Karin Nehls, die Vorsitzende des Vereins „Waldkindergarten Naturstrolche“, mit dem Roten Punkt für den Interimscontainer. Foto: mk

Interimsgebäude auf Gelände der SportKultur wird im Mai aufgebaut. Start im Juni angestrebt.

Rohracker - Tränen des Glücks hatte Karin Nehls Ende vergangener Woche in den Augen, als sie einen großen Umschlag aus dem Briefkasten nahm und ihn öffnete. Absender war das Baurechtsamt der Stadt, der Inhalt war ein Stück Papier, auf das die Vereinsvorsitzende des Waldkindergartens Naturstrolche und deren Mitglieder seit Wochen gewartet haben: der Rote Punkt für den Interimscontainer. Eigentlich wollte die Eltern-Kind-Initiative bereits im vergangenen Dezember mit der neuen Waldkita starten. Doch der Start verzögerte sich.

Grundgedanke eines Waldkindergartens ist zwar, dass der Nachwuchs und die ErzieherInnen sich – bei Wind und Wetter – überwiegend im Freien aufhalten. Der Verein hat dazu vom Forstamt ein Gelände im nahen Wald zur Verfügung gestellt bekommen, auf dem sich die Naturstrolche mit ihren BetreuerInnen aufhalten, die Umgebung erforschen und herumtoben können. Aber für den Start in den Kita-Tag, um das Mittagessen vorzubereiten, in Ruhe essen und um Ruhemöglichkeiten sowie Toiletten anbieten zu können, sowie als Standort, an dem die Kinder wieder abgeholt werden, benötigt der Verein eine feste Unterkunft. Auch die Förderrichtlinien für Kinderbetreuung schreiben dies vor.

Obergeschoss wird zur Kita

Nachdem ein Bauwagen oder ein Gartenhaus ausgeschlossen werden musste, kamen die Vereinsverantwortlichen auf die Idee, einen Container aufzustellen. Als Standort schien die Grünfläche auf dem Tennisgelände der SportKultur Stuttgart (SKS) im Bußbachtal geeignet. Im Herbst dann die Enttäuschung: Das Sportamt meldete, dass die notwendige Nutzungsänderung für dieses Flurstück nicht möglich sei. Damit das Kita-Projekt nicht scheitert, bot die SKS an, „dass wir das Obergeschoss des Vereinsheims für unsere Zwecke umbauen können“, sagt Nehls.

Eine Ideallösung für die Kita-Betreiber. Das Obergeschoss bietet mehr Fläche als ein Pavillon. Dort bietet sich zusätzlich zu einer neuen Küchenzeile, ein gemütlicher Schlafraum, ein Bad mit WC, ein Wickelplatz mit Dusche und ein eigener Arbeits- sowie ein großer Aufenthaltsraum. Allerdings muss ein Gesuch für die Nutzungsänderung eingereicht werden. Das Hedelfinger Architekturbüro Larob klemmte sich dahinter. Ende 2020 ging der Antrag beim Baurechtsamt ein. Geduld ist nun gefragt. Bis zur Genehmigung gehen vier bis sechs Monate ins Land, es folgen teilweise aufwendige, monatelange Umbauarbeiten – beispielsweise für zwei Fluchtwege. Vor Spätherbst wird das neue Domizil nicht bezugsfertig sein. „So lange können wir die Eltern und ErzieherInnen jedoch nicht warten lassen. Deswegen haben wir uns für eine Interimslösung entschieden“, sagt Nehls.

Container als Interimslösung

Zumindest als Interimsbehausung sollte eine Containerlösung, wie sie auch bei Kita- oder Schul-Umbauten erlaubt wird, möglich sein. Noch vor Weihnachten reichte der Verein das Baugesuch ein – und bekam einige Wochen vor Ostern das Geschenk. „Wir dürfen den Container aufstellen“, freut sich Nehls. Er soll auf der Wiese vor dem Vereinsheim stehen. Nehls hofft, dass der Container spätestens im Mai aufgestellt werden kann. „Dann können wir im Juni mit dem Betrieb beginnen.“ Dies hängt von der Erteilung der Betriebserlaubnis ab. „Durch die Verzögerung haben wir einen Erzieher verloren, der jetzt bei den Rohrspatzen arbeitet. Deswegen suchen wir jetzt für Juni noch eine 100-Prozent-Kraft“, sagt Nehls. Wenn dann der Waldkita ins umgebaute Vereinsheim umziehen kann und wir auf Ganztagesbetreuung wechseln, wird eine weitere 100-Prozent-Stelle benötigt. Auch FÖJ-Plätze und einen PIA-Azubi will der Verein im Herbst einstellen.

Auch das Forstamt hat bereits Vorarbeiten geleistet. Etliche Bäume – vor allem Eschen – auf dem Gegenhang zur SKS-Vereinsanlage wiesen Krankheitsschäden auf und drohten auf die Tennisanlage und das Vereinsheim zu fallen. Um die Verkehrssicherheit der Tennisspieler und der künftigen Naturstrolche zu gewährleisten, wurden Ende Februar knapp zwei Dutzend Bäume gefällt und aus dem Hang entfernt.

Interessenten für die Stelle als Erzieherin oder Erzieher dürfen sich unter „oeffentlichkeitsarbeit@waldkindergarten-naturstrolche.de“ melden.