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Revierleiter Jörg Schiebe präsentierte dem Bezirksbeirat die Verkehrsunfallbilanz 2019. Erfreulich ist der sicher der Rückgang bei den Stadtbahnunfällen. Allerdings gab es wieder mehr Fahrerfluchten.

Bad Cannstatt - Die massiv angestiegene Zahl der Stadtbahnunfälle war in Bad Cannstatt in den vergangenen Jahren immer das größte Sorgenkind der Polizei. Das Positive: Mit 25 gab es 2019 gegenüber dem Jahr davor einen Rückgang um drei. „Tragischerweise gab es jedoch einen Toten zu beklagen“, sagte Revierleiter Jörg Schiebe, als er dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt die Verkehrsunfallstatistik 2019 präsentierte.

Der Unfall ereignete sich im Januar in der Waiblinger Straße. Opfer war ein 22-jähriger Mann, der von der Kreuznacher Straße in Richtung Kurpark unterwegs war und dabei die Gleise unerlaubt überquert hatte. Trotz Gefahrenbremsung konnte der Stadtbahnfahrer nicht mehr rechtzeitig anhalten. „Der Bremsweg der tonnenschweren Züge ist viel zu lang“, so Schiebe. Er sei froh, dass in diesem Bereich – die Waiblinger Straße gilt bei der Polizei generell als Brennpunkt in Sachen Stadtbahnunfälle – endlich ein Z-Überweg ein sicheres Überqueren ermögliche. „Gerade an dieser Stelle wurden immer wieder Fußgänger dabei beobachtet, wie sie vogelwild über die Gleise gelaufen sind“, so der Revierleiter, der noch an einen zweiten Unfall mit tödlichem Ausgang erinnerte. Eine 74 Jahre alte Frau verursachte im Mai 2019 eine Chaosfahrt auf dem Parkplatz beim Mineralbad, die erst durch die Mauer des Bads gestoppt wurde. Die Frau verstarb noch am Unfallort.

Zehn Prozent mehr Verkehrsunfälle

„Insgesamt ist die Zahl der Verkehrsunfälle wieder um gut zehn Prozent gestiegen – leider“, so Jörg Schiebe. Mehr Verkehr und die vielen Baustellen mit oft unübersichtlichen Straßenführungen seien die Ursache dafür, dass es insgesamt 1307 Mal krachte. Der Schaden wird von der Polizei auf 4,8 Millionen Euro beziffert. 318 Personen wurden leicht, 54 schwer verletzt. Daneben gab es noch 2316 kleine Unfälle mit sehr geringen Sachschäden, was einen leichten Rückgang um knapp sechs Prozent bedeutet.

Sehr unerfreulich aus Sicht des Cannstatter Polizeichefs hat sich die Zahl der Unfallfluchten entwickelt. 819 Mal haben sich Verkehrsteilnehmer unerlaubt vom Unfallort entfernt – eine Zunahme gegenüber 2018 um 18 Prozent. Und dafür bringt Jörg Schiebe nun gar kein Verständnis mehr auf. Auf der einen Seite bleibe die Frage der Schadensregelung ungeklärt und zudem lassen die „Flüchtigen“ teilweise auch schwer verletzte Menschen am Unfallort zurück. „Ich kann hier nur an Zeugen appellieren, sich unbedingt bei der Polizei zu melden“, so Schiebe, der selbst schon das Opfer einer Fahrerflucht wurde. Dank eines aufmerksamen Zeugen sei jedoch der Täter ermittelt worden. Doch die zunehmende Zahl an Fahrfluchten passe seiner Meinung nach in das momentane Gesellschaftsbild: eine zunehmende Verrohung im Umgang miteinander. „Dieser Entwicklung müssen wir auf allen Ebenen entgegenwirken.“

88 Prozent mehr Schwerverletzte

Während die Zahl der Unfälle mit Fahrradfahrern zurückging (minus acht Prozent), ist die Zahl der Unfälle mit Pedelecfahrern gestiegen (plus 14 Prozent). Auch die Zahl der Unfälle mit Fußgängern ist höher als 2018, allerdings mit plus fünf Prozent nur gering. Hier bereitet dem Revierleiter jedoch Sorge, dass die Zahl der Schwerverletzten mit fast 88 Prozent enorm zugenommen habe. „Zumindest bei den wenigen Unfällen mit Kindern stellen wir fest, dass unserer Schulwege in Bad Cannstatt sicher sind.“ Doch hier gelte, dass jeder Einzelne schon zu viel sei.

Von den rund 20 Unfallschwerpunkten nannte Jörg Schiebe nur fünf: An erster Stelle steht der Wilhelmsplatz, wo es 2018 insgesamt 18 Mal krachte. Die Kreuzung Löwentor/Pragstraße steht auf dem zweiten Platz mit 17 Unfällen, gefolgt vom Bereich Mercedes-/Elwertstraße (14) und der Kreuzung Neckartal-/Pragstraße/Rosensteinbrücke (12). Handelt es sich bei den genannten Brennpunkten um mehr oder weniger die „üblichen Verdächtigen“, so taucht mit dem Bereich Badstraße/Rosensteinbrücke beim Hochbunker offenbar ein neuer Unfallschwerpunkt auf. Zehn Unfälle – zumeist von denen verursacht, die von der Badstraße kommend nicht nach links oder rechts abbiegen, sondern verbotswidrig geradeaus in Richtung Rosensteinbrücke düsen.