Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das Feuerwehrauto muss nicht zwingend rot angemalt werden. Foto: Fabian Schmidt (z)

Freiwillige Feuerwehr verzichtet aufgrund des Coronavirus auf Übungen.

Wangen - Egal ob Einsatzberichte, Bilder von Übungen oder der Nachklapp zur Jahreshauptversammlung – normalerweise klicken rund 1000 Facebook-Nutzer die Beiträge der Freiwilligen Feuerwehr Wangen (FFW) an. Der letzte Post ist jedoch durch die Decke geschossen, hat mehr als 14  000 Personen erreicht. „Wir waren auch sehr überrascht“, sagt Kommandant Rolf Schlimm. „Das ist eine sensationelle Beteiligung.“

Das Außergewöhnliche: Es handelt sich nicht um ein besonders spektakuläres Foto von einem Brand, sondern um das Bild eines farblosen Feuerwehrautos. „Oh je, die Freiwillige Feuerwehr, Abteilung Wangen, hat ihr Auto beim Waschen zu stark geschrubbt“, heißt es in dem Beitrag. Jetzt fehle dem Löschfahrzeug die Farbe. Zugleich fordern die Kameradinnen und Kameraden die Kinder des Stadtbezirkes dazu auf, das Bild auszudrucken, es auszumalen und ihre Werke dann den Feuerwehrleuten zukommen zu lassen.

Die Aktion stößt jedoch weit über die Grenzen von Wangen hinaus auf großes Interesse. Mehr als 120 Personen gefällt der Beitrag, auch die Kommentare sind durchweg positiv. „Danke für die Unterstützung bei der Kinderbetreuung“, schreibt beispielsweise ein Nutzer aus Dettingen an der Erms. Für Klaus Rau aus dem Stuttgarter Osten ist es einfach eine „klasse Idee“.

Auch Erwachsene begeistert

„Wir wollten in der schwierigen Zeit für ein bisschen Ablenkung sorgen“, sagt Rolf Schlimm. „Den Leuten die Zeit vertreiben.“ Ein Plan, der offenbar aufgegangen ist. Nach und nach trudeln die ersten Bilder von bemalten Löschfahrzeugen bei der FFW in Wangen ein. Es zeichnet sich ab, dass nicht nur der Nachwuchs begeistert bei der Sache ist. „Meine Frau hat auch schon zu den Buntstiften gegriffen“, verrät der Kommandant, der klar macht, dass das Feuerwehrauto nicht rot werden müsse. „Egal, ob Jung oder Alt, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Die Fahrzeuge dürfen auch mit Blümchen verschönert werden. Alle eingereichten Exemplare werden auf Facebook veröffentlicht“, verspricht der 54-Jährige, der die Entwicklung der Pandemie genau verfolgt. Schließlich geht die Corona-Krise auch an den Freiwilligen Feuerwehren nicht spurlos vorbei. Zwei der 45 Kameradinnen und Kameraden würden sich derzeit in häuslicher Quarantäne befinden. „Sie waren in einem Risikogebiet Skifahren, zeigen aber glücklicherweise keine Symptome“, so Schlimm. Abgemeldet habe sich noch keiner aufgrund des Coronavirus. „Wir würden das aber verstehen.“ Wer sich unwohl fühle, weil er beispielsweise mit älteren Menschen zusammenlebt und diese nicht gefährden wolle, müsse nicht ausrücken.

Lebensrettung wichtiger als das Virus

„Generell liegt unser Hauptaugenmerk darauf, dass wir einsatzbereit bleiben.“ Dementsprechend seien sämtliche Treffen abgesagt worden. „Auch die Proben des Musikzugs sind eingestellt worden. Jeder unnötige Kontakt wird vermieden.“ Das gelte auch gegenüber Verletzten. „Wenn eine Person ansprechbar und dessen Leben nicht bedroht ist, halten wir den Abstand von 1,5 Metern nach Möglichkeit ein und warten auf die Rettungssanitäter.“ Das Leben stehe aber immer über dem Coronavirus. „Ist jemand bewusstlos, leisten wir natürlich Erste Hilfe und führen auch eine Reanimation durch. Zumal wir immer einen Beatmungsbeutel dabei haben. Mund zu Nase ist also nicht notwendig“, sagt der Kommandant, der an seinem Schlüsselbund auch immer ein kleines Beatmungstuch mit sich führt. „Man weiß nie, wann man es braucht.“

Sollten die Feuerwehrleute zu einem Großeinsatz, beispielsweise einem brennenden Haus, gerufen werden, würde sich das Thema sowieso erübrigen. „Dann können wir nicht Rücksicht auf das Virus nehmen, das geht in solch einem Fall nicht. Wenn wir einen Brandraum betreten, tragen wir aber Atemschutzgeräte und sind somit vor einer Tröpfcheninfektion geschützt“, sagt Rolf Schlimm, der keine Angst hat, dass sein Team durch die ausbleibenden Treffen aus der Übung kommt. „Wie man einen Feuerwehrschlauch ausrollt, verlernt man nicht. Feste Trainingspläne gibt es nicht, aber viele Kameradinnen und Kameraden halten sich mit Radfahren oder Joggen fit.“

Gruppen treffen sich online

Darüber hinaus werde einmal in der Woche ein „Webinar“, also eine Internetkonferenz abgehalten, um sich abzusprechen und Einsätze in der Theorie durchzugehen. „Das ist ein Novum für uns. Wir sind gespannt, wie sich das entwickelt.“ Zugleich sei ihm klar, dass es immer Situationen gibt, die man nicht am PC trainieren kann. „Brandbekämpfung läuft nur Hand in Hand, vieles kann man eben nur in der Gruppe üben.“ Sorgen, dass die Kameradinnen und Kameraden in den nächsten Wochen einrosten, muss er sich dennoch nicht machen. „Allein in diesem Jahr sind wir bereits zu elf Einsätzen gerufen worden.“

Die Druckvorlage, die Fabian Schmidt von der Freiwilligen Feuerwehr Münchingen für die Kameraden aus Wangen erstellt hat, ist in hoher Qualität unter https://bit.ly/2Uo3ZbU im Internet zu finden. Weitere Infos zu den Kameradinnen und Kameraden der FFW Wangen gibt es im Internet unter www.feuerwehr-wangen.de.