Die Robinson Barracks sind ein Militärstützpunkt der US-Streitkräfte auf dem Burgholzhof. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Ob Sport, Kultur oder Militär – die Landeshauptstadt hat in vielerlei Hinsicht Beziehungen zu den Vereinigten Staaten.

Bad Cannstatt - Vor allem militärisch haben die US-Amerikaner in Stuttgart -- insbesondere in Bad Cannstatt – ihre Spuren hinterlassen. Nach der Aufgabe vieler Einrichtungen in den 1990er-Jahren, darunter weite Teile der Robinson Barracks auf dem Burgholzhof, die Reiterkaserne auf dem Hallschlag und das US-Hospital im Espan, hat die Stadt die Flächen für Wohnungsbau gekauft. Doch auch sonst verbindet die Landeshauptstadt einiges mit den USA. Was, das haben wir im Vorfeld der Präsidentschaftswahl einmal zusammengestellt.

Stuttgart in den USA: Auch in den USA gibt es zwei Städte mit dem Namen Stuttgart. Zum einen im Bundesstaat Arkansas. Dieses Stuttgart wurde von Adam Bürkle, einem Auswanderer aus Plattenhardt, im Jahr 1878 gegründet. In Erinnerung an seine alte Heimat gab er diesem Ort den Namen „Stuttgart“. Die Stadt mit heute rund 9400 Einwohnern gilt als die Welthauptstadt des Reises und der Entenjagd. Das zweite Stuttgart, das am 6. Februar 1888 gegründet wurde, liegt im Bundesstaat Kansas und hat 45 Einwohner. Immerhin gibt es eine Kirche, ein Getreidesilo, eine Autoreparaturwerkstatt, eine Tankstelle sowie ein Fotostudio.

Partnerstadt: Mit St. Louis im US-Staat Missouri pflegt Stuttgart seit 1960 eine Städtepartnerschaft. St. Louis ist die größte Stadt des Bundesstaates und bekannt für Luft- und Raumfahrtindustrie, Automobilbau und Elektronik. Die Stadt hat etwa 400 000 Einwohner. Zu den alljährlichen Höhepunkten zählt neben den Feiern zum Nationalfeiertag am 4. Juli auch das German Straßenfest im August.

Kennedybaum im Espan: Vor 57 Jahren wurde US-Präsident John F. Kennedy in Dallas erschossen. Auf dem ehemaligen Gelände des US-Hospitals im Espan wurde kurz darauf eine Fichte eingesetzt und ein Gedenkstein aufgestellt. Nach dem Abzug der Amerikaner wurde auch der Baum entfernt. Rainer Becker, der im Prießnitzweg unweit des Standortes wohnt, machte die Verwaltung auf Baum und Gedenkstein aufmerksam. 2001 wurden ein Mammutbaum gepflanzt und ein Stein gesetzt. Darauf waren die Buchstaben aufgeklebt, was nicht lange hielt. Auch der Baum vertrocknete. 2013 wurde ein weiterer gepflanzt, das Gartenbauamt ließ eine Bronzetafel auf einem Travertinstein anbringen.

Baseball/American Football: „USA pur“ in Sachen Sport, das gibt‘s offiziell in Bad Cannstatt seit 1994, als sich die Baseballer der Stuttgart Reds dem TV Cannstatt anschlossen. Mittlerweile gehen die „Reds“ mit 14 Mannschaften an den Start, die Herren spielen in der 1. Bundesliga, wie auch die Frauen (Softball). American Football, der wohl beliebteste Sport in den USA, wird ebenfalls in Stuttgart gespielt. Genaugenommen seit 1982. Damals gründete Harold Kienitz die Stuttgart Scorpions.

DaimerChrysler: Am 7. Mai 1998 schließen sich die Daimler-Benz AG und die Chrysler Corporation zusammen. Der damalige Daimler-Chef Jürgen Schrempp wird als Gründer der „Welt AG“ gefeiert. Der erste Handelstag der DaimlerChrysler-Aktie ist der 17. November 1998. Im ersten vollen Geschäftsjahr erwirtschaftet der deutsch-amerikanische Autobauer 1999 einen Betriebsgewinn von 10,3 Milliarden Euro. Doch schon im Folgejahr bricht der Chrysler-Gewinn ein. Schrempp schickte im Jahr 2000 Dieter Zetsche als neuen Chef zu Chrysler. Der erste, rund vier Milliarden Euro teure Rettungsplan kostet 26 000 Beschäftigte bei Chrysler den Arbeitsplatz. 2002 schreibt Chrysler schwarze Zahlen. Doch schon 2003 macht die US-Sparte wieder Verluste. Nach Schrempps überraschendem Rückzug 2005 wird Dieter Zetsche der starke Mann und zieht 2007 die Notbremse. Daimler verkaufte Chrysler für 5,5 Milliarden Euro an den US-Finanzinvestor Cerberus – das Ende einer unglücklichen Ehe.

AFN-Radio: Seit fast 70 Jahren sendet AFN, der amerikanische Militärrundfunk, in Stuttgart. Vom Burgholzhof aus im Norden der Stadt wollen die Moderatoren ihren Landsleuten über das Radio helfen, sich in Deutschland zurechtzufinden. Das Funkhaus von AFN Stuttgart ist in den Robinson Barracks. Der Sender zog in seiner Geschichte mehrfach um, sendete zwischenzeitlich aus Heidelberg, bis er im März 2014 in ein neues Gebäude auf dem Burgholzhof einzog.

Amerikahaus: Das Deutsch-Amerikanische Zentrum/James-F.-Byrnes-Institut wurde 1995 als Nachfolgeinstitution des Amerika Hauses gegründet, das im gleichen Jahr geschlossen wurde. Der Zweck des Vereins ist die Förderung deutsch-amerikanischer Beziehungen durch kulturelle und andere Veranstaltungen.

James Francis Byrnes: „Das amerikanische Volk wünscht, dem deutschen Volk die Regierung Deutschlands zurückzugeben. Das amerikanische Volk will dem deutschen Volk helfen, seinen Weg zurückzufinden zu einem ehrenvollen Platz unter den freien und friedliebenden Nationen der Welt.“ Mit diesen eindringlichen Worten beendete der US-amerikanische Außenminister James Francis Byrnes (1879-1972) am 6. September 1946 im Stuttgarter Großen Haus seine Rede der Hoffnung („Speech of Hope“). Sie markierte den Wendepunkt in den deutsch-amerikanischen Beziehungen. Nach dem Politiker wurde im Zuge der Aufsiedelung eine Straße auf dem Burgholzhof benannt.

US-Stützpunkte: Die Patch Barracks sind ein Truppenstützpunkt der US Army in Vaihingen. Sie beherbergen neben dem Europahauptquartier der NSA auch das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa (EUCOM). Die Kelley Barracks sind ein Militärstützpunkt der US-Streitkräfte und befinden sich zwischen den Stadtbezirken Möhringen und Plieningen. Seit 2007 befindet sich hier das Hauptquartier des United States Africa Command (AFRICOM). Die Robinson Barracks sind ein Militärstützpunkt der US-Streitkräfte auf dem Burgholzhof. Sie dienen, im Gegensatz zu den beiden anderen Stuttgarter US-Militärstandorten Patch Barracks und Kelley Barracks, mittlerweile nur noch als reines Wohnquartier (Housing Area).

Terrorangst: Der Terroranschlag am 11. September 2001 auf das World Trade Center hatte Auswirkungen auf den Burgholzhof und die Straße Roter Stich, die mitten durch das US-Gelände führte. Zunächst einmal bauten die US-Streitkräfte 2002/2003 aus Sicherheitsgründen für die dort wohnenden Familien einen Zaun rund um die Housing Area. Damals lebten in den knapp 620 Wohnungen noch rund 2000 US-Bürger. Das Problem: Der Rote Stich war eine wichtige Verbindungsstraße. Stadt und US-Militärführung einigten sich nach vielen Gesprächen und die Straße Roter Stich blieb offen, allerdings wurden zwei Tore angebracht, so dass sie jederzeit hätten geschlossen werden können. Ein Strich unter die Debatte wurde 2008 gezogen, als die SWSG das 42 500 Quadratmeter große Gelände für acht Millionen Euro vom Bund kaufte.

Pfennigbasar: Der Deutsch-Amerikanische Frauenclub Stuttgart wurde 1947 von deutschen Frauen und Ehefrauen amerikanischer Soldaten gegründet. Seit 1951 ist es auch Frauen aus anderen Ländern möglich, dem Club beizutreten. Heute hat der Frauenclub etwa 380 Mitglieder. Mit dem jährlich stattfindenden Pfennigbasar – einem großen Flohmarkt – sammelt der Club Spenden. Zum letzten Mal 2019, denn nach 50 Jahren gab der Deutsch-Amerikanische Frauenclub seinen legendären Pfennigbasar auf.

Jürgen Klinsmann: Stuttgarts berühmtester Fußballer, Nationalspieler und ehemaliger Bundestrainer ist nicht nur mit einer US-Amerikanerin verheiratet. Im Jahr 2011 begann „Klinsi“ die Nationalmannschaft der USA zu trainieren. Bei der WM 2014 traf er im Gruppenspiel auf Deutschland und sein Team verlor nur knapp mit 0:1.

Square Dance: Wer an die USA denkt, der hat auch Square Dance vor den Augen. Dabei handelt es sich um eine Art amerikanischen Volkstanz. Er ist in der Zeit der Siedler entstanden. Bei dem Verein Stuttgart Tamburin gibt es eine Abteilung Square Dance, die diesen Tanzbrauch bis heute pflegt. Amerikanische Tradition wird seit 2003 auch beim Country Club Weißer Büffel in Wangen gepflegt. So etwa bei der Country- und Western-Nacht in der Untertürkheimer Sängerhalle.

Lecker Hamburger: Die ersten Burger in der Landeshauptstadt servierte der damals 25-jährige, angehende Student Udo Höroldt in der Calwer Straße. Bis heute ist sein „Udo Snack“ Kult.