Die Stadt macht Nägeln mit Köpfen. Wegen anhaltendem Schädlingsbefall wird das Gebäude abgerissen. Foto: Kuhn

Abriss des maroden Gebäudes am Bergwald. Kinder kommen interimsweise im Waldheim unter.

Hedelfingen - Die Stadt hat endlich einen Schlussstrich gezogen: Sie gibt das 50 Jahre alte Kita-Gebäude am Bergwald 19, indem sich Ratten eingenistet haben, wegen „anhaltendem Schädlingsbefall auf.“ Die Kita Am Bergwald 19 soll abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, hat die Landeshauptstadt Stuttgart nach Untersuchungen der Bausubstanz bekannt gegeben. Die Stadtverwaltung kann dem anhaltenden Rattenbefall, der sich aufgrund der Bauweise der Kita nicht beheben lässt, nichts entgegensetzen. Das Liegenschaftsamt der Stadt hatte in der Vergangenheit bereits zahlreiche Maßnahmen zur Bekämpfung der schadhaften Nager ergriffen. Es wurden Rattenfallen ausgelegt, die Müllboxen eingehaust und andere bauliche Maßnahmen getroffen. Sie halfen wenig. Nachdem durch den Corona-bedingten Lockdown im März das Gebäude einige Wochen verwaist stand, war die Nagerpopulation stark angewachsen. Gutachter schauten sich in den vergangenen Wochen die Situation an.

„Eine abschließende Untersuchung kam nun zu dem Ergebnis, dass es aufgrund der Bauweise der Kita kaum möglich sein wird, die Schädlinge dauerhaft zu vertreiben. Das Gebäude hat kein Betonfundament und besteht lediglich aus Holz“, heißt es in der Erklärung der Stadt. Dadurch könnten die Nager leicht ins Innere der Kindertagesstätte gelangen. „Außerdem gibt es sowohl unterhalb als auch innerhalb des Gebäudes zahlreiche Hohlräume, die den Tieren ideale Versteckmöglichkeiten bieten.“ Erschwerend kommt hinzu: Aufgrund fehlender Rückstauklappen können die Ratten zudem aus dem Abwasserkanal in das Gebäude gelangen.

Wegen des Rattenbefalls konnte die Kita Am Bergwald 19 nach dem Ende des Corona-Lockdowns ihren Betrieb nicht wieder aufnehmen. Was tun? Auf Initiative des Waldheimvereins und der Kita-Leitung wurden die Kinder daher in den noch freien Räumen im Waldheim Hedelfingen untergebracht – zunächst interimsweise bis zur Sanierung der Kita. Hedelfingens Bezirksbeirat drängte in einem gemeinsamen Antrag auf eine schnelle Lösung und auch auf Initiative von Bezirksvorsteher Kai Freier wurden in Vorort-Runden die Weichen gestellt.

Mit der Abrissentscheidung der Stadt hat sich die Lage etwas geändert. Es muss eine mehrjährige Übergangszeit überbrückt werden, in der das alte Gebäude abgerissen und ein Neubau aufgestellt wird. „Stadt und Waldheimverein haben sich darauf verständigt, dass die Kinder bis zur Inbetriebnahme des Kita-Neubaus auch weiterhin im Waldheim Hedelfingen betreut werden sollen“, teilt die Stadt mit. Dafür finden im Waldheim jetzt und bis Anfang September kleinere Umbauarbeiten statt: Unter anderem wird ein Schallschutz eingebaut und die Sanitäranlagen werden kindgerecht umgestaltet.

Spannend ist die Frage, wie der Kita-Neubau aussehen soll und wie schnell die Stadtverwaltung neuen Ersatz für ihr städtisches Gebäude schaffen will. Offensichtlich setzt sie auf einen anderen Investor. „Der Waldheimverein hat angeboten, den Neubau der Kita zu übernehmen, sofern die Stadt das Gebäude im Anschluss anmietet“, teilt die Presseabteilung der Stadt mit. Dazu würden die Stadt und der Waldheimverein aktuell Verhandlungen führen. Erste Ergebnisse sollen bis Anfang Oktober 2020 vorliegen. Vereinsvorsitzender Paul Wurm hat ein lokales Architekturbüro bereits kontaktiert und Vorabpläne mit ihnen abgestimmt. Der Neubau könnte demnach nach Schätzung des Waldheimvereins Anfang 2022 fertiggestellt sein, teilt die Stadtverwaltung mit.