Zwei Tage lang war auch das Planetarium bei freiem Eintritt geöffnet und bot einen Vorgeschmack auf das neue Programm. Foto: Stadt Stuttgart/martinlorenz.nez Quelle: Unbekannt

Stuttgart - Das wollten sich die Stuttgarter anscheinend nicht entgehen lassen: Schätzungsweise 6100 Besucher waren am Samstag in der Villa Berg, 10.000 am Wochenende im Planetarium.

Von Martina Fürstenberger

Bei beiden Attraktionen hatten sich schon lange vor der eigentlichen Öffnung um 11 Uhr zahlreiche Menschen versammelt - trotz Nieselregen. Die Ehepaare Zotzmann und Stutzke waren extra aus Ludwigsburg gekommen, um endlich wieder einmal die Villa Berg betreten zu können. „Wir haben früher im Stuttgarter Osten gewohnt und immer gerne die Sendungen „Häberle und Pfleiderer“ und „Die Straßenkehrer“ angehört“, erzählt Jürgen Zotzmann. Frauke Stutzke schwärmt von den Zeiten des Südfunk-Tanzorchesters mit Erwin Lehn. Sie und ihr Mann waren damals einige Male zu Konzerten in der Villa Berg. „Wir freuen uns sehr, dass die Villa jetzt wiederbelebt wird.“

Wie diese Wiederbelebung jedoch aussehen könnte, ist offen. „Da wird es noch Diskussionen geben“, verwies Oberbürgermeister Fritz Kuhn auf das Thema Denkmalschutz. Konkret geht es um die Frage, ob der Sendesaal, der den größten Teil der Villa über zwei Stockwerke ausfüllt, erhalten bleibt oder nicht. Davon unabhängig wird im Frühsommer ein Beteiligungsverfahren starten, bei dem die Bürger ihre Wünsche einbringen können. Schon jetzt kann man online auf www.stuttgart-meine-stadt.de an einer vorbereitenden Umfrage teilnehmen. Bis Ende des Jahres soll es eine Empfehlung geben. Für Kuhn ist klar: „Es sollte keine kommerzielle Nutzung sein, sondern eine kulturelle, die auf den Stadtteil und ganz Stuttgart bezogen ist.“ Dabei gehe es nicht nur um die Villa, sondern auch um den umgebenden Park. In etwa fünf Jahren - wenn die Fernsehstudios im Park abgerissen sind - habe man die ursprünglichen Flächen wieder zur Verfügung. „Solange kann es eine Zwischennutzung geben.“ Wobei klar sein müsse, dass diese dann auch zeitlich beschränkt sei.

Neben dem Sendesaal gab es am Samstag auch die Nebenräume zu besichtigen: schlichte Funktionsräume mit grauem Teppichboden, Einbauschränken und Röhrenlampen an den Decken. Sich hier die ehemaligen königlichen Wohnräume mit all ihrer Pracht vorzustellen, erforderte schon einiges an Fantasie. Einen Eindruck davon konnte man sich anhand einiger alter Bilder und Texte verschaffen.

Rund um die Villa gab es am Samstag ein buntes Rahmenprogramm mit Musik, Theater, Tanz und Bewirtung. Vereine und Initiativen wie die Berger Bürger und Occupy Villa Berg stellten ihre Ideen und Aktivitäten vor. Eine Bürgervilla mit Café, Versammlungsräumen, Vorträgen, Ausstellungen und Filmen könnten sich die Berger Bürger vorstellen - allerdings ohne Sendesaal. Auch die SPD will den Sendesaal am heutigen Standort nicht erhalten. Für den Grünen-Baubürgermeister Peter Pätzold gehört er aber einfach dazu. „Die Villa, der Park und ein Traum“, lautete das Motto am Tag der offenen Tür. Raum für Träume gab es jedenfalls allerhand.

Von der Villa Berg ging es für viele Besucher weiter zum Planetarium - oder umgekehrt. Mit kostenlosen Kurzvorstellungen am Samstag und Sonntag machte das Planetarium nach einjähriger Umbauzeit Werbung für das neue Programm. Dafür nahmen die Besucher einiges an Wartezeit in Kauf. Im Kuppelsaal wurden sie mit einer spannenden Reise zu den Sternen belohnt - samt Supernova und Raketenstart. Der reguläre Betrieb startet morgen. Geöffnet ist das Planetarium dienstags bis sonntags.