das Weingesetz. Eine typische deutsche Geschichte. Wo sonst bekommt man als Beleg für eine Erfindung einen Bußgeldbescheid.  

H wie Halleluja Im Innenhof des Alten Schlosses singen Musikgruppen und Chöre aus der Region jeden Abend um 18.30 Uhr.  

I wie intim Eigentlich ist der Schwabe am liebsten mit sich allein. Erstaunlich ist, dass er sich die Drängelei zwischen den Buden antut. Aber gut, hierzulande vergleicht man immer Preise, nicht nur, wenn die Inflation droht. Wenn man einige Cent sparen kann, stört auch die Drucketse nicht.  

J wie Julbock Er ist das skandinavische Christkind und beim finnischen Dorf auf dem Karlsplatz anzutreffen. Die Germanen verehrten einst den Ziegenbock, im Norden brachte er die Geschenke, bis ihn der Weihnachtsmann verdrängte.  

K wie Kosten Die volle Beleuchtung der Stadt samt Glanzlichter, Königstraße und Bäumen hätte knapp 5000 Euro gekostet, sagt Tourismuschef Armin Dellnitz. Zahlbar an die Stadtwerke. Nun spart man etwa die Hälfte.  

L wie LED 22 500 LED-Lampen schmücken die W wie Weißtanne auf dem Schlossplatz. Halb so viele wie 2019, beim bisher letzten Weihnachtsmarkt.  

M wie Marktzeiten Geöffnet ist der Stuttgarter Weihnachtsmarkt montags bis donnerstags von 10 bis 21 Uhr, freitags und samstags von 10 bis 22 Uhr, sonntags von 11 bis 21 Uhr.  

N wie Nagelfeile Es gibt nicht nur Kitsch und Kunstvolles auf dem Weihnachtsmarkt, sondern auch Praktisches. Pfannen und Töpfe finden sich dort, lautstark angepriesen, und natürlich die Klassiker unter den Geschenken: Socken und Krawatten.  

O wie Orgelkonzerte In der Stiftskirche finden vom 28. November bis 22. Dezember jeden Tag von 13.15 bis 13.45 Uhr Orgelkonzerte statt. Der Eintritt kostet vier Euro.  

P wie Punsch Stammt ursprünglich aus Indien. Hieß dort Pantsch, das ist Hindi für Fünf, weil die fünf Zutaten Palmwein, Tee, Zitrone, Zucker, Gewürze hineingehören. Sogar Friedrich Schiller schmeckte der Punsch, er dichtete: Eh es verdüftet, Schöpfet es schnell, Nur wenn er glühet, Labet der Quell.  

Q wie Quaddeln im Bauch, ziemliches Magenreißen und ein schweres Erwachen am nächsten Morgen riskiert, wer sich im Überschwang zu viel G wie Glühwein schmecken lässt.  

R wie retro Das Antikzelt auf dem Karlsplatz gibt es nicht mehr. Es wurde durch eine Winterhütte ersetzt. Die Stände der Händler stehen nun auf dem Schillerplatz.

S wie Stille Nacht Wenn Oberbürgermeister Frank Nopper am Mittwoch um 18 Uhr im Innenhof des Alten Schlosses den Stuttgarter Weihnachtsmarkt eröffnet, dann singt man natürlich „Stille Nacht“. Hernach hoffen die Händler bis zum Ende des Weihnachtsmarkts am 23. Dezember aber, ein anderes Lied trällern zu können: Kling, Kässchen, klingelingeling!  

T wie Tourismus Grüezi miteinand. Kommen die Schweizer wieder? Vor Corona reisten die Besucher gar aus Spanien und Polen an. Momentan ist nicht klar, wie viele Gäste aus dem Ausland kommen werden. Viele Veranstalter konnten ja Anfang des Jahres noch keine Reisen planen und anbieten.  

U wie Umtriebe Der Kirche war das Feilschen auf dem Christkindleinmarkt zu profan. Sie drang auf ein Ende des Treibens. Der Magistrat verzichtete schließlich auf den „in den Weyhnachten gehaltenen Christkindles-Marckht“. Herzogin Magdalena Sybilla bestätigte in einer Urkunde vom 22. November 1692 die Aufhebung des Christkindleinmarkts, erlaubte aber zugleich einen neuen Jahrmarkt. Ab 1780 startete der Markt am Dienstag nach dem dritten Advent. Der neue Name „Wintermarkt“ setzte sich nicht durch, die Menschen sprachen wie eh und je vom „Christkindleinmarkt“; der allmählich vom „Weihnachtsmarkt“ abgelöst wurde.  

V wie vegan Wer vegan lebt, der hat es schwer auf den Weihnachtsmärkten. Selbst dem G wie Glühwein muss er misstrauen, viele Weine werden mit Gelatine geklärt. Andererseits soll es ja auch Glühwein geben, der gar keinen Wein enthält.  

W wie Weißtanne Die Weißtanne aus dem Welzheimer Wald ist stramm gewachsen und wirkt vor dem Königsbau mit ihren 22 Metern imposant. Doch in Dortmund haben sie den längsten. 45 Meter groß ist dort der Weihnachtsbaum. Allerdings ist das Schmu, denn sie heften dafür 1000 Rotfichten zusammen.  

X wie XXL Alle Jahre wieder wird diskutiert, welches der größte Weihnachtsmarkt sei. Stuttgart ist dieses Jahr allerdings kleiner als üblich. Etliche Krämer haben abgesagt, sie bekamen keine Ware oder hatten Angst vor einer neuerlichen Absage. Deshalb gibt es statt 280 nur 220 Stände. 

Y wie Yak Das findet sich leider nicht auf dem Weihnachtsmarkt. Dafür wohnen in der Krippe in der Sporerstraße zwei Lämmer, zwei Schafe und ein Esel. 

Z wie Zeitreise In Esslingen begegnet man seit Dienstag wieder allerhand fahrendem Volk: Marketender, Gaukler, Bänkelsänger und Feuerschlucker sind unterwegs. Man taucht ins Mittelalter ein. Glücklicherweise mit einer Ausnahme: Die Toiletten sind nicht zeitgenössisch.