Die Kugeln sind gefallen, zuletzt allerdings die völlig falschen. Foto: dpa/Fredrik von Erichsen

Von 45 Millionen Euro würde der Stuttgarter Sport profitieren, schreibt unser Kolumnist Peter Stolterfoht. Wenn er das Geld im Lotto gewonnen hätte.

Stuttgart - Diese Diebe. Klauen mir Millionen und entschuldigen sich noch nicht einmal dafür. Das Geld war ja quasi schon auf dem Weg zu mir. Das Jackpot-Knacken ist eigentlich Formsache für mich. Den Hauptgewinn müssen sich stattdessen sechs Tipper teilen, niemand hatte sechs Richtige samt Zusatzzahl auf dem Schein.

Der Hauptgewinn von 45 Millionen Euro beim letzten Mittwochslotto stellte einen absoluten Rekord dar, auch mein Einsatz. Mit vier komplett ausgefüllten Spielscheinen habe ich versucht, die Zwangsausschüttung in die richtige Bahnen zu lenken. Vergeblich. Ein bescheidener Dreier mit Zusatzzahl die beste Ausbeute. Obwohl doch die Vorzeichen besser nicht hätten stehen können. Ein persönliches Musiktitel-Horoskop, das über Facebook bei mir gelandet war, ergab für 2022 die absolut zuverlässige Bee-Gees-Prognose: „You win again“. Um diesen Leitsatz schon früh Realität werden zu lassen, habe ich auch noch gleich einen Schein für den Samstag ausgefüllt, um als „Stuttgarter Doppelpacker“ eine Lotto-Legende zu werden. Wieder nichts, diesmal sogar überhaupt nichts. Vielleicht hilft ja das Schreiben beim Verarbeiten der herben Enttäuschung.

Hinter dem Westbahnhof könnte etwa Großes entstehen

Wirklich schade, war doch schon alles ganz genau durchgerechnet, wie die 45 Millionen von mir eingesetzt werden. Nicht nur gläubige Menschen sollen ja die goldene Regel befolgen, den zehnten Teil eines Gewinns für den guten Zweck zu spenden. Dieser Zehnte wird kurzerhand auf fünf Millionen aufgerundet, ebenso viel wäre an nahestehende Personen gegangen. Weitere fünf Millionen sollten ein persönlicher Notgroschen sein. Bleiben 30 Millionen, um sich einen Jugendtraum zu erfüllen: den vom eigenen Eishockeyteam mit neuem Stadion.

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Wer höherklassiges Eishockey noch nie live in einer Halle gesehen hat, kann diesen Wunsch womöglich gar nicht verstehen. Wer allerdings Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre auf der Waldau dabei sein durfte, als der EV Stuttgart in der zweiten Liga gespielt hat, der hört wahrscheinlich nie auf, sich diese Zeit zurückzuwünschen.

Der Mäzen käme zu Fuß ins Stadion

Hier der 30-Millionen-Plan. Dem Wunsch des millionenschweren Mäzens folgend wird die neue Eissport-Arena hinter dem Westbahnhof gebaut. So gelangt der sympathische Geldgeber zu Fuß dorthin. Die Idee für die Arena: unten Eisstadion, darüber Parkhaus. Zuschauer aus dem Umland sollen die Stellplätze nutzen. Und an Tagen ohne Spielbetrieb können sie als P+R-Angebot helfen, den Verkehr aus der Innenstadt zu halten. Das Eishockey-Team vom Westbahnhof wird übrigens den Namen Stuttgart Western tragen, sein Wappen ziert ein Sheriffstern, aus dem der Fernsehturm ragt.

Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Spieler. Entsprechende Recherchen haben ergeben, dass finnische Eishockeyprofis nicht nur sehr gut, sondern auch vergleichsweise günstig zu haben sind. Deshalb würde es mit dem Geldkoffer zu Vertragsgesprächen zügig Richtung Helsinki gehen. Bei einem entsprechenden Erfolg stünden auch die Vereinsfarben fest: finnisches Weiß-Blau. Ein solches Trikot würde dann immer an die Anfänge von Stuttgart Western erinnern, dem nur noch der Lottogewinn fehlt.