Unter der B-14-Brücke in Richtung Kappelbergtunnel entsteht die neue Interregio-Kurve. Züge können auf ihr in Richtung Remstal abbiegen. Foto:  

Die Bauarbeiten für Stuttgart 21 kommen gut voran. Auffällig ist dies bei der Interregio-Kurve. Die Rohbauarbeiten werden im September beendet. In Obertürkheim wird der Bau des Tunnelportals vorbereitet.

Untertürkheim - Trotz Corona kommen die Bauarbeiten für Stuttgart 21 in den Oberen Neckarvororten zügig voran. Am sichtbarsten sind die Fortschritte der Interregio-Kurve. „Die Rohbauarbeiten werden im September abgeschlossen“, sagt Henry Grahl, Projektingenieur für das Bauwerk. Dieses soll künftig die Anbindung der Züge von Untertürkheim nach Fellbach, ins Remstal und darüber hinaus nach Aalen und Nürnberg sichern. Bislang verkehren die Güterzüge auf einem Gleis direkt neben den Stadtbahngleisen in der Augsburger Straße. „Künftig wird das Gleis etliche Meter weiter in die Mitte gerückt“, sagt Grahl. Schließlich ist der Bereich an der Augsburger Straße für den geplanten Abstellbahnhof reserviert. Willkommener Nebeneffekt: Die Güterzüge werden von der Wohnbebauung weggerückt, die Lärmimmissionen vermindert. Mitte 2022 soll die neue Gleisverbindung zunächst für den Güterverkehr genutzt werden. Mit der Inbetriebnahme von Stuttgart 21 Ende 2025 fahren hier auch Züge der Personalverkehrs. Voraussetzung dafür ist die Interregio-Kurve.

Seit knapp zwei Jahren wird an ihr gebaut. Vom Gleisfeld führt das Überwerfungsbauwerk in einer leichten Kurve auf die Trasse im Bereich Remstalstraße/Ebitzweg. Rund 7,50 Meter Höhenunterschied müssen überwunden und die Augsburger Straße überbrückt werden. Das rund 600 Meter lange Bauwerk setzt sich zusammen aus einer 50 Meter langen Stützwand, dem 160 Meter langen Trogbauwerk, einem etwa 320 Meter langen und mächtigen Rahmenbauwerk und am Ende aus dem 100 Meter langen Überwerfungsbauwerk über die künftigen Zu- und Abfahrtsgleise des Abstellbahnhofes über die Augsburger Straße.

Noch wird am Trogbauwerk sowie am hinteren Ende des Rahmenbauwerks gearbeitet. „Bis in vier Wochen sollen die Rohbauarbeiten allerdings beendet sein“, sagt Grahl. Im kommenden Jahr folgen dann die Gleisarbeiten, der Einbau der Signaltechnik und der Oberleitungsanlagen. Der endgültige Anschluss der neuen Interregio-Kurve und die Stilllegung des alten Güterverkehrsgleises sollen Mitte 2022 erfolgen. Damit wäre das Gelände frei für den Bau des geplanten S-21-Abstellbahnhofs auf dem alten Güterbahnhof-Areal. Anfang des Jahres wurden die Pläne zum Planfeststellungsantrag „1.6b Abstellbahnhof“ erörtert. Noch befasst sich das Eisenbahnbundesamt mit der Prüfung der Unterlagen des Erörterungstermines. „Sobald ein bestandskräftiger Planfeststellungsbeschluss vorliegt, soll so rasch wie möglich die Auftragsvergabe erfolgen“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn AG.

Auch die Bauarbeiten in den anderen Abschnitten laufen auf Hochtouren. Zwischen dem Untertürkheimer Bahnhof und dem Eszet-Steg werden am Trogbauwerk und der Rampe gebaut. Künftig sollen dort die Züge vom unterirdischen Hauptbahnhof auf die Gleise in Richtung Bad Cannstatt und in den noch zu bauenden Abstellbahnhof einfädeln beziehungsweise in umgekehrter Richtung von dort zum Hauptbahnhof verkehren können. Der Durchbruch der beiden Tunnelröhren vom Hauptbahnhof nach Untertürkheim gelang vergangenes Jahr, jetzt erfolgt der Innenausbau: Bau der Innenschale, Verlegung der Gleise und Einbau der Technik. „Auf dem etwa 3,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen dem künftigen Hauptbahnhof und dem Zwischenangriff Ulmer Straße sind die Arbeiten zur Herstellung der Innenschale in der Oströhre zu rund 80 Prozent abgeschlossen. In der Untertürkheimer Kurve wird in Kürze mit dem Bau der Tunnelinnenschale begonnen“, sagt der Bahnsprecher.

Auch in den Tunnelröhren der Obertürkheimer Kurve geht es seit Anfang Juli mit dem Vortrieb planmäßig voran. Nach einem Wassereintritt waren die Arbeiten wenige Meter nach dem SGU-Platz für einige Monate unterbrochen. Die Röhren werden die wichtige Verbindung zur bestehenden Trasse in Richtung Plochingen herstellen. Das Tunnelportal liegt auf Höhe des Nanz-Areals. Mit dem Aushub wurde dort seit geraumer Zeit begonnen. Bagger und Krane drehen sich seit Monaten. „Die Baugrube wird voraussichtlich bis Ende 2020 fertiggestellt. Dann wird mit den Arbeiten am Tunnelportal begonnen“, so der Bahnsprecher.