Die gleiche Gedenktafel wie vor einem Jahr hängt wieder an der Rückseite des Stuttgarter Rathauses. Sie wurde illegal dort angebracht. Foto: Privat

An das Stuttgarter Rathaus ist wieder eine nicht genehmigte Hanau-Gedenktafel angebracht worden. Erst vor einem Jahr sorgte die gleiche Aktion für Aufsehen und hitzigen Debatten. Was und wer hinter der Aktion steckt.

Stuttgart - Das linke Bündnis „Stuttgart gegen Rechts“ hat am frühen Samstagmorgen wieder eine Tafel zur Erinnerung an die Opfer des Terroranschlags von Hanau an die Rückseite des Stuttgarter Rathauses angebracht. Anlass ist der Jahrestag des rassistischen Terroranschlags in der hessischen Stadt.

Genehmigt ist die Aktion nicht. Erst vor einem Jahr gab es eine ganz ähnliche Aktion, die für eine hitzige Debatte sorgte. Letztlich entfernte die Stadt die Tafel wieder.

Bündnis begründet die Aktion

Doch warum will das Bündnis in der Sache nicht lockerlassen? Eine Vertreterin des Bündnisses erklärt, es handle sich dabei um „Gedenkkultur von unten“. Die Tafel sei vergangenes Jahr von der Stadtgesellschaft gut angenommen worden, viele hätten Blumen niedergelegt und immer wieder Kerzen angezündet. Auch das Café Tatti, das in der Nähe des Rathauses liegt, habe sich dem Ort mit angenommen. Für die Entfernung habe sie kein Verständnis gehabt.

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Die Stadt Stuttgart hatte nach der Aktion im vergangenen Jahr erklärt, dass die Tafel aus Gründen der Gleichbehandlung nicht bleiben könne. Es sei bedauerlich, dass die Initiatoren nicht das Gespräch mit der Stadt gesucht hätten, so die Kritik damals. Die Argumentation hält die Aktivistin für „fadenscheinig“. „Die getöteten Menschen in Hanau stehen stellvertretend für die Opfer rechter Gewalt überall, Hanau könnte überall sein“, sagt sie. Doch Absprachen gab es auch dieses Mal nicht, in den frühen Morgenstunden wurde die Tafel illegal angebracht. Zu dem Bündnis „Stuttgart gegen Rechts“, dass hinter der Aktion steckt, gehören unter anderem verschiedene Antifa-Gruppen, die Linke Stuttgart, die Grüne Jugend Stuttgart, Verdi Stuttgart und die Jusos Stuttgart.

Auch eine andere Hanau-Gedenkaktion sorgte für Aufsehen

Eine andere Gruppe setzte sich in den vergangenen Tagen ebenfalls für eine Hanau-Gedenkaktion am Rathaus ein. Die Porträts der Opfer sollten am Abend dort projiziert werden. Doch die Gruppe scheiterte am Büro des Oberbürgermeisters Frank Nopper (CDU), dort wollte man die Aktion nicht unterstützen. „Damit führt sich die Stadt selbst vor“, sagt die Vertreterin von Stuttgart gegen Rechts. Sie hält auch deshalb die Anbringung einer solchen Tafel für notwendig.

Nachdem die Absage aus dem Rathaus vor einigen Tagen kam, sorgte Finanzminister Danyal Bayaz (Grüne) dafür, dass die Porträts am Neuen Schloss in Stuttgart gezeigt wurden. Im Rahmen einer Kundgebung und einer Demo am Mittag sowie der Aktion am Abend soll noch einmal den Opfern des rassistischen Terroranschlages gedacht werden.