Die Neckartalwerkstätten für Menschen mit Behinderung werden von Freitag an geschlossen. Foto: /Michael Hellstern/Caritas

Mit den Anordnungen Kitas, Schulen zu schließen will das Land die Ausbreitung des Coronavirus bremsen. Vergessen wurden jedoch Einrichtungen für Behinderte wie zum Beispiel die Neckartalwerkstätten.

Hedelfingen - Die Empörung in Reihen der Wohlfahrtsverbände ist groß: Mit den Anordnungen Kitas, Schulen und einige Geschäfte zu schließen und dem Veranstaltungsverbot will das Land die Ausbreitung des Coronavirus bremsen. „Doch was ist mit unseren Behindertenwerkstätten?“, fragt Gerhard Sohst, der Leiter der Neckartalwerkstätten. In der Hedelfinger Einrichtung arbeiten rund 350 Mitarbeiter im Werkstatt- oder Förderbereich. Sie haben unterschiedliche Handicaps, werden in Bussen – eng nebeneinandersitzend – in die Hafenbahnstraße gebracht oder kommen mit öffentlichen Verkehrsmitteln. „Auch im Werkstattbereich können wir den Sicherheitsabstand von zwei Metern nicht einhalten“, sagt Sohst. „Sie sind oft Arbeitnehmer, die den Ernst der Abstandsbestimmungen nicht erkennen, die sich gerne mal anfassen und sich miteinander freuen. Anders als in den kleinen Wohngruppen müssen wir in den Werkstätten einen geringeren Betreuungsschlüssel ansetzen“, beschreibt Ursel Wolfgramm, die Vorsitzende der Liga der freien Wohlfahrtsverbände von Baden-Württemberg jenen, die die Situation in den Behindertenwerkstätten und Förder- und Betreuungsbereichen nicht kennen. Davon scheint es einige zu geben. Auf die Anfrage der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten, wie sie die behinderten Mitarbeiter schützen könne, erhielt sie ein Schreiben aus dem Sozialministerium, die Mitarbeiter könnten doch unter anderem im Homeoffice arbeiten.