Wenn es nach dem Willen der Deutschen Bahn AG geht, wird die S-Bahn ihre bisherige Umleitungsstrecke um Stuttgart verlieren. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Panoramastrecke soll nach den Plänen der Deutschen Bahn AG 2025 in Stuttgart dauerhaft vom Netz genommen werden. Das würde auch die S-Bahn treffen.

Die S-Bahn ist das Rückgrat des Nahverkehrs in der Region Stuttgart. Bisher kann sie bei Störungen im Stammstreckentunnel auf die innerstädtischen Gleise der Gäubahn, der Panoramabahn, ausweichen und die City umfahren. Wenn Stuttgart 21 Ende 2025 startet, wird ihr dieser Weg verwehrt. Die Grünen-Fraktion im Landtag erwartet dann bei Störfällen erhebliche Probleme für die Reisenden.

Die Deutsche Bahn AG verweist in der Beantwortung einer Landtagsanfrage auf den Einbau neuer Leit- und Sicherungstechnik (ETCS) auch auf der S-Bahn. Das Worst-Case-Szenario einer kompletten Streckensperrung der S-Bahn werde dann „nur noch in wenigen Fällen eintreten“.

Bahn will Panoramastrecke für immer abhängen

Eigentlich sollte für die S-Bahn mit Stuttgart 21 und den Gäubahngleisen ein Ringverkehr über den Flughafen und Vaihingen möglich werden, so sah es S-21-Schlichter Heiner Geißler vor. Die Bahn will nun aber die Panoramabahn dauerhaft abhängen. Ein neues Störfallkonzept liegt noch nicht vor. Wobei die Bahn AG nur die Totalsperrung der Stammstrecke als „Störfall“ bezeichnet. Der sei seit 2013 in acht bis 25 Fällen pro Jahr vorgekommen, gesperrt worden sei die Tunnelstrecke im Schnitt zwei Stunden lang, informiert die Bahn AG.

Mit neuester digitaler Sicherungs- und Steuerungstechnik gebe es keine anfälligen Signale mehr an der Strecke. Selbst bei Teilausfällen von Achszählanlagen (die erfassen, ob eine Strecke belegt oder frei ist) könne der Regelbetrieb weitergeführt werden. Redundante Technik, ein neuer Gleiswechsel im Tunnel, die neue Station Mittnachtstraße vor dem Hauptbahnhof und ein neues Gleis in Feuerbach böten neue Möglichkeiten, S-Bahnen im Störungsfall wenden zu lassen.

Minister sieht „weiteren Verbesserungsbedarf“

Das Verkehrsministerium kennt die Ausbaupläne, zeigt sich von der Sichtweise der Bahn nicht überzeugt. Ein Störfallkonzept könne man laut DB erst erstellen, wenn man den S-21-Fahrplan habe. Nicht nur bei Störfällen, auch bei Instandhaltungsarbeiten könnten „dennoch Probleme für den Schienenknoten Stuttgart entstehen“, schreibt Minister Winfried Hermann (Grüne) in der Antwort auf die Anfrage. Man habe „die Befürchtung, dass für eine Bewältigung von Störfällen 2025 keine ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung stehen“, sehe „weiteren Verbesserungsbedarf“ und bezweifle, dass die von der DB vorgesehene Reisendenlenkung in der Praxis funktionieren kann.

Grüne pochen auf Ergänzungshalt

Die Grünen-Fraktion sieht die Lage ähnlich kritisch. Allein die Hoffnung auf eine technische Neuerung sei kein belastbares Störfallkonzept, sagt der Abgeordnete Hermino Katzenstein. Jedes Jahr müsse eine dreistellige Zahl an S-Bahnen auf die Panoramabahn ausweichen. Diese Strecke dürfe nicht stillgelegt, sie müsse im Gegenteil zu einem neuen unterirdischen Ergänzungsbahnhof im Europaviertel geführt werden, so Katzenstein. Man benötige eine vollwertige Ausweichstrecke, sonst könnten Ausfälle der S-Bahn nicht kompensiert werden.