Blinde Zerstörungswut im Hospitalviertel. Foto: Buntrock

Drei der bekannten und beliebten blauen Stühle im Stuttgarter Hospitalviertel wurden in der Nacht zum Sonntag zerstört. Im Viertel macht man sich nicht nur darüber Sorgen, sondern auch über Entwicklung der nächtlichen Szene.

Stuttgart - Sonja Marie Buntrock kann es nicht genau benennen. Es ist nur so ein Gefühl, das viele mit ihr teilen. „Aber in der ganzen Stadt liegt etwas in der Luft“, sagt die Geschäftsführerin des Forum Hospitalviertel. Damit meint sie die aggressive Stimmung nach der Krawallnacht, in der nicht nur ein materieller Millionenschaden entstanden sei. Auch die Außenwirkung der Stadt und der Imageschaden beschäftige die Menschen – vor allem dann, wenn wieder etwas kaputt gemacht wird.

Nun sind es drei der blauen Stühle im Hospitalviertel, die Menschen eigentlich zusammenbringen sollen. Drei dieser Symbolstühle des Viertels wurden in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag am Hospitalplatz/Ecke Büchsenstraße zertrümmert. Sonja Marie Buntrock fragt sich entsetzt: Wer macht so etwas? Warum nur?

Unverständnis über Zerstörungswut

„Das ist wirklich nicht schön. Solche Menschen gibt es leider immer wieder, die pure Zerstörung im Kopf haben und es nicht aushalten, wenn man sich für andere in der Gesellschaft einsetzt“, sagt sie. Der materielle Schaden bei den Stühlen sei vergleichsweise gering, der ideelle Schaden wiege dafür für die Anwohner des Hospitalviertels und die Mitglieder des Forums Hospitalviertel umso schwerer. Nun aber seien nicht nur drei Kunststoffstühle kaputt, der Akt sei vielmehr ein Warnzeichen an die Stadt: „Wir machen uns Sorgen über die Entwicklungen der nächtlichen Szene. An den Pkw-Kennzeichen der Nachtschwärmer kann man sehen, dass viele aus dem Umland Stuttgarts, teilweise von weither kommen“, sagt Buntrock. Zunehmend werde auf den Straßen auch im Hospitalviertel gefeiert und getrunken, teilweise bis in den Morgen hinein. „Das ist für die Bewohnerinnen und Bewohner eine große Belastung und auch ein Sicherheitsthema“, erklärt die Geschäftsführerin weiter.

Ein wenig klingt auch Desillusionierung durch: „Wir bemühen uns seit Jahren, das Hospitalviertel und den Hospitalplatz zu einem Ort des Wohlfühlens für alle zu machen. Gerade auch mit unseren blauen Stühlen – die in mühevoller Arbeit von den Mitgliedern des Vereins und den Bewohnern aufbereitet und gepflegt werden – wollen wir Kommunikation fördern. Was uns auch gelingt. Umso unverständlicher ist diese sinnlose Zerstörung und Wut einzelner Personengruppen.“ Und wieder fragt sie nach dem Grund dieser sinnlosen Zerstörungswut: „Was geht in diesen Köpfen vor?“