Das Ehepaar erhielt zunächst einen Schockanruf. (Symbolbild) Foto: picture alliance / dpa/Jan-Philipp Strobel

Ein Stuttgarter Ehepaar wird von ihrer vermeintlichen Tochter angerufen, die einen tödlichen Unfall verursacht haben soll. Am Ende lotsen die Betrüger das Ehepaar zur Geldübergabe nach Karlsruhe. Die Polizei warnt und gibt Tipps.

Stuttgart - Ein Stuttgarter Ehepaar im Alter von 64 und 70 Jahren ist am Donnerstag einer besonders dreisten Bande von Betrügern aufgesessen und wurde um mehrere Tausend Euro gebracht. Die Betrüger bedienten sich der Schockanruf-Masche und lockten damit ihre Opfer nach Karlsruhe zur Geldübergabe.

Wie die Polizei meldet, hatten zwei unbekannte Frauen gegen 12.40 Uhr Kontakt zu dem Ehepaar aufgenommen. Eine der Frauen gab sich als Tochter des Paares aus und schilderte hochemotional, dass sie einen tödlichen Unfall verursacht haben soll. Nun übergab sie den Hörer an ihre Komplizin, die sich als Polizeibeamtin ausgab. Diese behauptete dann, dass ihre Tochter ins Gefängnis müsse, wenn die Eltern keine Zahlung an die Familie der Verunglückten tätigen würden. Dabei übte die Täterin immensen Druck auf die beiden aus. So forderte sie die beiden beispielsweise dazu auf, bis zur Geldübergabe in der Leitung zu bleiben, keinesfalls aufzulegen und niemanden zu kontaktieren. Das Ehepaar hob das geforderte Geld von der Bank ab und fuhr nach Karlsruhe, wo im Bereich des Hauptbahnhofs bereits der nächste Komplize wartete, der sich als Witwer des Todesopfers ausgab. Das Ehepaar übergab ihm schließlich das Geld. Als die Eheleute im Anschluss Kontakt zu ihrer echten Tochter aufnahmen, flog der Betrug auf und sie verständigten die echte Polizei.

So sieht der Abholer aus

Die Opfer beschreiben den Abholer wie folgt: Etwa 30 bis 40 Jahre alt und rund 1,75 bis 1,80 Meter groß mit kurzen, schwarzen, gegelten Haaren. Er trug bei der Geldübergabe eine Jogginghose und ein Sweatshirt. Das Ehepaar beschrieb ihn als Südosteuropäer, der gebrochen Deutsch mit mutmaßlich osteuropäischem Akzent sprach. Darüber hinaus soll der Mann eine auffällige Fußstellung gehabt haben. Offenbar standen die Füße v-förmig auseinander. Die Polizei bittet Zeugen, sich unter der Telefonnummer 0711/8990-5778 zu melden.

Da die Polizei davon ausgeht, dass sich die Anrufe und Betrugsversuche in den nächsten Tagen häufen werden, gibt sie abschließend folgende Tipps:

– Seien Sie sich bewusst, dass es sich bei dieser Art von Anrufen ausnahmslos um Betrügereien handelt. Das Ziel der Betrüger ist es, an Ihr Geld und Ihre Wertsachen zu kommen. Wie sie dieses Ziel erreichen, ob mit dem Enkeltrick, als angebliche Polizeibeamte getarnt oder anderen Betrugsmaschen spielt für die Täter überhaupt keine Rolle.

– Um Gewissheit zu haben, dass Sie auch wirklich mit einem Verwandten telefonieren, raten wir Ihnen, das Telefonat zu beenden und selbstständig den Anrufer zu kontaktieren. Legen Sie hierfür den Telefonhörer vollständig auf und wählen Sie dabei ausschließlich die Ihnen bekannte Nummer.

– Lassen Sie sich keineswegs, egal zu welcher Uhrzeit, unter Druck setzen und lassen Sie sich auf keine Diskussionen ein. Ziehen Sie bei Bedenken Verwandte, Vertrauenspersonen oder die Polizei in Ihre Entscheidungen mit ein. Legen Sie hierfür den Telefonhörer auf und wählen Sie mit der 110 den Polizeinotruf. Drücken Sie NICHT die Rückruftaste, ansonsten landen Sie wieder bei den Betrügern. Dies ist besonders wichtig, wenn Sie einen Betrug am Telefon erkannt haben.