Auf dem Parkplatz der Firma Gehe, der sich in städtischem Besitz befindet, wäre reichlich Platz für ein neues Stadtbad. Foto: Nagel

Das Stadtbad ist wohl nicht mehr über das Jahr 2022 zu retten. Gerhard Veyhl von den Freien Wählern plädiert für einen Neubau in der Neckarvorstadt.

Bad Cannstatt - Die Vorplanungen für das Sportbad im Neckarpark dauerten fast zehn Jahre. Ende Januar war es endlich soweit, die Arbeiten für das mittlerweile fast 44 Millionen Euro teure Projekt haben begonnen. Mit der Fertigstellung rechnet das Hochbauamt bis in zwei Jahren. Was dann folgt, hatte schon vor Jahren der für die Bäder zuständige Bürgermeister Michael Föll vorgegeben: Nicht nur die marode Traglufthalle im Untertürkheimer Inselbad, die heute ein einziger Flickenteppich ist, muss aufgegeben werden, auch die Tage des Cannstatter Stadtbads sind dann gezählt. Zu teuer sei der Sanierungsaufwand, der wohl bei sechs Millionen Euro liegen würde.

Doch dieser Betrag ist längst überholt. Die heutigen Nutzer des mehr als 50 Jahre alten Bads, die sich viele Jahre lang für den Fortbestand der Einrichtung in der Hofener Straße eingesetzt hatten, müssen der wirtschaftlichen Realität ins Auge sehen. Die aktuellen Schätzungen, was eine potenzielle Sanierung des Stadtbads betrifft, sind fast schon astronomisch hoch: 26 Millionen Euro, so die Experten bei den Bäderbetrieben und beim Hochbauamt. Neben einer Betonsanierung, Instandsetzungsarbeiten sowie der Beckensanierung müssten auch sämtliche technische Anlagen erneuert werden. „Im Prinzip muss alles saniert oder ausgetauscht werden“, heißt es bei den beteiligten Ämtern und dem Eigenbetrieb. Dort ist man längst zu der Erkenntnis gekommen, dass das jedoch angesichts des Alters des Gebäudes „rausgeschmissenes Geld“ wäre, zumal der Gemeinderatsbeschluss für das wettkampfgerechte Sportbad auch ein andere Sprache spricht: Abriss nach Eröffnung des Sportbads im Jahr 2022.

Sanierung kostet 26 Millionen Euro

Schon vor zwei Wochen hatten deshalb auch Detlef Szlamma, Technischer Leiter bei den Bäderbetrieben, und Michael Gutsch, beim Hochbauamt unter anderem für Bauunterhaltung verantwortlich, auch betont, in das Stadtbad „nur noch das Nötigste“ zu investieren, damit ein sicherer Schwimmunterricht bis 2022 gewährleistet ist. Was dann passiert, sei eine politische Diskussion.

Hierbei hat Gerhard Veyhl, Fraktionssprecher der Freien Wähler im Bezirksbeirat Bad Cannstatt, bereits heute eine klare Meinung: „Angesichts von fehlenden Schwimmflächen – trotz des neuen Sportbads im Neckarpark – kann es sich die Landeshauptstadt nicht erlauben, auf ein Stadtbad in ihrem größten Stadtbezirk zu verzichten.“ Zumal die Einrichtung im Neckarpark für die Schulen aus Münster und Mühlhausen so weit entfernt liegen würden, dass Schwimmen nur schwer in den Unterrichtsplan zu integrieren sei.

Parkplatz gehört der Stadt

Dass er dennoch für einen Abriss plädiert, hat einen guten Grund. Bereits Ende 2018 hatte Gerhard Veyhl vorgeschlagen, auf der gegenüberliegenden Seite des Neckars unweit des Mombachbads auf dem Parkplatz von Gehe ein neues Stadtbad zu errichten. Der Vorteil: Die Flächen gehören der Stadt. Zudem entstehen Synergieeffekte mit dem SV Cannstatt, dem Eigentümer des Mombachbads. zu guter Letzt sei die Anbindung an den ÖPNV sehr gut.

Was dann auf den Flächen des heutigen Stadtbads entwickelt werde, müsse natürlich diskutiert werden. Veyhl hatte 2018 für ein Bürgerhaus plädiert, eine Einrichtung, die Stuttgarts größtem Stadtbezirk ebenfalls gut zu Gesicht stehen würde. Laut Stadtverwaltung soll dort allerdings nach dem Stadtbadabriss Wohnungsbau – angedacht sind bis zu 50 Einheiten – betrieben werden.