Heiß, sehr heiß und viel zu trocken – so war der Juli in Stuttgart. Foto: /Max Kovalenko

Stuttgart erlebt den sonnigsten Juli seiner Geschichte. Aber auch einen seiner trockensten mit einer nahezu historischen Dürre. Und jetzt soll es noch einmal so richtig heiß werden.

Die Stuttgarter Wettergeschichte des Juli ist eigentlich schnell erzählt. Ein Traum von einem Sommermonat. Sonne satt, immer sommerlich warm, oft sogar heiß, aber nachts gingen die Temperaturen meist so weit zurück, dass man gut schlafen und die Wohnung für den nächsten Tag kühlen konnte. Kurzum, man kann es beim Wetter zwar nie allen recht machen, aber an diesem Juli ist eigentlich nichts auszusetzen. Und damit wären wir beim eigentlich. Denn das wunderbare Sommerwetter wurde zwangsweise begleitet von einer nahezu historischen Dürre, die Legionen begeisterter Hobbymäher grämlich um ihre 8-PS-Wummen mit Schubhilfe und Fangkorb streichen ließ. Aber da war nichts zu fangen, das Wiesle verdorrt, das Wasser aus der Regentonne reichte nicht mal für Blumen und Sträucher und Rasensprenger gelten in Zeiten des Wassermangels als Frevel.

Kein Wunder bei den Zahlen: „In Stuttgart wurden 14,6 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen, das ist der zweittrockenste Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1951“, erklärt Andreas Pfaffenzeller. Laut dem Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in Stuttgart war lediglich der Juli 1965 mit nur 10,5 Liter Regen noch staubiger. Normal wären für einen Juli nach dem neuen Mittelwert der vergangenen 30 Jahre gut 81 Liter gewesen, davon fielen real aber gerade mal rund 18 Prozent. An der Messstation am Flughafen waren es zwar knapp neun Liter Regen mehr, aber auch das ist nicht mal ein Drittel als im Schnitt. Vor einem Jahr flossen zum Beispiel am Schnarrenberg gut 70 Liter ins Messglas. Auch ein bisschen zu wenig, aber aushaltbar für die Natur.

Wo es regnet, ist kaum vorhersehbar

Der aktuell spärliche Regen verschärfte jedenfalls die Dürre, die Landwirte, Wengerter und Hobbygärtner zum Wässern zwingt. Wobei das nicht überall im Land der Fall ist: In Gerstetten auf der Ostalb fiel mit 109 Litern in Baden-Württemberg der meiste Regen im Juli. Im südbadischen Schallstadt-Mengen bei Freiburg waren es dagegen im gleichen Zeitraum nicht einmal drei Liter. Diese große Differenzen erklären sich dadurch, dass der Regen nicht von großflächigen Tiefs über uns kam, sondern von rasch durchziehenden Störungen mit feuchter Meeresluft oder von lokalen Hitzegewittern. Und genau so scheint es auch im August weiterzugehen. Es wird absehbar immer wieder Schauer und Gewitter geben, nur wo es wieviel regnet, das ist nicht exakt vorhersehbar. Und selbst wenn es lokal zu einem Starkregen käme, ändert der an Dürre nicht viel, da der staubtrockene Boden große Wassermengen in kurzer Zeit überhaupt nicht speichern kann und das kostbare Nass in der Kanalisation oder in Rückhaltebecken verschwindet.

Die Natur wird weiter unter Trockenheit leiden, Fans von Wärme und Sonne haben es dagegen wohl auch weiter gut. Wie schon im Juli: Es gab zwar Hitzewellen in der Stadt, die waren aber deswegen noch erträglich, weil es nachts wegen der oft geringen Bewölkung doch meist gut abkühlte. So genannte Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad absinkt, gab es genau eine. „In der Nacht vom 22. zum 23. Juli war die niedrigste Temperatur 21,3 Grad“, erklärt Andreas Pfaffenzeller. Wenig tropische Nächte also – aber gut warm ist es im Städtle schon geworden. Insgesamt gab es im Juli 25 Sommertage mit mehr als 25 Grad, davon waren zehn heiße Tage mit mehr als 30 Grad dabei und am 19. Juli wurden sogar 35,8 Grad gemessen. Da war für Juli zwar kein Höchstwert, aber auch nur gut zwei Grad entfernt.

338 Stunden Sonnenschein

Die Sonne präsentierte sich dagegen in Rekordlaune. Gut 338 Stunden Sonnenschein, das gab es in einem Juli in Stuttgart noch nie. Zumindest nicht, seit Beginn der Wetteraufzeichnungen des DWD 1951. Und der Sommer der Rekorde hat Chancen auf eine Verlängerung. Zum Beispiel in Sachen Temperatur. An diesem Donnerstag könnten die 38,8 Grad vom 7. August 2015 fallen. Aber eigentlich kann die Natur auf diesen Rekord verzichten. Und die Menschen wohl auch.