Die Abrissarbeiten haben begonnen: Das einst von der Neuapostolischen Kirche genutzte Gebäude in der Höhbergstraße 65 steht seit acht Jahren leer. Foto: Elke Hauptmann

Das einstige Gotteshaus der Neuapostolischen Kirche in der Höhbergstraße wird abgerissen. An seiner Stelle errichtet die Caritas Stiftung 14 betreute Seniorenwohnungen.

Wangen - Schon seit 2012 steht das ursprünglich von der Neuapostolischen Kirche genutzte Gotteshaus in der Höhbergstraße 65 leer – auf dem verwitterten Zettel, der im Schaukasten vor dem Gebäude bis jetzt überdauert hat, ist zu lesen, dass die Gottesdienste seither im Gebäude der Glaubensbrüder und -schwestern in Untertürkheim stattfinden. Lange Zeit war nicht klar, was mit dem Kirchengebäude passieren soll. Bis der Caritasverband für Stuttgart im Jahr 2016 das 788 Quadratmeter große Grundstück erwarb, um darauf ein Wohnprojekt zu realisieren: „Wir wollen 14 Seniorenwohnungen mit Service errichten“, sagt Peter Grau vom Immobilien-Management der Caritas-Gemeinschaftsstiftung, die auch als Bauherr fungiert.

Die Umsetzung des Vorhabens aber zog sich hin. Zwischenzeitlich nutzte die Caritas das Gebäude für ein ungewöhnliches Projekt: Skateboarder hatten Rampen im hohen Kirchenraum eingebaut – und die „The Church of Telum“ ins Leben gerufen. Aber es war klar, dass dies nur ein Projekt auf Zeit sein wird. Im Juni 2018 fand die letzte Aktion in der Skater-Kirche statt, die Eigentümer hofften auf einen baldigen Baubeginn. Doch erst jetzt, nachdem der Gemeinderat im Dezember vergangenen Jahres den Bebauungsplan beschlossen hatte, ist es soweit: Seit einigen Tagen sind die Bauarbeiter dabei, das Haus in der Höhbergstraße zu entkernen, die Gas-, Wasser- und Stromleitungen wurden gekappt, damit nun mit dem eigentlichen Abriss begonnen werden kann. „Er soll Ende April beendet sein“, hofft Grau.

Spatenstich am 3. Juli

Mit den Neubauarbeiten soll im Juli begonnen werden – „sofern uns die Auswirkungen der Coronakrise nicht einen Strich durch die Rechnung machen“. Der offizielle Spatenstich sei am 3. Juli geplant. Dann werde auch der Name der Einrichtung bekannt gegeben, kündigt Grau an. Das auf gut drei Millionen Euro geschätzte Bauvorhaben sei finanziell nur möglich, weil der Caritasverband von einem großzügigen Stifter unterstützt werde. Die 14 Wohnungen sollen bis Ende 2021 bezugsfertig sein.

In dem fünfgeschossigen Gebäude entstehen ausschließlich Zwei-Zimmer-Wohnungen, die zwischen 40 und 60 Quadratmeter groß sind. „Sie können an Einzelpersonen, die größeren auch an Paare vermietet werden“, berichtet Grau. Alle Wohnungen seien barrierefrei, drei Wohnungen für Rollstuhlfahrer geeignet. Alle Wohnungen werden von der Caritas Stiftung Stuttgart vermietet, Zielgruppe seien ältere Menschen, die noch relativ selbstständig sind. 13 Wohnungen werden aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg gefördert, „die Miete wird entsprechend gering sein“, so Grau. Für diese Wohnungen würden die Mieter einen Wohnberechtigungsschein der Stadt Stuttgart benötigen. Interessenten könnten sich schon jetzt bei der Caritas Stiftung melden. „Voraussetzung ist ein Mindestalter von 65 Jahren und die Bereitschaft, das Betreuungsangebot des Caritasverbandes anzunehmen.“ Dieses reiche von der einfachen Einkaufshilfe bis zu differenzierten Pflegeangeboten. Die 14. Wohnung werde frei finanziert „und ist bereits vergeben“, sagt Grau. Darüber hinaus ist im Erdgeschoss ein kleiner Gemeinschaftsraum vorgesehen, zum Beispiele für gemeinsame Feiern. Geplant wird das Gebäude vom Stuttgarter Architektenbüro ARP.

Zu hoher Sanierungsaufwand

Mit der Neubebauung endet ein Kapitel Wangener Ortsgeschichte. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang diente das weiße Gebäude mit dem großen Saal den Mitgliedern der Neuapostolischen Kirche als Gotteshaus. Es wurde am 29. März 1959 eingeweiht. Anfänglich waren die 400 Sitzplätze oft belegt, denn allein die Wangener Glaubensgemeinde zählte damals mehr als 300 Mitglieder. Doch die Zahl verringerte sich kontinuierlich. Die Kirche wurde aufgegeben, auch weil das Gebäude sanierungsbedürftig war und die Gemeinde die Kosten für die Modernisierung nicht aufbringen konnte.