Leerer Vorlesungssaal in der Corona-Zeit Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Am Montag, 2. November, hat das Wintersemester 2020/21 an der Universität Stuttgart begonnen. Der Unibetrieb findet fast ausnahmslos über die digitale Plattform Webex statt. Erstsemester suchen nach Möglichkeiten, ihre Kommilitonen kennenzulernen.

Stuttgart - Campusführung, Stadtrallye, „Ersti-Tüten“, gemeinsame Bar- und Quizabende und, nicht zu vergessen, die legendären Erstsemester-Partys, an denen schüchtern oder angetrunken die ersten Kontakte geknüpft werden – all das fällt in diesem Semester aus oder muss in digitaler Form stattfinden. Der Lauftreff durch den Pfaffenwald ist die einzige Präsenzveranstaltung in der Ersti-Einführungswoche. Die Möglichkeiten, in dem anonymen Unibetrieb Kommilitonen kennenzulernen, sind begrenzt.

Hochschulsport als reines Online-Kursprogramm

Eine der ersten Anlaufstellen für Erstsemester, um Kontakte zu knüpfen, ist der Hochschulsport. Zwei Modelle bestimmen das Online-Sportprogramm: 30-minütige Expresskurse und einstündige „Fit & Gesund“-Kurse, an denen man von zu Hause oder vom Arbeitsplatz aus teilnehmen kann. „Hauptsächlich wird mit dem eigenen Körpergewicht gearbeitet, aber auch die Wasserflasche am Arbeitsplatz kann zum Einsatz kommen“, meint Anna-Lena Fahl, Geschäftsführerin des Hochschulsport-Teams. Dieses bietet ebenfalls Crosstraining und High-Intensity-Intervall-Training an. Indes müssen Studierende auf Mannschaftssport und Kampfsport verzichten. „Studierende können zumindest die Kamera einschalten. Aber klar, das ist definitiv ein anderer Studienstart als sonst“, so Fahl. Je nachdem, wie sich die Corona-Situation entwickelt und welche Vorgaben von der Uni-Leitung und dem Kultusministerium kommen, kann sich das Team des Hochschulsports vorstellen, wieder Präsenzkurse wie Ausdauerlauf oder Mountainbiking anzubieten. Ansonsten bleibt Erstis nur die Sportpartnerbörse, an der Ballsportpartner, Tanzpartner oder Läufer ausfindig gemacht werden können.

Die Pflanzen wachsen weiter

Einige Arbeitskreise und Referate der Studierendenvertretung finden weiterhin statt, wie zum Beispiel der Mitmachgarten. „Die Pflanzen wachsen ja weiter!“, scherzt ein Mitarbeiter der Vertretung. Ansonsten liegt es an den 32 Fachgruppen, den Kontakt zwischen Erstsemestern herzustellen. Der Studiengang Maschinenbau hat sich hierzu ein Programm überlegt, das so ähnlich funktionieren soll wie Tinder – auf den Studienbetrieb, nicht auf Dating ausgerichtet. Der Studierendenvertreter relativiert die Situation: „Viele kennen schon die digitalen Formate aus der Abiturzeit, und es gibt zum Beispiel das Mentoring-Programm, bei dem Studierende aus höheren Semestern Erstis den Studienstart erleichtern.“

Höhere Semester haben die Aufgabe, die Jüngeren zu begleiten

David Kybelka, Organisator der Einführungswoche für den deutsch-französischen Bachelor/Master Sozialwissenschaften (Fifa), sieht dies ähnlich. Er sehe die höheren Semester in der Verantwortung, die Erstsemester in den ersten Wochen zu begleiten. Die zwölf Franzosen der Fifa sind im Laufe des Oktobers nach Stuttgart eingereist, viele haben erst in einer Jugendherberge übernachtet, bis ihr negatives Testergebnis vorlag. Eine von ihnen, Orphée Daillet, sagt: „Es könnte schwierig werden, in der Corona-Zeit neue Freundschaften zu schließen, aber ich hoffe, das wird im zweiten Semester einfacher.“ Kybelka betont, gerade für die Ausländer sei es wichtig, die Ersti-Woche in Präsenzform stattfinden zu lassen, denn sie fühlten sich ohnehin schon ein wenig verloren. Dazu wurden die 24 Studenten in zwei Gruppen aufgeteilt, und jede Präsenzveranstaltung musste separat von der Uni-Leitung genehmigt werden. Kybelka meint: „Der Einstieg für die Erstsemester wird eine enorme Herausforderung. Es ist ohnehin nicht leicht, im Ausland neue Kontakte zu knüpfen, ein Netzwerk aufzubauen, und das wird in der Corona-Zeit um den Faktor 100 erschwert!“