Christian Langer von den Füenf spricht über die Abschiedstour. Foto: /red

Darf man Comedy machen, wenn Krieg in der Ukraine ist? „Ja, man muss!“, findet Christian Langer von den Füenf, „wir müssen raus aus der Erstarrung!“ Im Interview spricht er über seine Gefühlslage zwischen Abschiedstour, Corona und Krieg.

Nach 2000 Konzerten und einer „geilen Zeit“ in über 25 Jahren hat die Band Die Füenf ihre Trennung bekannt gegeben. Eigentlich wollte die schwäbische Institution bereits im Februar ihre Abschiedstour im Theaterhaus starten. Die fünf Sänger haben gewartet, bis man die Halle wieder voll machen darf. Dies ist nun am Samstag, 9. April, 19 Uhr, der Fall. Zum Start der Abschiedstour sprachen wir mit Christian Langer alias Justice.

Herr Langer, Ihre Abschiedstour heißt „Endlich!“. Bezieht sich dieses „endlich!“ darauf, dass die Corona-Beschränkungen endlich gelockert werden oder dass es „endlich“ vorbei ist mit den Füenf nach über 25 Jahren?

Ja, „endlich“ dürfen wir wieder auftreten, trotzdem ist auch die Zeit mit Füenf „endlich“. Manche von uns haben mehr als ihr halbes Leben mit der Band verbracht: Zeit für etwas Neues! Zum Abschied können unsere Fans in unseren Konzerten „endlich“ alle Highlights aus über 25 Jahren abfeiern. Und sicher gibt es den ein oder anderen Unbelehrbaren, der vor Freude „endlich halten die Füenf die Klappe“ in die Welt posaunt. So hat jeder seine eigene Definition von „endlich“.

Mit Abschiedstourneen ist das so eine Sache. Die Scorpions oder Howard Carpendale machten erst eine und nahmen dann Abschied vom Abschied, treten seitdem munter auf. Wann ist die zweite Abschiedstour von den Füenf geplant?

Bei uns wird es wohl eher so eine „Buena Vista Social Füenf Club“-Tour durch Seniorenheime werden, wenn wir die 80 überschritten haben und die Enkelkinder fragen: „Opa, womit hast du früher dein Geld verdient?“ Also ernsthaft, es ist nichts geplant!

„Mit der Benefiz-Show können wir ein Zeichen setzen“

Bei der Ukraine-Benefiz-Show im Theaterhaus sind sie aufgetreten. Erst Corona, jetzt Krieg, was machst das mit Ihnen und Ihren Kollegen?

Es kostet viel Kraft, nicht zu verzweifeln. Zwei Jahre des Durchhaltens und hoffen auf Normalität. Nun dieser schreckliche Krieg, eine Situation, die einen ohnmächtig macht. Man fragt sich: darf man überhaupt Comedy machen? Ja, das muss man sogar. So geben wir uns gegenseitig Kraft. Raus aus der Erstarrung. Die Benefiz-Show ist eine tolle Sache, so können unsere Kollegen und wir ein Zeichen setzen und in unserem Rahmen den Ukrainern helfen.

25 Jahre Füenf – das ist eine lange Zeit. Können Sie uns trotzdem kurz Ihre Höhepunkte aus dieser Zeit verraten?

In den vielen Jahren gab es unzählige kleine und große Highlights, manchmal nur eine kurze Begegnung nach einem Konzert, eine schöne Mail eines Fans, ein Glücksmoment auf der Bühne. Die großen Konzerte waren natürlich fantastisch: 60.000 Menschen bei unserem Konzert auf dem Schlossplatz oder das Open Air mit Pur auf der Lorelei. Mein persönliches Highlight war unsere 20 Jahre Jubelgala im ausverkauften Beethovensaal, in dem ich mit neun Jahren als Teil der Hymnus Chorknaben mein erstes Bühnenerlebnis haben durfte!

Und die Tiefpunkte?

Wir haben einen tiefen Bass! An guten Tagen kommt Dottore Basso runter bis zum Subkontra-C. Andere Tiefpunkte fallen mir nicht ein!

„Zum Glück haben wir uns verändert – hoffentlich zum Guten!“

Wie hat sich das Publikum, wie hat sich die Band in 25 Jahren entwickelt und verändert?

Wir hatten von Anfang ein Mehrgenerationenpublikum. Das haben wir stets als sehr schön empfunden. Inzwischen kommen junge Erwachsene an den CD-Stand und erzählen uns, dass unsere Musik sie schon ihr ganzes Leben begleitet. Ist das nicht toll? Die Menschen haben immer gerne gesungen und gelacht. Das hat sich nicht verändert. Wir selbst sind nicht nur älter geworden, sondern hatten ja einige Umbesetzungen und mussten uns ein paarmal neu orientieren. Ich glaube, unser Songwriting ist von Show zu Show immer besser geworden. Wir wollten uns nie wiederholen und immer im „Flow“ bleiben. Deshalb sage ich: zum Glück haben wir uns verändert, hoffentlich zum Guten!

Ist es nicht ein großes Glück, wenn Musiker mit einer Band wie Die Füenf eine sichere Bank haben? Wird das nicht schwierig, wenn alle jetzt als Einzelkämpfer antreten?

Mit fünf Songwritern in der Band an einem Bühnenprogramm zu arbeiten ist nicht nur bereichernd, sondern kann durchaus kompliziert sein! Sich nach dann 29 Jahren alleine durchschlagen zu müssen kann schwierig, aber auch befreiend sein. Das wird sich zeigen. Uns allen ist bewusst, dass „ich war bei den Füenf“ nicht ausreicht, um 400 Leute in eine Veranstaltung zu locken. Allerdings traue ich jedem von uns zu, den richtigen Weg zu finden, auch ohne die anderen vier im Rücken.

Was die Sänger der Füenf für die Zukunft planen

Was für Pläne haben Sie und Ihre Kollegen?

Ich bastle gerade mit Freunden an einem neuen, englischsprachigen Singer/Songwriter-Album, als Ausgleich dazu texte ich mit meinem Ex-Kollegen Laszlo fleißig an lustigen Popliedern. Pelvis konzentriert sich auf sein Soloprojekt „Kauz“ und seine Arbeit als Vocal-Coach. Memphis wird sich um seine bereits sehr erfolgreichen Sing-Veranstaltungen kümmern. Little Joe arbeitet bereits an seinem ersten Musik-Comedy-Programm, und Dottore Basso steigt groß in die Limoncello-Produktion ein.

Was ist Ihr persönlicher Lieblingshit aus dem Repertoire und warum?

Der Song „Bring mir die Sonne“, dessen Text nur aus einer Aneinanderreihung von Patrick Lindner-Titeln besteht. Man kann einen Hit nicht immer planen. Hier ist aus einer spontanen, verrückten Idee ein Publikumshighlight geworden. Ganz aus Versehen. Das ist geil!

Was werden Sie „endlich“ tun, wenn Sie nicht mehr mit den Füenf auftreten?

Eine Indie-Band gründen und an den Wochenenden feiern, ohne Rücksicht auf meine Stimme. Außerdem viel Sex, Drugs and Lottospielen (für die sichere Rente), Ballett-Musik komponieren und im Grand Canyon wandern gehen.

Zur Person

Christian Langer
ist Singer/Songwriter und Pianist. Mit 18 Jahren gründete er seine eigene Jazz-Pop Band Supper’s Ready, studierte an der Swiss Jazz School in Bern Jazz-Gesang und formierte 1995 zusammen mit vier anderen Sängern die Füenf, mit der er bis heute deutschlandweit über 2000 mal auf der Bühne stand. Mit Band, als Solist und mit Füenf veröffentlichte er insgesamt 21 Alben, komponiert, arrangiert und textet für sich und andere Musiker, arbeitet außerdem als Vocal- und Bandcoach, Moderator und Workshopleiter. Weitere Infos unter: www.fuenf.com und www.christian-langer.com