Serkan Eren an der Grenze zwischen der Türkei und dem Iran Foto: Stelp

Es ist eine Reise ins Ungewisse. Serkan Eren von der Hilfsorganisation Stelp macht sich auf den Weg in den Iran. Um Nahrungsmittel zu bringen, und um Menschen herauszuholen.

Es war vorerst das letzte Lebenszeichen. Ein kurzes Telefonat vom Grenzübergang Kapiköy. Noch auf der türkischen Seite ist Serkan Eren da. Noch kann der Gründer und Geschäftsführer von Stelp Kontakt mit Zuhause aufnehmen. Doch sobald er in den Iran kommt, wird er unterwegs sein wie anno dazumals, denn das Regime im Iran hat alle Kommunikationswege gekappt, kein Internet, kein Telefon.

Insofern weiß Eren auch nicht, was ihn erwartet. Und wer ihn erwartet. Von Stuttgart aus hat er versucht so gut als möglich zu organisieren. 25 Fahrer mit ihren Lastern erwarten ihn hinter der Grenze. Die einen sollen Menschen Richtung Türkei fahren, die anderen Lebensmittel nach Teheran. Ob das klappt? Eren weiß es nicht. „Wir haben keinen Kontakt mehr“, sagt er. Auch ob die Iraner ihn ins Land lassen weiß er nicht. „Das ist willkürlich“, sagt er. Hofft aber, dass ihm sein Status als Mitarbeiter einer Hilfsorganisation zu Gute kommt. Und ihn schützt. Denn die Zustände im Land waren ja schon vor den Attacken Israels, der USA einerseits und des Irans andererseits grauenerregend. Das Regime, das Menschen willkürlich verhaftet, foltert und hinrichtet, ist nun völlig unberechenbar geworden. Alle 20,30 Kilometer gebe es Checkpoints, hat Eren gehört. Ausländer werden als Spione verhaftet, ins Gefängnis geworfen oder gleich erschossen.

Das Risiko ist groß. Zumal es keine Möglichkeit gibt, Hilfe zu rufen. Im Land selbst hat er Kontakt, von einer früheren Aktion. Aber sich zu melden, das wird kaum möglich sein. Doch warum tut er das? Warum tut er sich das an? „Bei Stelp haben sich viele Menschen gemeldet und um Hilfe gefleht“, sagt er. Viele Deutsch-Iraner haben darum gebeten, ihren Angehörigen zu helfen. Eren hatte Kontakt mit sieben älteren, teils kranken Iranern, die er in die Türkei bringen will. Oder bringen lassen will. Und die Zahl der Hilferufe nimmt täglich zu. Zudem will er Lebensmittel nach Teheran bringen.

In der iranischen Hauptstadt Teheran steigt nach einem Luftangriff auf ein Öllager Rauch auf. Foto: Vahid Salemi/AP/dpa

In der Stadt leben gut 9 Millionen Menschen. Viele sind vor den Luftangriffe geflohen, haben ihre Häuser verlassen. Weil sie zerstört wurden, oder weil Einrichtungen der Regierungen und Revolutionsgarden in der Nähe sind. Und Bombardements zu befürchten sind. Deshalb leben viele Menschen in Zelten in Parks. Dort fühlen sie sich sicherer, hat Eren erfahren. Allerdings seien kaum noch Lebensmittel zu bekommen. Die will Eren auf dem Land kaufen und mit seinen Lastern nach Teheran bringen. Ob das klappt? Er hofft es. Zunächst fährt er am Montag ins Ungewisse. Und zuhause hoffen sie auf Lebenszeichen.