Der Altar mit der Monstranz in der Kapelle St. Thomas in Steinhaldenfeld. Foto: /Katholische Kirche

Ein Angebot der katholischen Kirche für Menschen, die die Stille im Gebet suchen.

Steinhaldenfeld - Das Gebet lässt mich in Kontakt mit dem lebendigen Gott kommen“, sagt Diakon Martin Fischer von der Gesamtkirchengemeinde Stuttgarter Madonna. In der Kapelle von St. Thomas in der Falchstraße 9 hat er mit einem Team die Eucharistische Anbetung rund um die Uhr ins Leben gerufen, eine alte Tradition in der katholischen Kirche.

Dabei wird auch der Blick auf die Monstranz gerichtet, gemäß dem Bibelwort in Johannes 6: „Im Brot begegnen wir Christus“, wie Fischer erklärt. In der Monstranz ist das Brot. Und die steht auf dem Altar. „Wir glauben, Jesus zu begegnen in der Gestalt des Brotes“, sagt Fischer. Doch die eucharistische Frömmigkeit müsse nicht bei jedem vorhanden sein, der in die Kirche komme zum Beten. Es können auch Menschen völlig unbefangen kommen und die Stille in der Kapelle genießen. Dort zur Ruhe kommen. In der Regel sei es ein stilles Gebet. Stille erleben und hören. „Denn wir sagen viel im Gebet.“ Die innere Stille habe etwas und man könne hören, was man auch selbst sagen will, ist sich der Diakon sicher.

Auch evangelische Christen seien willkommen zum Gebet 24/7. Es sei ein Angebot für die Stadt. Es seien zwar viele Menschen der katholischen Kirchengemeinde dabei, doch es kämen auch einige aus dem Umland zu dem offenen Angebot. Das freut Fischer.

So hatte er kurz vor dem dritten Advent 112 Anbeter fest, die jeweils in der Woche eine Stunde da seien. Es gebe 25 Springer, die einsprängen, wenn jemand ausfalle. Es sei kein Problem, auch wieder abzusagen, erklärt Fischer. Von den 164 Stunden die Woche seien noch 16 offen, resümierte Fischer kurz vor dem dritten Advent.

Es könne sein, dass noch mal zwei bis drei Menschen dazukommen, die das Angebot nutzen. Wegen der Corona-Pandemie gebe es eine Beschränkung, dass nur eine begrenzte Zahl an Personen in der Werktagskapelle sein dürfe.

Am zweiten Advent ist die Aktion gestartet worden. „Das Faszinierende ist die große Bandbreite derer, die kommen“, so Fischer. Es seien Menschen der polnischen Gemeinde, Kroaten, Italiener, die jeweils ihre eucharistische Tradition haben. So sind die Hygiene-Regeln auch vor der Tür mehrsprachig auf Plakate geschrieben. Fischer ist überrascht, dass so viele mitmachen und so gut wie jede Stunde besetzt ist. „Immer wenn ich in die Kapelle kam, waren ein paar Menschen da, auch nachts um 24 Uhr.“ Denn die Anbetung geht die Nacht durch. Wenn sie es wünschen, haben die Beter nachts auch einen Schlüssel und können die Kirche abschließen, wenn sie dort sind. Fischer findet es toll, dass weit über 100 Leute dabei seien. Sie kommen aus der Gesamtkirchengemeinde, dem Stadtgebiet Stuttgart, Kornwestheim und dem Remstal. Durch das Gebetsangebot werde die Kirche belebt. „Es ist faszinierend, wie viel geistliches Leben es hier gibt.“

Während der Messen ruht im übrigen die Anbetung. „Wir sind tendenziell in der Gefahr, in der Kirche oft zu viel zu machen. Und in der Corona-Zeit ist die Chance, zur Kernaufgabe zurückzukommen, der Begegnung mit Christus.“ Und zum Beten erzählt Fischer noch eine kleine Geschichte von einem Pfarrer von Arles. Dieser habe einen Bauern täglich in der Kirche gesehen, der dort gesessen sei und scheinbar nichts gemacht habe. Der Pfarrer habe den Bauern gefragt, was er mache. „Ich schaue ihn an und er schaut mich an. Das genügt“, sagte der Bauer. Da könne sich Fischer mit identifizieren. Im Gebet Gott anschauen und sich anschauen lassen. In der Stille hören. Nicht nur zur Advents- und Weihnachtszeit. Das Angebot soll länger andauern.

„Wenn wir heute damit beginnen, 24 Stunden zu beten, setzen wir damit ein Zeichen, dass das wieder das Wichtigste wird, was das Wichtigste ist: Die Gemeinschaft mit Jesus Christus“, so Fischer, „einfach da sein können vor Gott, ohne etwas leisten zu müssen – das macht Anbetung so attraktiv.“

Weitere Informationen und Anmeldung zur Anbetung unter anbetung@gmx.net.