Rundfahrten mit ordentlich Geknatter begeistern die Besucher. Bei einem Tag der offenen Tür präsentieren die Gebrüder Mühleisen einen neu restaurierten Traktor, der ihre Museumsflotte erweitert.
Auf welchem Heiligen Blechle sie verkehrten, das kümmerte die Fünf-, Sieben- oder Zehnjährigen nur beiläufig. Hauptsache, es brummte und knatterte, und man saß beim Mitfahren viel höher und luftiger, als man das vom elterlichen PKW her kennt. Vor allem die Kinder hatten am Wochenende am Kelterplatz in Hofen ihren Spaß. Beim Tag der offenen Tür rund um die Zehntscheuer waren die kurzen kostenlosen Rundfahrten auf einem der zahlreichen, meist historischen Traktoren die Hauptattraktion.
Aber auch für viele Erwachsene war es ein Vergnügen. Sie konnten als Begleiter ihrer Kinder auf der Traktorrunde dabei sein oder – falls sie ein bisschen so ticken wie Gerhard und Uwe Mühleisen – deren „Leidenschaft für beeindruckende Maschinen“ teilen. Denn es war ja trotz der üblichen Sitzbänke, Holztische und kulinarischen Angebote kein gewöhnliches Ortsfest. Im Mittelpunkt stand die Traktoren-Sammlung der beiden Mühleisen-Brüder.
Die Preisfrage wird mit mildem Lächeln quittiert
1998 haben sie die historische Zehntscheuer in Hofen erworben, sie zuerst als Lagerraum verwendet und dort vor zwei Jahren dann das erste Traktor-Museum im Großraum Stuttgart eröffnet. Die Mühleisens spezialisierten sich von Anfang an auf Diesel-Schlepper der Marke Porsche. Alle Traktoren haben sie selbst erworben, in Eigenarbeit von Grund auf renoviert und tip-top wieder in Schuss gebracht.
Genau so war es bei ihrem jüngsten Coup. „Über fünf Jahre haben wir Ausschau gehalten“, erzählt Gerhard Mühleisen die Vorgeschichte. Bei einem Bauern im nordrhein-westfälischen Dinslaken haben sie dann das Objekt ihrer Begierde gesehen. „Es waren zähe Verhandlungen“, sagt Mühleisen. Wer ihn nach einem Kaufpreis fragt, bekommt als Antwort nur ein mildes Lächeln. Das Gleiche gilt, wenn man wissen möchte, wie viel Geld er und sein Bruder in die Restaurierung des neuesten Schmuckstücks hineingesteckt haben.
Der „Traktorgott“ aus Ravensburg hat mitgeholfen
Dass der Supertraktor 309 V etwas sehr Wertvolles ist, liegt daran, dass es sich um eine Rarität handelt. Keine hundert Stück wurden in den Jahren 1960 bis 1963 davon gebaut. „Dann gab’s schon wieder eine technische Neuerung, auf die die Hersteller gesetzt haben“, vermutet Gerhard Mühleisen. Zum Glück gibt es für das ausgelaufene Modell wenigstens noch eine Original-Ersatzteilliste. „Die war eine große Hilfe“, sagt der Hobbyschrauber. 600 Stunden haben Gerhard Mühleisen und seine Freundin investiert, den 309 V bis zur letzten Schraube zerlegt und dann wieder zusammengefügt. Wenn sie mal Rat oder praktische Hilfe brauchten, stand mit Bernhard Köser aus Ravensburg ein guter Freund parat, der in Fachkreisen den Beinamen „Traktorgott“ genießt. Natürlich war Köser am Samstag dabei, um zusammen mit Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann die Abdeckung vom bislang streng geheim gehaltenen Sammlerstück zu nehmen. Wie alle Modelle des Museums strahlt auch der 309 V in roter Farbe und sieht aus, als wäre er gerade frisch vom Band gerollt.