Es wird eng an so mancher Stelle in Uhlbach, wenn sich der Bus der Linie 109, ein Müllfahrzeug und entgegenkommende Autos begegnen. Foto: Elke Hauptmann

Anwohner der Tiroler Straße berichten von brenzligen Situationen im Begegnungsverkehr und kaum ausgelasteten Fahrzeugen. Die Ausweitung des Angebots auf Wochenenden und Abendstunden lehnen sie ab.

Uhlbach - S eit fast zwei Monaten verkehrt die Buslinie 109 zwischen Esslingen-Sulzgries und dem S-Bahnhof in Obertürkheim. Nach Einschätzung des Städtischen Verkehrsbetriebes Esslingen (SVE) wird das aus der Not geborene Angebot in zunehmenden Maße von den Einwohnern beider Städte angenommen – eine Beobachtung, die die Vertreter der Bürgerinitiative Tiroler Straße Uhlbach hingegen nicht bestätigen können.

Bedingt durch die Arbeit im Homeoffice haben viele Anwohner das Geschehen vor ihrer Haustür tagtäglich im Blick – und stellen fest: Die Busse würden selbst in den Hauptverkehrszeiten nur mit sehr geringer Passagierzahl fahren, in den andren Stunden häufig sogar leer. Sie hätten eigene Daten zusammengetragen, die belegen würden, dass die Auslastung sehr niedrig und der Bedarf für eine 15-Minuten-Taktung ganztags nicht vorhanden sei. Da vonseiten des SVE eine Zählung der Fahrgäste – wie von der Initiative vehement gefordert – nicht vorliege, könne von einer „Erfolgsgeschichte“ keine Rede sein, kritisieren ihre Vertreter eine ihrer Meinung nach einseitige Berichterstattung. Im Übrigen würden die drei Haltestellen in Uhlbach ebenfalls nur selten genutzt.

400 Unterschriften

Die Aussage, viele Wünsche der Uhlbacher seien mit der Buslinie 109 erfüllt worden, sei schlichtweg falsch, erinnert die Bürgerinitiative in ihrer Stellungnahme an die Vorgeschichte: Über 400 Bürger des rund 3000 Einwohner zählenden Stadtteils hätten sich im vergangenen Jahr per Unterschrift generell gegen die Einrichtung der Busverbindung ausgesprochen, deren einziges Ziel es sei, ein Esslinger Verkehrsproblem zu lösen. Die Öffnung der Tiroler Straße zwischen Rüdern und Uhlbach, die seit den 1980er-Jahren aufgrund eines Urteils des Verwaltungsgerichtshofs (VGH) Mannheim als Feldweg im Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist, war bis zuletzt heftig umstritten. Aufgrund nachbarschaftlicher Verpflichtungen kam Stuttgart der Stadt Esslingen entgegen, die eine ihrer Hauptverkehrsadern aus dem Norden ins Zentrum vorübergehend kappen muss. Ursprünglich angedacht als zeitlich befristete Lösung während der 16-monatigen Generalsanierung des Geiselbachkanals, ist auf Betreiben des Obertürkheimer Bezirksbeirates mittlerweile im Gespräch, die Buslinie 109 zur Dauerlösung zu machen.

Gefährliche Ausweichmanöver

Dagegen will sich die Bürgerinitiative zur Wehr setzen. Denn abgesehen davon, dass den Anwohnern der Tiroler Straße garantiert worden sei, dass ihre Wohnstraße nach Beendigung der Esslinger Bauarbeiten in den vorherigen Zustand versetzt werde und die öffentlichen Parkplätze wieder zur Verfügung stünden, sehen sie viele ihrer Bedenken bestätigt. Man sei froh, wenn jeder Tag ohne nennenswerte Kollisionen vergangen sei, schildern sie brenzlige Situationen: Anfangs seien sich die Busse oft an der engsten Stelle begegnet – zumindest diese Gefahrensituation habe der SVE zwischenzeitlich entschärft, indem der eine Bus an der Haltestelle in der Luise-Benger-Straße auf den anderen warte. Kommen dem 109er in der meist zugeparkten Tiroler Straße jedoch ein Müllauto, Lieferfahrzeuge oder Schlepper mit Hänger entgegen, würde es bei Ausweichmanövern schon mal knapp zugehen – und einfach der vor allem von Schulkindern genutzte Gehweg befahren. In den Nebenstraßen setze die Abfallwirtschaft Stuttgart aufgrund der Platzverhältnisse nun eigens kleine Sammelfahrzeuge ein – die dafür allerdings häufiger fahren. Und das sei, ebenso wie die vielen Leerfahrten der Buslinie, aus umwelt- und klimapolitischer Sicht kontraproduktiv, argumentieren die Vertreter der Bürgerinitiative. Sie verweisen zugleich darauf, dass der Schleichverkehr von und nach Esslingen durch den Poller in der Tiroler Straße nicht abgenommen, sondern sich nur in andere Straßen verlagert habe.

Ruhebedürfnis

Mit Entsetzen haben die Anwohner vernommen, dass einige Bezirksbeiratsfraktionen die Buslinie 109 auch am Wochenende, an Feiertagen und werktags bis in die späten Abendstunden hinein fahren lassen wollen. Schon jetzt fühlen sie sich extrem beeinträchtigt durch den Lärm der vorbeifahrenden Busse und die damit verbundenen Vibrationen in den oft nur zwei bis drei Meter vom Straßenrand entfernt liegenden Häusern, durch den Parksuchverkehr und den Schadstoffausstoß der drei kleinen Fahrzeuge und vor allem des großen Standardbusses, mit denen die Linie 109 betrieben wird. Den Ausflugsverkehr zur Katharinenlinde auf Kosten der Anwohner stärken zu wollen, sei nicht hinnehmbar. Wenigstens am Wochenende und nachts solle man ihnen eine Ruhepause gönnen, fordern sie.