Die Postbank hat das Aus zweier Filialen in Stuttgart verkündet – unter anderem ist die Post in der Senefelderstraße im Stuttgarter Westen betroffen. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Das Angebot an Postfilialen in Stuttgart wird immer dünner. Gleich zwei Filialen werden geschlossen – unter anderem ist die Post im Westen betroffen.

Briefe frankieren, Geld abheben und Päckchen verschicken: In der Postbank-Filiale im Stuttgarter Westen ist damit bald Schluss. Das Geschäft in der Senefelderstraße schließt ihre Pforten. Bürgerinnen und Bürger in Untertürkheim müssen ebenso künftig auf ihren gewohnten Gang zur Post verzichten. Auch hier macht die Filiale dicht.

Im Stuttgarter Westen bleibt die Filiale noch bis Frühjahr kommenden Jahres geöffnet, teilte Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier unserer Redaktion am Dienstag mit. Dann enden die Postgeschäfte in der Filiale endgültig, die wie fast alle Geschäfte der Deutschen Post vor knapp 16 Jahren von der Postbank übernommen worden war.

Der Grund für das Aus der Post: Offenbar rechnet sich das Filialgeschäft nicht mehr. „Wir schließen eine Filiale nur dann, wenn sie sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben lässt“, sagt Rittmaier. Man habe bemerkt, vor allem auch während der Coronapandemie, dass Kunden ihre Post- und Bankgeschäfte häufiger im Internet erledigen anstatt in die Filiale zu gehen. Zahlencodes aus der Smartphone-App ersetzen die klassischen Briefmarken und die Überweisung am Schalter weicht dem Online-Banking. „Wir stellen fest, dass unsere Online-Angebote zunehmend stärker genutzt werden und zwar über alle Altersgruppen hinweg.“

Fast täglich lange Schlangen vor der Filiale

Die Deutsche Post ist noch immer dafür verantwortlich, dass die Anwohner weiterhin mit Briefmarken und Paketboxen versorgt werden. Wer die Dienstleistung übernimmt, sobald die Filiale schließt, ist noch unklar. Eine Sprecherin der Deutschen Post teilt mit: „Wir sind derzeit noch auf der Suche nach einer Nachfolgelösung.“ Man führe bereits erste Gespräche mit möglichen Interessenten.

Der Bedarf ist auf jeden Fall da: Fast täglich bilden sich lange Schlangen vor der Filiale im Westen, die meisten tragen ein Päckchen unter dem Arm. Vor allem rund um die Weihnachtszeit stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Filiale unter Strom und bedienen täglich zahlreiche Kunden.

Die Mitarbeiter sollen mit dem Ende der Filiale nicht entlassen werden, teilt Rittmaier mit. Die wegfallenden Stellen sollen „sozialverträglich im Rahmen bestehender betrieblicher Vereinbarungen abgebaut“ werden.

In Untertürkheim ist Schluss im Juli

In Untertürkheim bleibt nicht mehr so viel Zeit für Postgeschäfte in der Filiale: Bereits am 20. Juli wird die Post in der Augsburger Straße endgültig geschlossen. In der Nähe soll aber gleichzeitig eine Partnerfiliale der Deutschen Post eröffnet werden, wo Mitarbeiter die Päckchen der Kunden entgegen nehmen und verschicken.

Die Postbank empfiehlt zudem, auf so genannte Paketshops auszuweichen, die unter anderem in Kiosks, Supermärkten und Schreibwarengeschäften angeboten werden. Anbieter wie DHL, DPD und Hermes lagern solche Dienstleistungen oft an kleine Ladenbetreiber aus, die mit Provisionen an Porto- und Paketposten beteiligt werden. DHL verweist zudem auf die Packstationen in der Stadt, die per Smartphone-App gesteuert werden, um Päckchen für den Versand in die Fächer zu schieben.

Bargeld aus dem Supermarkt

Wer kostenlos Bargeld von seinem Konto abheben will, der soll nach Empfehlung der Postbank auf die Angebote von Tankstellen, Supermärkten und Drogeriemärkten zurückgreifen. Dort lassen sich bis zu 200 Euro bar beim Einkauf mitnehmen. „Uns ist bewusst, dass insbesondere die kostenlose Bargeldversorgung unseren Kundinnen und Kunden wichtig ist, gerade wenn sie schon etwas älter sind“, sagt Rittmaier.

Die Anzahl der Postbankfilialen deutschlandweit ist bereits auf knapp 700 geschrumpft. Ende des kommenden Jahres sollen es nur noch 550 Anlaufstellen sein. Dieser Trend setzt sich auch in Stuttgart fort. Nach einem Brand vor zwei Jahren im Stadtteil Fasanenhof war die Post dort gar nicht mehr eröffnet worden. Vor rund drei Jahren hatte die Postbankfiliale in der Böblinger Straße im Süden dicht gemacht. Auch dort hieß es als Begründung, dass sich die Geschäfte vor Ort nicht mehr lohnen.

Wie es mit den verblieben Postfilialen in Stuttgart weitergeht, ist noch unklar. Die Überlegungen für das Folgejahr seien noch nicht so weit fortgeschritten, um konkrete Angaben zu machen, teilt der Postbank-Sprecher mit. „Wie alle unsere Standorte beobachten wir auch die Filialen in Stuttgart fortlaufend mit Blick auf Kundennutzung und Wirtschaftlichkeit.“