Die Stadt bietet wegen der voraussichtlich hohen Schadstoffbelastung Lüftungsanlagen für die Wohnungen in der Pragstraße und Bei der Meierei an. Der Rosensteintunnel soll ab September 2021 geöffnet sein.
Bad Cannstatt - Mit der Eröffnung des Rosensteintunnels – geplant ist September 2021 – wird sich die Pragstraße zwischen der Wilhelma-Kreuzung und der Löwentorstraße verändern. Aufgrund der neuen Verkehrsführung und dem dadurch erhöhten Verkehrsaufkommen ist im Bereich der Tunnel-Ein- und -Ausfahrt mit mehr Schadstoffen in der Luft zu rechnen. Deswegen hat sich die Verwaltung dazu entschlossen, die Gebäude an der Ecke Pragstraße/Bei der Meierei abzureißen. Wohnen sei hier nach Eröffnung des Rosensteintunnels nicht mehr möglich. Laut einem Gutachten werden in diesem Bereich die Luftschadstoffe weiter ansteigen und zur Belastung für die Anwohner werden. Der Bebauungsplan für den B 10 Rosensteintunnel beinhalte deshalb eine Empfehlung zum Erwerb der betroffenen Grundstücke durch die Stadt, heißt es aus dem zuständigen Liegenschaftsamt.
Betroffen sind die Gebäude Pragstraße 148, 150 und 152, für die eine Abbruchgenehmigung vorliegt. Zunächst muss die Stadt jedoch im Besitz der Häuser sein. Seit geraumer Zeit verhandelt die Verwaltung deshalb mit den Eigentümern. Im Gebäude Nummer 148 wurden von insgesamt zehn Wohneinheiten bisher sieben erworben. Im Nachbargebäude mit der Nummer 150 sind von sechs Wohneinheiten bisher fünf in städtischem Besitz. Das Gebäude Nummer 152 mit elf Wohnungen gehört der Stadt bereits und wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2021 abgerissen. Auch die Gebäude Bei der Meierei 1 und 3 will die Verwaltung kaufen und abreißen.
Zum Schutz der verbliebenen Bewohner sollen in die Wohnungen, die noch in Privatbesitz sind, Lüftungsanlagen eingebaut werden. Dies sei „eine von der Landeshauptstadt Stuttgart angebotene Alternative für diejenigen Objekte und Wohneinheiten, bei denen ein Erwerb der Stadt nicht erfolgen konnte“, teilt das Liegenschaftsamt mit. Dadurch soll die Luftqualität erheblich verbessert werden. Die Stadt habe sich bereit erklärt, die Kosten für Einbau und Betrieb zu tragen. Eine Informationsveranstaltung mit den Eigentümern fand im Februar vergangenen Jahres statt. Bisher habe dieses Angebot aber niemand angenommen.
Bereits abgerissen wurde Anfang 2019 das Haus Nummer 156/1. Die Fläche ist Teil des Leo Business Campus. Wie die künftig frei werdenden Flächen genutzt werden, steht indes noch nicht fest. Weil die Verhandlungen mit den jetzigen Eigentümern noch andauern, sei unklar, welche Flächen überhaupt zur Verfügung stehen werden.
Fest steht allerdings: Für den Leo Business Campus, der derzeit gebaut wird, werden laut Liegenschaftsamt keine weiteren Flächen der Stadt benötigt. Das Grundstück Pragstraße 152 bleibt in städtischem Besitz.
Kritik an dem Vorgehen übte in der Vergangenheit insbesondere die Grünen-Fraktion des Bezirksbeirats Bad Cannstatt. Die Fraktion hatte immer wieder Anträge und Anfragen zur Zukunft der Wohnungen gestellt, die nie vollständig beantwortet worden seien. Die Lokalpolitiker stellen in Frage, ob die Wohnungen mit geeigneten Maßnahmen nicht hätten erhalten werden können. Moniert wird von den Grünen der Abriss der Gebäude, weil erneut preiswerter Wohnraum verloren gehe und darüber hinaus die gestalterische Stadtqualität leide. Während die Wohngebäude weiter unterhalb an der Pragstraße, dort wo die Filtersäulen stehen, unter Denkmalschutz stünden, seien die Gebäude Nummer 148 bis 152 offenbar nicht erhaltenswert.