Zwei Taucher sind bereits im Wasser. Jonas Dummel bereitet sich auf seinen rund zweistündigen Einsatz im Neckar vor. Foto: Sebastian Steegmüller

Polizeitaucher haben am Cannstatter Mühlsteg nach einem Messer gesucht, das ein 24-Jähriger auf der Flucht in den Fluss geworfen haben soll. Ihm wird vorgeworfen, auf seinen Bruder eingestochen zu haben. Gefunden haben sie es nicht, dafür andere Gegenstände.

Bad Cannstatt - Im Trüben fischen, ist eigentlich eine Redensart aus dem 16. Jahrhundert. Ursprünglich bedeute sie, dass jemand unklare Verhältnisse ausnutzt, im Lauf der Zeit wandelte sie sich jedoch. Heute ist die geläufigere Bedeutung, nach etwas in unbekannter Umgebung suchen.

Am Mittwoch konnte der Satz am Mühlsteg ganz wörtlich verstanden werden. Zehn Polizeitaucher waren im Neckar im Einsatz. Ihr Ziel: Ein Messer vom Grund des Flusses bergen. Mutmaßlich hat es ein 24-Jähriger in der Nacht auf Freitag, 10. September, auf seiner Flucht durch Bad Cannstatt dort versenkt. Zuvor soll der Mann seinen fünf Jahre älteren Bruder vor dessen Haustür unvermittelt attackiert und erheblich verletzt haben. Lebensgefahr bestand aber zu keinem Zeitpunkt. Wie berichtet wurde der Tatverdächtige noch in der Nacht in seiner Wohnung festgenommen. Die Tatwaffe konnte aber nicht sichergestellt werden. Die Ermittlungen deuten daraufhin, dass sie der 24-Jährige von der Wilhelmsbrücke geworfen hat.

Bis zu 40 Zentimeter Sicht

Knapp eine Woche später sieht man vom Ufer aus das Flussbett nur rund einen halben Meter weit, unter anderem schimmert eine leere Tube Mayonnaise durch das Wasser. In rund vier Metern Tiefe sei die Sicht nicht besser, sagt Polizeitaucher Markus Zengerle. „Vielleicht 30 bis 40 Zentimeter nach links und rechts, somit konnte ich einen Streifen von rund 70 Zentimetern absuchen. Im Winter ist der Neckar viel klarer, weil keine Algenblüten im Wasser sind, aber es geht auch so“, sagt der ehemalige Triathlet, der mit seinem Team von Überlingen an den Neckar gereist ist, um Stuttgarts Polizeitaucher zu unterstützen. „Wir sind in ganz Baden-Württemberg im Einsatz.“ Um möglichst wenig Sediment aufzuwirbeln, setzt der Taucher auf den „Frosch-Stil“ – dabei erinnert die Flossenbewegung an den Beinschlag beim Brustschwimmen, allerdings sind die Unterschenkel leicht angewinkelt. Parallel dazu tariert er sein Gewicht so aus, dass er quasi im Wasser schwebt. Über eine Schnur ist er mit einem Begleitboot verbunden, sodass ihn seine Kollegen langsam über den Flussgrund ziehen können. „Im Streiflicht der Taschenlampe kann man so schon einiges erkennen.“

DNA-Spuren noch verwertbar

Unter anderem haben die Taucher, die sich per Funk austauschen können, fünf Handys, eine leere Geldbörse, eine VVS-Karte, einen Mietroller und einen Ring aus dem Wasser geholt. Selbst zwei Tresore, einer beinhaltete einen Server, der andere Schlüssel und Schließkarten, konnten geborgen werden. Zurücklassen mussten sie einen Einkaufswagen und ein Fahrrad. „Sie waren eingeschlammt und somit zu schwer.“ Das gesuchte Messer wurde nicht gefunden. Nach rund sechs Stunden beendeten die Beamten den Einsatz, eine Fortsetzung ist nicht geplant. Doch warum sucht die Polizei überhaupt ein Messer, das tagelang unter Wasser liegt? „Wenn man es zeitnah findet, kann man durchaus noch die DNA-Spuren verwerten“, sagt Tauchergruppenführer Thomas Weller. Wichtig sei, dass ein Gegenstand bei der Bergung nicht weiter verschmutzt wird. „Deshalb haben wir unter Wasser Spezialboxen dabei und tüten ihn sofort ein.“