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Die ersten Arbeiten für die fünf Millionen Euro teure neue Australien-Welt im ehemaligen Menschenaffen-Gehege haben bereits begonnen. Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin hofft Anfang des kommenden Jahres auf die Baugenehmigung.

Bad Cannstatt - Wenn es um Australien geht, was haben Vladimir Putin, Angela Merkel und Barack Obama gemeinsam? Alle drei hatten schon einmal einen Koala im Arm oder durften ein Exemplar streicheln. Ob das in der Wilhelma beim Tag der offenen Tür möglich sein wird? Denn Fakt ist, dass vier dieser putzigen Tiere Ende 2021 in den zoologisch-botanischen Garten einziehen werden. Spätestens dann soll auch die neu gestaltete Australien-Welt fertig sein. Dafür wird das alte Menschenaffenhaus sowie die Flächen, wo einst das Jungtieraufzuchthaus stand, zur Zeit umgebaut. „Es werden zwei Männchen und zwei Weibchen sein“, verrät Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin.

Obwohl noch etliche Monate bis dahin vergehen werden, macht er keinen Hehl aus seiner Vorfreude. „Diese Tiere sind sehr beliebt“, weiß Kölpin, der allerdings betont, dass auch die anderen Tierarten, die im kommenden Jahr vom fünften Kontinent an den Neckar umziehen werden, „etwas Besonderes“ seien. Allein schon wegen ihrer „schräg“ anmutenden Namen. Denn wer kennt schon ein Baumkänguru? Oder was ist bitteschön ein Quoll? Doch fraglos sind die Koalas die Stars der Australien-Truppe.

Die neue Attraktion hat allerdings ihren Preis: Rund fünf Millionen Euro muss die Wilhelma dafür in die Hand nehmen. „Unsere Rücklagen allein reichen natürlich dafür nicht aus“, so Kölpin, der sich jedoch auf einen opulenten Zuschuss des Wilhelma-Fördervereins freuen darf. Auch der Aufwand war groß. Denn die australische Regierung verschachert nicht die Tiere, sie schaut ganz genau hin, wer sich für Koala & Co. interessiert und ob derjenige überhaupt dazu fähig ist, solche Tiere aufzunehmen und zu versorgen.

Während zweier Reisen nach Down Under besuchte Thomas Kölpin mehr als 30 Zoos sowie etliche Nationalparks und Naturreservate. Doch die Mühen trugen vor zwei Jahren Früchte: Die künftigen Wilhelma-Koalas stellt die Dreamworld Wildlife Foundation (DWF) in Sydney zur Verfügung. Dies ist eine Stiftung des größten Freizeitparks Australiens in der Stadt Gold Coast in Queensland. „Im Gegenzug engagieren wir uns für die Stiftung“, sagt der Wilhelma-Chef. Solche „Deals“ seien heute üblich und auch für die Wilhelma-Verantwortlichen selbstverständlich.

Koalas sind – anders als oft angenommen – keine Bären, sondern Beuteltiere. Nach der Geburt wandert das nur zwei Zentimeter große Jungtier in den Beutel der Mutter, in dem es heranwächst. Es verlässt den Beutel erst nach einem halben Jahr. Und sie sind ziemlich schleckig. Kölpin: „Sie ernähren sich ausschließlich von Blättern bestimmter Eukalyptusbäume, nämlich nur von wenigen der rund 300 Arten.“ Die Wilhelma hat dafür extra Platz in den Gewächshäusern geschaffen, wo diese Pflanzen wachsen können. Der wesentliche Teil der Koala-Nahrung werde jedoch von einer Gärtnerei aus Sachsen geliefert, die sich darauf spezialisiert habe.

Was den Umbau des ehemaligen Menschenaffenhauses angeht, so ist die Entkernung der Gebäude abgeschlossen. „Sobald wir für unseren Bauantrag grünes Licht erhalten, beginnt die Ausbauphase“, so der Wilhelma-Chef. Denn Ende 2021 werden die künftigen Bewohner der neuen Australien-Welt erwartet. Ein kleiner Appetithappen wurde bereits in unmittelbarer Nachbarschaft gebaut. Ein Spielplatz mit Tierskulpturen, der die australische Landschaft darstellt.

Was die anderen Großprojekte wie Elefantenwelt und Flusspferd-Gehege am Neckarufer angeht, so werden sich die Tierfreunde noch etwas länger gedulden müssen. Zwar hat die Wilhelma das Gelände, das sie der Stadt für den Bau des Rosensteintunnels zur Verfügung gestellt hatte, wieder zurückbekommen, dennoch werden die Bauarbeiten für das wohl größte Projekt in der Wilhelma-Geschichte frühestens 2023 starten können. 11 700 Quadratmeter Außenfläche und etwa 5100 Quadratmeter Gebäudefläche soll die neue Elefantenwelt umfassen. Auf diesem Areal ist genügend Platz für bis zu 14 Tiere.

Allerdings handelt es sich nicht um afrikanische, sondern um asiatische Elefanten, von denen es weltweit ebenfalls nur noch rund 30 000 Tiere gibt. Ergänzt wird die Anlage noch durch 600 Quadratmeter Gebäudefläche und 230 Quadratmeter Außenfläche für weitere Tierarten sowie einen Gastrobereich. „Ich rechne mit einer Bauzeit von mindestens drei Jahren“, so Thomas Kölpin zum Leuchtturmprojekt der Wilhelma und der neuen Asienwelt.

Durch den „verspäteten“ Baubeginn der Elefantenanlage kommen jedoch die Besucher in den Genuss von zwei Schaubauernhöfen – zumindest für ein paar Jahre. Denn der Schaubauernhof für asiatische Nutztiere wird bereits im kommenden Jahr eröffnet. Doch fest steht: Der Baubeginn der Elefantenwelt bedeutet definitiv das Aus einer der beliebtesten Einrichtungen der Wilhelma. Dann heißt es Abschied nehmen von den heimischen Tieren wie das Schwäbisch-Hällische Schwein, Zwergziege und Kamerunschaf oder Haus- und Bankivahuhn.

Ob bis dahin auch schon die Flusspferde am Neckarufer eine Attraktion sein können? „Wohl eher nicht“, bleibt Kölpin Realist. Er hoffe jedoch, dass bereits 2021 der Überlassungsvertrag für die benötigten städtischen Flächen unterzeichnet werden könne. „Doch wir können mit dem Flusspferdprojekt erst anfangen, wenn der Uferbereich nach den vielen Bauarbeiten im Bereich des Neckarknies wieder fertig gestaltet ist“, so der Direktor. Er rechne deshalb mit einem frühesten Baubeginn 2024.