Anstatt 6,81 Millionen Euro kostet die neue, fünfgeschossige Olga-Krippe in der Taubenheimstraße mit einer Nutzfläche von 1400 Quadratmetern nun 7,84 Millionen Euro. Foto: Iris Frey

Eltern der Olga-Krippe-Kinder sind stinksauer auf die Verwaltung. Bereits sieben Mal wurde der Einzug in den Neubau abgesagt. Von der letzten Absage erfuhren sie erst aus der Zeitung.

Bad Cannstatt - Schon seit Jahren sind die ersten fünf Minuten der Bezirksbeiratssitzung für Bürgerinnen und Bürger reserviert. In dieser Zeit können sie kurz und knapp den Fraktionen ihre Sorgen und Nöte schildern, Verbesserungen anregen oder Kritik äußern. In der letzten Sitzung durfte die Rednerin einige Minuten länger am Mikrofon stehen. Aus gutem Grund gab es keine mahnenden Worte von Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler, denn die junge Frau ist Elternbeirätin bei der Olgakrippe.

Und nach dem Bericht von Sadiah Streibli stand pure Fassungslosigkeit in den Gesichtern der Rätinnen und Räte. Denn allein im vergangenen Jahr wurde den Eltern, deren Kinder momentan die Interimskrippe in der Sichelstraße besuchen, vier Einzugstermine genannt – und wieder verworfen. Insgesamt waren es seit November 2018 sieben an der Zahl. „Oftmals kamen die Absagen sehr, sehr kurzfristig“, sagte Sadiah Streibli. Auch der aktuelle Einzugstermin in das neue Gebäude in der Tauberheimstraße, der kommende Woche sein sollte, sei schon wieder Makulatur. „Allerdings haben wir diese Nachricht aus der Zeitung und nicht von der Stadtverwaltung erfahren“, so Streibli. Sie und die anderen Eltern fragen sich, warum das zuständige Liegenschaftsamt als Bauherr und Vermieter offenbar wenig bis gar kein Interesse an einer angemessenen Kommunikation und Informationspolitik hat. „Es ist doch nicht möglich, dass den Verantwortlichen immer erst kurzfristig klar wird, dass der Einzugstermin nicht gehalten werden kann“, so die Elternbeirätin.

180 Eltern betroffen

Seit drei Jahren habe sie und die anderen Eltern, und das sind mehr als 180, große Probleme bei der Urlaubsplanung, da der oft zu Jahresbeginn eingereicht werden müsse. Betroffen von diesem „Einzugsterminchaos“ seien natürlich auch die rund 25 Kita-Betreuerinnen. „Wir haben jetzt genug und wollen keinen schnellen, sondern endlich einen verlässlichen Einzugstermin von der Stadt“, brachte die junge Mutter ihre Kritik auf den Punkt. Da das Thema nicht auf der offiziellen Tagesordnung stand, gab es keine Aussprache – allerdings ein dickes Versprechen von Bernd-Marcel Löffler. „Das Geschilderte hört sich an, wie die Eröffnung des Berliner Flughafens“, so der Bezirksvorsteher, der versprach, sich höchstpersönlich hinter die missliche Angelegenheit klemmen zu wollen.

Der Neubau einer der ältesten Kinderkrippen der Landeshauptstadt steht unter keinem guten Stern. Neben diversen Wasserschäden und fehlender Baufreigaben sind es jetzt die Außenanlagen in der Taubenheimstraße, die noch nicht fertig sind und für erneuten Verzug sorgt. Auch wurde das Projekt teurer. Statt 6,81 Millionen Euro kostet die neue, fünfgeschossige Olga-Krippe mit einer Nutzfläche von 1400 Quadratmetern nun 7,84 Millionen Euro. Die Kita wird neun Gruppen für etwa 150 Kinder umfassen.