Die Hallen der Landesmesse waren über viele Monate verwaist. Nun beginnt der Neustart nach Corona. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die Folgen der Coronapandemie werden für die Messe Stuttgart voraussichtlich auch noch 2022 zu roten Zahlen führen. Dann soll erstmals eine Bürgschaft von Land und Stadt greifen.

Stuttgart - Kurz vor der seit Monaten erwarteten Wiedereröffnung der Landesmesse Stuttgart am Montag mit der Fleischer-Fachmesse Süffa hat die Ausstellungsgesellschaft auf die finanziellen Folgen ihrer 19-monatigen Auszeit hingewiesen. Die Coronapandemie bescherte der Messe 2020 einen Verlust von rund 18 Millionen Euro, für dieses Jahr rechne man mit 36 Millionen Euro. Auch für 2022 gab Geschäftsführer Roland Bleinroth gegenüber der Deutschen Presseagentur keine Entwarnung. In einem Interview mit unserer Zeitung hatte er zuvor auf die dramatische Entwicklung hingewiesen.

Besucherzahlen bleiben schwer kalkulierbar

Voraussichtlich 2022 wird die Messe-Betriebsgesellschaft erstmals eine Bürgschaft der Gesellschafter Land und Stadt (je hälftig) in Anspruch nehmen müssen. Sie umfasst bis zu 33 Millionen Euro. Der Liquiditätsengpass in diesem Jahr könne durch staatliche Liquiditätshilfen ausgeglichen werden, so eine Messesprecherin. Wann man auf die Hilfen der Gesellschafter zurückgreife, hänge vom ersten Halbjahr 2022 ab. Die Gesellschafter haben auch der Projektgesellschaft Neue Messe (ProNM), der Hallen und Anlagen gehören und die diese über eine Pacht der Betriebsgesellschaft instand hält, bereits 2020 Hilfen zugesagt. Zunächst geht es für die ProNM um einen Zuschuss in Höhe von 40 Millionen Euro, er könnte um bis zu 50 Millionen erhöht werden. Ein neuer Finanzbedarf habe sich bisher nicht ergeben, erklärte das Wirtschaftsministerium am Donnerstag.

In diesem Jahr sollen Aussteller und Gäste für 20 Veranstaltungen begrüßt werden, die Tourismusmesse CMT (15. bis 23. Januar 2022) ist laut Bleinroth ausgebucht, die Besucherzahlen bleiben aber schwer kalkulierbar. Die Messe rechne weiter mit „signifikanten Einschränkungen durch Reisebeschränkungen“, daher könne für 2022 trotz der Flaggschiffe CMT, R+T, Intergastra und AMB keine Entwarnung gegeben werden. 2023 wolle man „mehr als eine schwarze Null“ erwirtschaften und 2024 an die Rekordjahre vor der Coronapandemie anknüpfen.

Ausbauvorhaben sind derzeit kein Thema

Ausbauvorhaben mit einer weiteren Halle und Parkgaragen, die die Messe in einem Masterplan beschrieben hatte, hat das Unternehmen zur Seite gelegt. „Weitere Hallen sind definitiv kein Thema“, so die Sprecherin. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, die dem Messe-Aufsichtsrat vorsitzt, betonte am Donnerstag nachdrücklich, dass Messen „unverzichtbar und für die Wirtschaftsförderung zentral“ seien, die Messe Stuttgart agiere gemäß ihres Slogans „mitten im Markt“. Der persönliche Kontakt auf einer Messe bleibe auch in Zukunft unverzichtbar, sagte Stuttgarts Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann.