Windräder brauchen viel Platz, wie hier in Schleswig-Holstein. In Baden-Württemberg stellt das Land Waldflächen zur Verfügung. Foto: dpa/Christian Charisius

Um die Flächen, die das Land ausschreibt, ist ein heftiger Bieterkampf entbrannt. Die bisher 31 Anlagen der Stadtwerke können 70 000 Haushalte versorgen.

Zehn Jahre nach ihrer Gründung sollen und wollen die Stadtwerke Stuttgart (SWS) beim Ausbau erneuerbarer Energien wieder Gas geben. Der Gemeinderat hat vor der Sommerpause dazu eine 100-Millionen-Euro-Finanzspritze an die städtische Tochtergesellschaft beschlossen. Die kämpft, teils im Verbund mit den Energiegenossen aus Schönau (Elektrizitätswerke Schönau, EWS) darum, in Baden-Württemberg an Flächen für Windräder zu kommen.

Nur ein Rad für Stuttgart steht im Land

31 Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von 80 Megawatt rotieren aktuell für die Stadtwerke, investiert wurden dafür seit 2013 rund 150 Millionen Euro, versorgt werden rechnerisch 70 000 Haushalte. Nach mehrjähriger Einkaufstour war bei den Stadtwerken eine Flaute eingekehrt, der Ausbau pausierte, aus dem Rat kam auch Kritik an den Standorten, die teils in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen und damit weit weg von Stuttgart liegen, und an den Erträgen. In Baden-Württemberg betreiben die SWS nur ein Windrad, in Alpirsbach. Dessen Strom reicht für 1000 Haushalte.

Ein Windrad benötigt 30 Hektar

Mit der Ankündigung von Forst BW, rund 320 000 Hektar Staatswald nach Standorten zu durchkämmen, und den ersten Ausschreibungen eröffnen sich nun neue Chancen für eine Versorgung, die Nahe an Stuttgart liegt. Aus 100 Millionen frischem Eigenkapital könne man mit Fremdkapital bis zu 400 Millionen Euro Investitionsmittel generieren, rechnet Tobias Tusch vor, der Geschäftsführer der EWS Energie GmbH. Legt man die früheren Bedingungen an, ließen sich mit dieser Summe rechnerisch rund 180 000 weitere Haushalte komplett mit Windstrom versorgen. Um die restlichen 65 000 in Stuttgart abzudecken, würden 30 bis 40 Millionen Euro weiteres Eigenkapital benötigt.

Doch Geld allein ist nicht alles. Die Flächen für die Windräder, deren Rotordurchmesser laut Tusch inzwischen 160 Meter erreicht, sind äußerst begehrt. Ein Windrad benötige rund 30 Hektar, heißt es bei Forst BW. 900 Hektar an sechs Standorten hatte das Landesunternehmen in seiner zweiten Tranche für dieses Jahr ausgeschrieben, dafür gingen 109 Angebote von 35 Bewerbern ein. Wer den Zuschlag für die Flächen in Remchingen und Mühlacker erhalten habe, sei noch nicht raus, die Absage von Forst BW für das Bieterkonsortium der EWS aber ausgesprochen, so Tusch. Immerhin: „Forst BW hat weitere Flächen angekündigt.“

Stadtwerke und Energierebellen kooperieren

Die dritte Tranche in diesem Jahr soll sechs Flächen mit insgesamt 1170 Hektar umfassen, die Ausschreibung starte nach der Sommerpause. Um die Klimaschutzziele einzuhalten, helfe nur „bauen, bauen, bauen“, so der Geschäftsführer. Die Genossenschaft aus Schönau im Schwarzwald, gern als „Stromrebellen“ betitelt, habe Standorte für 65 Megawatt in der Entwicklung. „Wir müssen das Tempo vervierfachen“, so Tusch. Die Stadtwerke sitzen dabei mit im Boot. Die beiden Partner wollten „künftig noch mehr gemeinsam zum Ausbau der erneuerbaren Energien beitragen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Getrennt haben SWS und EWS sich beim Thema Energievertrieb, die entsprechende Gesellschaft hat SWS komplett übernommen. Die Schönauer hätten „einen ganz entscheidenden Anteil am Erfolg der Gesellschaft“, betont SWS-Geschäftsführer Martin Rau. Aktuell versorgen die Stadtwerke 40 000 Privat- und Geschäftskunden.