Am Prießnitzweg in Bad Cannstatt setzt die SWSG für Mitarbeitende des Klinikums auf seriellen Holzbau. 2023 entstehen hier weitere 172 Wohnungen. Foto: /Zooey Braun

Ohne Finanzspritze kann ein Drittel der geplanten Neubauten nicht mehr realisiert werden. Dabei fehlen in der Landeshauptstadt preisgünstige Mietwohnungen.

Damit der Wohnungsbau in Stuttgart nicht weiter abstürzt, investiert die Landeshauptstadt massiv in die eigene Baugesellschaft SWSG. Das Unternehmen will bis Ende 2027 insgesamt 1890 Neubauwohnungen fertigstellen, 1993 bestehende Einheiten modernisieren und bei 1861 die Wärmeversorgung erneuern. Dieses Programm müsste ohne Kapitalspritze der Stadt in Höhe von 200 Millionen deutlich eingedampft werden. Wegen stark gestiegener Baupreise und weiter steigender Zinskosten ist es ohne Hilfe nicht mehr komplett finanzierbar.

Nopper: Wir müssen bauen

„Wir sind dankbar für diese neuen Rahmenbedingungen. Ohne die 200 Millionen Euro der Stadt würden wir ein Drittel weniger Wohnungen bauen können“, sagte SWSG-Geschäftsführer Samir Sidgi am Freitag bei einer Pressekonferenz im Rathaus. Ein Drittel wären 630 Wohnungen weniger. „Wenn die private Immobilienwirtschaft auf die Bremse tritt, müssen wir als Stadt erst recht bauen“, verdeutlichte OB Frank Nopper (CDU) die Entwicklung und die Pläne der Verwaltung.

Die Kapitalspritze für die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) muss vom Gemeinderat noch abgesegnet werden, was bei der Vorlage des Nachtragshaushalts 2023 in einigen Wochen geschehen soll. Die Zustimmung dürfte den Bürgervertretern nicht schwerfallen. „Es wird ein überraschend guter Jahresabschluss 2022 werden“, sagte Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU). Die Eigenkapitalzuführung an die SWSG solle in diesem Jahr 50, im nächsten ebenfalls 50 und 2025 dann 100 Millionen Euro betragen.

Bestand wächst auf 21 550 Wohnungen

Mit dem zusätzlichen Eigenkapital könne die SWSG rund 747 Millionen an Krediten und Zuschüssen generieren, so Sidgi, die Verschuldung werde aber damit bis Ende 2027 auf 1,4 Milliarden Euro steigen – eine Verdoppelung gegenüber 2021.

Die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft hat nach einer Phase der Konsolidierung und von Verkäufen seit 2014 ihren Bestand von 17 886 auf 19 850 Wohneinheiten gesteigert. Sie stellt überwiegend preiswerten Wohnraum zur Verfügung. Das soll so bleiben. Man werde mit den Neubauten wie bisher um 20 Prozent unter dem Mittelwert des Stuttgarter Mietspiegels liegen und den Bestand an Sozialmietwohnungen steigern. Er liege jetzt bei rund 40 Prozent, so Sidgi. In der Stadt gibt es in einer Vormerkdatei („Notfallkartei“) rund 4400 Haushalte, die zum Zugriff auf diese Wohnungen berechtigt sind. Weniger als zehn Prozent der SWSG-Neubauwohnungen sollen verkauft werden. Dieses Bauträgergeschäft dient der Verbesserung des Eigenkapitals. Der SWSG-Bestand würde damit bis Ende 2027 auf rund 21 550 Einheiten wachsen.

Neu gebaut werden soll vor allem im Norden der Stadt, 2023 in der Rotenbergstraße, am Prießnitzweg (2. Bauabschnitt für das Klinikum mit 172 Wohnungen), beim Bürgerhospital (136 Wohnungen), der Güglinger und der Schickhardstraße; in Summe sind das 366 Wohnungen. Für 2024 sind 240, für 2025 dann 429 und im Jahr 2026 exakt 585 Einheiten geplant, im Jahr 2027 sollen es 270 sein, wobei 172 an der Augsburger Straße gesichert sind. Bis auf ein Grundstück für 98 Wohnungen im Jahr 2027 seien alle Flächen im Besitz der SWSG oder entsprechend gesichert, so Sidgi. Für die Neubauten ist eine Investitionssumme von 746 Millionen Euro vorgesehen, für Modernisierungen 311, für Instandhaltung 146 Millionen Euro.

Sanierungen wegen Klimaschutz dringend

Neben der hohen Zahl an Neubauten gilt das Augenmerk auch dem Klimaschutz. Die SWSG will 2035 klimaneutral sein, dazu muss die Sanierungsquote auf vier Prozent pro Jahr steigen. Bundesweit werde nur ein Prozent realisiert, sagte Nopper, um den Kraftakt zu verdeutlichen. Die Sanierungen sollen einen positiven Effekt auf die Heizkosten haben, so Sidgi. Martin Körner, Leiter des Grundsatzreferats Klimaschutz im Rathaus, verweist auf hohe städtische Zuschüsse zum Energiesparen. Sie griffen auch bei Neubauten. Die Förderung soll nach 2023 fortgesetzt werden. Auch dazu muss der Gemeinderat Geld bereitstellen.