Die ukrainische Fahne war auf den Treppen der KIrche ausgebreitet. Foto: Lichtgut/Ferdinando Iannone

Über 350 Menschen haben in Stuttgart einen ökumenischen Friedensgottesdienst für die Ukraine gefeiert. MIt dabei waren unter anderem die Bischöfe Frank Otfried July und Gebhard Fürst.

Stuttgart - Das Glockengeläut und die Orgelklänge der Stuttgarter Domkirche St. Eberhard stehen an diesem Sonntagabend nicht nur für die christliche Botschaft, sondern auch für Unterstützung. Der evangelische Landesbischof Frank Otfried July und der katholische Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, hatten zu einem ökumenischen Gottesdienst geladen, um gemeinsam für Frieden in der Ukraine zu beten.

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Damit schlossen sich sie sich einem Aufruf der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland sowie der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland an, um sich symbolisch mit den Opfern des Krieges zu verbinden.

Ukrainische Fahne auf dem Altar

In St. Eberhard war auf den Treppen zum Altar eine ukrainische Fahne ausgebreitet, dahinter saßen neben Fürst und July auch Stadtdekan Christian Hermes, Erzpriester Dimitrios Katsanos, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Baden-Württemberg, ACK-Pastoralreferentin Margret Schäfer-Krebs sowie Roman Wruszczak, Pfarrer der ukrainisch griechisch-katholischen katholischen Gemeinde.

Letztere gibt es bereits seit Jahrzehnten, sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von ehemaligen Zwangsarbeitern ins Leben gerufen. Die Kirchen stünden für Dialog und Vermittlung in dieser Zeit der Kriegslogik, betonten die Würdenträger.

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Sie beteten mit den Besucherinnen und Besuchern für Frieden in der Ukraine, sangen Lieder und sprachen Fürbitten. Bevor die Theologen schließlich gemeinsam den Segen spendeten, bedankte sich Wruszczak für die große Solidarität, die Sammel- und Hilfsaktionen. Die Ukraine sei in einer humanitären Notlage, die Menschen bräuchten das Nötigste zum Überleben, wie Medizin, Kleidung und Lebensmittel. Er warnte vor russischen Desinformationen. „Bitte suchen Sie weiterhin nach guten Quellen und der Wahrheit.“

350 Besucher kommen zum Gottesdienst

Über 350 Menschen hatten sich in St. Eberhard eingefunden, darunter Susanne Jakubowski von der Israelitische Revolutionsgemeinschaft Württemberg. Manche Besucher hatten ukrainischen Fahnen um die Schultern gelegt.

Gekommen war auch Yuliya Rogachevska, die seit 2003 in Stuttgart lebt. „Solche Gottesdienste und Veranstaltungen sind unheimlich wichtig, sie stärken, trösten – und informieren.“ In Russland herrsche vollkommene Desinformation durch das Staatsfernsehen. Dass Putin nun Abschreckungs- und Atomwaffen in Bereitschaft versetzt habe, sei eine neue ernste Stufe der Eskalation. „Er dachte, er kommt schneller voran. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass die Ukrainer so zusammenstehen.“ Sie habe Angst um ihre Familie, die in Kiew festsäße, so Rogachevska.