Markus Krautter, Ernestine Voges, Melanie Krautter und Markus Lindel vor der Markuskirche (von links). Foto: Mathias Kuhn

In zwei Wochen dürfen die Katholiken ihre Kirchengemeinderäte wählen. Drei Generationen von Ehrenamtlichen der St. Markus-Gemeinde erzählen über Aufgaben und Ziele der Kirchengemeinderäte.

Hedelfingen - Am 21. und 22. März sind die Katholiken zur Wahl ihrer Pastoral- und Kirchengemeinderäte aufgerufen. Die Wahlunterlagen werden in der kommenden Woche in den Briefkästen liegen. Welche Aufgaben und Mitbestimmungsmöglichkeiten haben die Ehrenamtlichen? Drei Generationen erzählen über ihre Erfahrungen und Ziele für die kommende Periode: Die 79-jährige Ernestine Voges, die nicht mehr kandidiert, Markus Krauter (51 Jahre) und seine Tochter Melanie (21 Jahre) sowie Pastoralreferent Markus Lindel.

Frau Voges, was hat Sie bewegt als Kirchengemeinderätin tätig zu sein?

Ich bin seit 1974 ehrenamtlich in der Kirchengemeinde tätig. Meine Familie hat beim Einzug des damaligen Pfarrers geholfen, wir haben Feste und Veranstaltungen organisiert. Dies hat Spaß gemacht und so übernahm ich 1991 gerne die Aufgaben als Kirchengemeinderätin. Ich habe mich speziell im Festausschuss, dem heutigen Wirtschaftsausschuss, eingesetzt. Als Kirchengemeinderätin habe ich 30 Jahre lang Weichen für die Zukunft gestellt. Jetzt soll die junge Generation nachkommen. Ich kandidiere ich nicht mehr.

Markus Krautter, welche Weichen galt es in den vergangenen Jahren als Kirchengemeinderat zu stellen?

Ich habe auch 1991 als damals junges Kirchengemeinderatsmitglied begonnen und war eine Amtsperiode lang der gewählte Vorsitzende des Kirchengemeinderats, also nach dem Pfarrer der zweite Vorsitzende. Das dominierende Thema war im vergangenen Jahrzehnt das Zusammenwachsen der Kirchengemeinden bis hin zur Bildung des Gesamtkirchengemeinderats. Es gibt wenige Pfarrer und die Zahl der Kirchenmitglieder nimmt ab. Wir mussten uns überlegen, wie wir zukunftsfähig bleiben können. Die jetzige Lösung für die Oberen Neckarvororte ist optimal. Die vier Kirchengemeinden gehören zusammen. Das Zusammenwachsen war und ist ein spannender Weg. Es gab sicherlich Verlustängste und Bedenken, aber es ist ein bereicherndes Gebilde geworden.

Frau Voges, erfüllt es Sie, dass Sie Geschichte mitgeschrieben haben?

Es macht zufrieden, daran mitgewirkt zu haben. Aber es schmerzte natürlich beispielsweise auch, unser Kirchengebäude samt Gemeindesaal in Rohracker aufgeben zu müssen.

Melanie Krautter, Sie kandidieren zum ersten Mal. Was treibt Sie an?

Ich war früh Oberministrantin und habe Spaß daran, für Kinder etwas auf die Beine zu stellen. Aber jetzt war es an der Zeit, das Amt an meinen Stellvertreter zu übergeben. Ich will aber weiter in der Gemeinde aktiv und die Stimme der Jugend sein.

Welche Ziele haben Sie?

Ich finde es cool, wenn die Kirchengemeinde auch für Jugendliche attraktiver wird und wir wieder mehr Ministranten gewinnen. Dazu müssen wir auf der Gemeindeebene mehr Aktivitäten anbieten und diese Kinder auf den Weg in die Gesamtkirchengemeinde mitnehmen. Dieses Jahr haben wir beispielsweise eine erfolgreiche Sternsingeraktion durchgeführt. Darauf wollen wir aufbauen.

Lindel: Die Diözese fordert, dass das Gremium die Altersstruktur der Kirchengemeinde abbildet. Wir sind froh, dass Melanie eine andere Sicht einbringen will.

Herr Krautter, wie viel Einfluss hat der Kirchengemeinderat aufs Geschehen in der Gemeinde?

Durch die Bildung der Gesamtkirchengemeinde haben sich die Aufgaben für unsere Ortsgemeinde geändert. Das ist eine Chance. Früher mussten wir uns oft um wirtschaftliche Dinge, um Liegenschaften und den Haushalt kümmern. Verwaltungsthemen dominierten die Sitzungen. Heute können wir uns auf konzeptionelle Themen konzentrieren. Wir haben Zeit, uns Ideen durch den Kopf gehen zu lassen

und diese zu diskutieren. Beispielsweise das Familienzentrum in Hedelfingen.

Lindel: Die Veränderung ihres Arbeitsgebietes nimmt die Ehrenamtlichen im thematischen Bereich stärker in die Pflicht. Dadurch wird das Gremium aufgewertet.

Was muss der neue Kirchengemeinderat neu anbieten?

Markus Krautter: Die Gesellschaft verändert sich und die Kirchengemeinde muss Schritt halten. Wir leben auf einem Fundament, das die Generation von Frau Voges aufgebaut hat. Ihnen gebührt der Dank. Dank dieser Basis leben wir noch gut. Die ehrenamtliche Arbeit in der Gemeinde ist enorm. Aber das Engagement und die Wünsche ändern sich. Ein Beispiel: Früher haben wir mit großem Erfolg den Kinderfasching angeboten. Das funktioniert heute nicht mehr. Wir müssen herausfinden, was die Gemeindemitglieder wollen und was wir anbieten können, um die Türe aufzuhalten, damit sie in die Kirche kommen. Dazu hat jeder der vier Ortsgemeinden spezielle Schwerpunkte. Die Bürger sind so flexibel, dass sie sich herauspicken, was für sie spannend ist.

Frau Krautter, was wollen junge Christen?

Mir hat die Gemeinschaft gefallen. Ich fieberte auf die Veranstaltungen mit den Freunden hin. Früher war es selbstverständlich, dass Familien Kontakt zur Kirche suchten und die Kinder verschiedene Stationen in der Kirche durchliefen. Heute müssen wir die Kinder mit unseren Angeboten, wie mit den Sternsingern, mitreißen. Wir benötigen spannende Projekte.

Kirchengemeinderäte haben also Einfluss mitzubestimmen?

Markus Krautter: Klares Ja. Wir können und wollen einiges bewegen. Veränderungen sind notwendig und das geht nur, wenn es Menschen gibt, die Lust haben mitzugestalten. Diese Chance nutzen wir.

Melanie Krautter: Toll ist, dass erstmals seit dieser Wahl nun sogar zwei oder mehr Mitglieder aus einer Familie antreten dürfen. Das wurde aus dem Kommunalwahlrecht nachgezogen.

Die Fragen stellte Mathias Kuhn.