Klaus Lang engagiert sich als Stifter in seiner Heimatstadt. Foto: Elke Hauptmann

Stuttgarts früherer Erster Bürgermeister gründete 2009 eine Stiftung und fördert seither vielfältige Projekte – mit dem Gemeinschaftsprojekt mit Caritas, dem Haus Magdalena in Wangen, krönt er sein Engagement.

Wangen - Am 13. Oktober wird in der Wangener Hö hbergstraße der Grundstein für das Caritas-Seniorenwohnprojekt „Hau s Magdalena“ gelegt. Möglich wird der Neubau durch die finanzielle Unterstützung der Dr. Klaus Lang Stiftung des früheren Ersten Bürgermeisters von Stuttgart. Es ist das bislang größte Fördervorhaben in der gut zehnjährigen Stiftungsgeschichte, aber bei weitem nicht das einzige. Wir sprachen mit Klaus Lang über sein Engagement als Stifter.

Herr Lang, wie sind Sie zum Stiften gekommen?

Ich hatte Glück im Leben, ein gutes Elternhaus und Erfolg im Beruf. Dafür bin ich sehr dankbar und möchte anderen Menschen etwas zurückgeben. Da ich keine eigenen Kinder habe, stand für mich früh fest, dass ich einen Teil meines Vermögens in eine Stiftung einbringen werde. Damit wollte ich nicht warten, bis ich gestorben bin. Ich wollte noch zu Lebzeiten konkrete Projekte auf den Weg bringen und diese auch persönlich begleiten. Das Gute ist: Mit der Stiftung kann ich sicherstellen, dass die Dinge, die mir wichtig sind, weitergeführt werden. Ich habe mich dann für eine Treuhandstiftung entschieden, weil ich den bürokratischen Aufwand gering halten wollte. Als Partner kam für mich vorrangig ein kirchlicher Träger infrage und da ich Katholik bin, war die Caritas naheliegend.

Was ist der Stiftungszweck?

Der Zweck meiner Stiftung umfasst drei Bereiche: die Förderung der Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen, die Förderung der Altenhilfe sowie die Förderung von Kunst und Kultur. Schwerpunktmäßig unterstütze ich Projekte in meiner Heimatstadt Stuttgart, das ist mir besonders wichtig. Aber mein Engagement geht auch über Grenzen hinaus. Bereits seit mehr als 30 Jahren, lange vor der Gründung meiner Stiftung, sind mir Patenschaften für bedürftige Kinder, insbesondere in Afrika und Südamerika, ein wichtiges Anliegen. Aktuell ermögliche ich die Schulausbildung von vier Kindern in Projekten in Äthiopien, Mozambique, Brasilien und Ecuador.

Mit welchem Kapital ist die Stiftung ausgestattet?

Meine Stiftung ist in den letzten zehn Jahren durch regelmäßige Kapitalzufuhr – durch die Vermietung einer der Stiftung übertragenen Eigentumswohnung und durch Zustiftungen von Freunden – ständig gewachsen und weist mittlerweile ein Stiftungsvermögen von mehr als 900 000 Euro auf. Aus den Erträgen kann sie jährlich bis zu 10 000 Euro für gemeinnützige Zwecke ausschütten. Alles in allem sind bislang rund 70 000 Euro an verschiedene Projekte verteilt worden. Der größte Anteil entfällt dabei auf den Bereich Kunst und Kultur.

Weil Sie einen besonderen Bezug zu Kunst und Kultur haben?

Ich habe leider keine musikalische Ausbildung erhalten und kann kein Instrument spielen. Aber Musik, insbesondere die klassische, liegt mir sehr am Herzen. Die musische Erziehung und Ausbildung ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Deshalb unterstützt meine Stiftung von Anfang an Absolventen der Begabtenklasse der Stuttgarter Musikschule mit einem Stipendium. Erst waren es drei Schüler, jetzt sind es vier, die jeder pro Jahr 1000 Euro erhalten. Damit können sie zum Beispiel ein Instrument oder Noten kaufen, zusätzliche Übungsstunden buchen oder Fahrten zu Konzerten und Wettbewerben bezahlen. Die Eltern können das oft nicht leisten.

Wie viele Projekte unterstützen Sie jährlich mit Ihrer Stiftung?

Das variiert natürlich, aber es sind so um die zehn Projekte pro Jahr. Welche Vorhaben letztendlich gefördert werden, darüber entscheidet das Kuratorium, dem unter anderem der Konzertveranstalter Michael Russ sowie die beiden ehemaligen CDU-Stadträtinnen Christina Metke und Stefanie Schorn angehören. Ein wesentlicher Teil der Vorschläge für die Mittelverwendung kommt von Seiten der Caritas, aber ich bringe ebenso wie die anderen Kuratoriumsmitglieder eigene Ideen ein. In den meisten Fällen geht es nicht um große Summen. Man kann auch mit kleinen Beträgen viel Gutes tun. Wichtig ist mir, die Förderung möglichst breit zu streuen, also Projekte in den verschiedensten Bereichen zu bedenken.

Können Sie einige Beispiele nennen?

Wo fange ich an? Da gäbe es so vieles aufzuzählen. Die Stiftung hat zum Beispiel eine Schulobstpatenschaft für die Steigschule in Bad Cannstatt übernommen und für zwei Pflegeeinrichtungen, das Anna-Haag-Mehrgenerationenhaus in Bad Cannstatt und das Bischof-Moser-Haus in Mitte, jeweils einen Bewegungstrainer zur Mobilisierung älterer Menschen angeschafft. Sie unterstützt den Tanzkreis für Menschen mit und ohne Demenz finanziell, ebenso die kunstpädagogische Einzelförderung für Menschen mit geistiger Behinderung, die Trauergruppe für Kinder am Hospiz St. Martin oder die Mädchenkantorei Stuttgart. Es kommen auch immer wieder neue Projekte hinzu. Denn die Förderung ist in der Regel zeitlich befristet, sie soll ja keine Dauerlösung sein.

Mit dem „Haus Magdalena“ beschreiten Sie einen neuen Weg. Wie kam es dazu?

Zum einen hat sich nach zehn Jahren einiges Geld auf dem Stiftungskonto angesammelt. Zum anderen wollte ich gern etwas Bleibendes hinterlassen. Mit dem gemeinsamen Projekt mit der Caritas in Wangen ist eins zum anderen gekommen. Aus dem Stiftungskapital fließen 600 000 Euro in den Neubau von 13 Wohnungen, der älteren Menschen ein Zuhause und Service, soweit notwendig, bieten wird. Ich hatte mir das Namensrecht erbeten – deshalb wird das Haus in der Höhbergstraße 65 nach meiner Mutter benannt, die ihre letzten Jahre bis zu ihrem Tod mit 101 Jahren in einer Senioreneinrichtung verbrachte. Menschen einen würdevollen Lebensabend mit der erforderlichen Unterstützung zu ermöglichen, das ist meine Motivation, dieses Projekt zu fördern.

Warum ist Stiften für Sie eine Herzensangelegenheit?

Anderen ein Stück Glück zu schenken, ist ein wunderbares Gefühl. Es ist für mich eine große Freude und Befriedigung, anderen Menschen zu helfen. Die Stiftung ist gut investiertes Geld. Und vielleicht kann ich mit meinem Engagement jene, denen es wirtschaftlich gut geht, dazu animieren, etwas Ähnliches zu tun.

Die Fragen stellte Elke Hauptmann.