Pussy Riot beim Konzert im Mai im Renitenztheater in Stuttgart. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Nach zwei Jahren Coronapause haben die Veranstalter des Umsonst & Draußen die Punkband Pussy Riot als Headliner verpflichtet. Bis es am Freitag losgeht, hofft das Team noch auf freiwillige Helfer.

Sofern am Sonntagabend eintritt, was auf den Plakaten steht, dann ist den Veranstaltern des Stuttgarter Festivals Umsonst & Draußen ein Überraschungscoup gelungen: Zum Abschluss der 41. Ausgabe des Gratisfestivals soll am Sonntag um 21 Uhr die vor elf Jahren in Moskau gegründete Frauen-Punkband Pussy Riot die Bühne auf der Vaihinger Uniwiese bespielen, die bei den bisherigen 40 U&D-Ausgaben überwiegend von Bands aus Stuttgart und der Region bevölkert wurde. Pussy Riot ist mit Sicherheit die Band mit der größten Medienpräsenz, die je auf dem U&D aufgetreten ist. Zugleich handelt es sich laut dem Tourneeveranstalter der Band um das erste Gratiskonzert des Aktivistinnen-Kollektivs in Deutschland.

Mit einem freiwilligen Zuschlag gegen steigende Kosten

Dass Pussy Riot auf dem traditionell mit einer Kuh werbenden U&D-Plakat steht, kam so: Im Mai besuchte eine Abordnung des sogenannten offenen Plenums, das sich um Inhalt und Aufstellung des Festivals kümmert, das Pussy-Riot-Konzert im Stuttgarter Renitenztheater. Dort haben die Festival-Veranstalter die Band einfach gefragt, und die Band hat ja gesagt. „Wir sind wie immer auf alle Eventualitäten vorbereitet“, sagt Roland Brömmel, der seit Jahrzehnten für das Festival spricht. Am Sonntag um 22 Uhr soll der Auftritt von Pussy Riot jedenfalls enden. Bis das Umsonst & Draußen nach zwei Jahren Coronapause am Freitag um 18 Uhr beginnen kann, sei allerdings „ein Kraftakt“ vonnöten, so Brömmel, „wir sind aus unserer Routine raus“. Viele Kontakte seien während der Coronapause weggebrochen, „es gab noch nie so viele Unsicherheiten“. Zum Beispiel, wie viele Zuschauer kommen und ob sich genügend Helfer am Aufbau beteiligen werden. „Donnerstag und Freitag ab 10 Uhr ist jede helfende Hand willkommen“, sagt Roland Brömmel, der mit seinen Mitstreitern vom Plenum für den Freitagabend unter anderem die Band Art against Agony ausgesucht hat, für den Samstag Call me Brutus und Gomo Park und für den Sonntag eine Poetry-Slam-Show und eben Pussy Riot. Inhaltlich soll das Festival in diesem Jahr unter dem Motto „Klimaschutz selber machen“ stehen, es gibt Yoga und Kinderprogramm, Hunde sind anzuleinen, und das von außen mitgebrachte sogenannte Verräterbier ist nach wie vor verboten.

Wobei die Festival-Finanzierung per Essens-und-Getränke-Verkauf in diesem Jahr eine besondere Herausforderung darstellt: „Wir haben jetzt die Kostensteigerung von drei Jahren, aber wir haben uns entschlossen, dass wir die Preise von 2019 halten wollen“, erklärt Roland Brömmel. Die Lösung soll eine U&D-typische Aktion namens „Solidarität vs. Inflation“ bringen: „Wer es sich leisten kann, bezahlt an den Kassen einen freiwilligen Solizuschlag, die Höhe überlassen wir Euch“, heißt es dazu auf der Homepage des Festivals. Dort steht vorausschauend auch, dass das Festival freiwillige Helfer für den Abbau sucht, wenn der letzte Ton von Pussy Riot verklungen ist.

Mehr Informationen gibt es unter www.ud-stuttgart.de.