Einer der Tätigkeitsbereiche von Nick Sedler ist das Lager. Foto: Schumacher

Der 19-jährige Nick Sedler arbeitet seit mehr als drei Jahren als Helfer im Familienunternehmen FE-Elektroservice.

Untertürkheim - Die Geschichte von Nick Sedler und dem Untertürkheimer Unternehmen FE-Elektroservice begann vor etwa acht Jahren. Die Firma hat damals die Räume in der Silvrettastraße bezogen und dadurch die Aufmerksamkeit des Nachbarjungen erregt. „Nick stand immer wieder da und hat uns gefragt, was wir machen“, erinnert sich Geschäftsführer Frank Eiting. Heute ist Nick Sedler Mitarbeiter im Unternehmen. Auch dank der Förderung der Arbeitsagentur Stuttgart, die den Arbeitgeber unterstützt. Denn aufgrund kognitiver Einschränkungen und einer Lernbehinderung kann Nick Sedler keine reguläre Ausbildung beginnen. „Das Lesen, Schreiben und Rechnen fällt ihm sehr schwer“, sagt Eiting.

Im Untertürkheimer Unternehmen arbeitet Nick Sedler bereits seit etwa fünf Jahren. 2017 wurde er als Helfer eingestellt, zuvor absolvierte der ehemalige Schüler der Helene-Schoettle-Schule ein eineinhalbjähriges Praktikum im Betrieb. „In dieser Zeit war ich immer zwei Tage in der Woche in der Schule und drei bei der Arbeit“, erzählt der 19-Jährige.

Besonders großen Spaß macht ihm die Abwechslung. „Den ganzen Tag nur herumsitzen wäre nichts für mich.“ Das weiß auch der Chef: „Nick ist ein praktischer Typ“, sagt Eiting. Und das stellt er jeden Tag im Betrieb unter Beweis: Sei es auf der Baustelle beim Kabelziehen, beim Schlitze für Kabel in die Wand klopfen oder auch im Teilelager, das ebenfalls zu seinem Zuständigkeitsbereich zählt. Nick Sedler kümmert sich um Bestellungen, bringt auch gelegentlich Material auf den Baustellen vorbei. „Auf ihn ist immer Verlass, er ist wichtiger Bestandteil unseres Teams“, sagt Eiting. Die Firma FE-Elektroservice führt Dienstleistungen rund ums Haus durch, wie die Installation von Satelliten- oder Telefonanlagen oder Beleuchtungssystemen. In dieser Branche sei es nicht üblich, dass Menschen mit Behinderung eingestellt werden, sagt Eiting. Umso stolzer ist er, dass Nick Sedler zum Team gehört.

Bevor er eingestellt werden konnte, das Gehalt wird von der Agentur für Arbeit bezuschusst, galt es einige bürokratische Hürden zu meistern. Es mussten etwa rechtliche Grundlagen abgeklärt werden, weil „Nick ja auch auf die Baustelle mitgeht“, sagt Eiting.

Die Entscheidung, ihn nach dem Praktikum einzustellen, hat der Geschäftsführer keineswegs allein getroffen. „Wichtig war mir, dass alle Mitarbeiter mitziehen, sonst hätten wir es nicht schaffen können.“ Denn weil Nick Sedler auch an Diabetes leidet, muss immer darauf geachtet werden, dass er regelmäßig isst und nicht in den Unterzucker gerät. Darauf müssen während eines Arbeitstags auch Eiting und seine Kollegen ein Auge haben.

Nach Feierabend trennen sich die Wege der elf Mitarbeiter nicht zwingend. In Nicht-Coronazeiten sitzen sie häufig im Hof, schauen Fußball, Grillen oder feiern auch mal Geburtstage zusammen, sagt Eiting. Er und Nick treffen sich außerdem regelmäßig am Wochenende, um einem gemeinsamen Hobby nachzugehen: Sie schrauben an Oldtimern oder besuchen Opel-Treffen. Da wundert auch Nick Sedlers großer Traum nicht: „Den Führerschein machen.“

Neben der Verbesserung seiner handwerklichen Fähigkeiten bringt den 19-Jährigen die Arbeit im Betrieb auch persönlich weiter, sagt sein Chef. „Nick hat sich über die Jahre geöffnet und ist gesprächiger geworden.“