Ein hartes Schicksal: Der Baum schlug der Göttin die Hand ab. Foto: Lg/Max Kovalenko (Archiv)

Der letzte sichtbare Schaden des Unwetters im Sommer 2021 ist beseitigt. Die Figur am Schicksalsbrunnen im Stuttgarter Schlossgarten ist wieder ganz. Warum wird hier anders gehandelt als bei anderen zerstörten Brunnen?

Das Schicksal in Form eines Astes hat beim Sturm Ende Juni 2021 ausgerechnet bei der Schicksalsgöttin zugeschlagen. Die steinerne Dame büßte bei dem Aufprall eines Astes eine ihrer Hände ein, die auf der Mauer neben ihr ruhen. Nun ist die Dame wiederhergestellt. Die Hand war noch vorhanden und komplett, daher konnte sie angesetzt werden.

Was das gekostet hat, ist nicht bekannt, auch wenn das Finanzministerium Baden-Württemberg für die Reparatur zuständig war. Es ist auch, verglichen etwa mit dem kaputten Dach der Oper, ein vergleichsweise geringer Schaden gewesen – aber der letzte noch nicht behobene, der bis in diesen Herbst 2022 zu sehen war. Bis dann vor Kurzem die Hand wieder angestückelt wurde.

Dass die Figur am Schicksalsbrunnen repariert wurde, hat aufmerksame Beobachter erstaunt. Denn im Sommer hatte es Aufregung gegeben, weil einer Figur am Südbrunnen auf dem Schlossplatz – das ist der nahe der Planie – ein Stück des Armes und des Beines fehlt. Die Figuren auf den Brunnen symbolisieren die wichtigsten Flüsse Württembergs. Der beschädigte Knabe steht für den Kocher, den zweitgrößten Nebenfluss des Neckars.

Die Fälle unterscheiden sich, erläutert eine Sprecherin des Finanzministeriums. Denn beim Brunnen auf dem Schlossplatz hätten die Teile gefehlt, die wohl von Randalierern abgeschlagen worden waren. Im Fall der Schicksalsgöttin im Schlossgarten sei die Hand nur abgetrennt gewesen. Das Stück konnte gesichert und wieder angesetzt werden. Es handele sich also weiterhin um das Original und nicht um eine Nachbildung. Die Entscheidung sei von der Denkmalschutzbehörde gefällt worden, die diese Unterscheidung mache. Beim Südbrunnen auf dem Schlossplatz hätte man eine Nachbildung anfertigen müssen.

Nun erinnert im Schlossgarten noch das Kupferknäuel im Eckensee an den Sturm vom 28. Juni 2021. Dabei handelt es sich um die Überreste des Daches des Opernhauses, das vom Wind abgedeckt worden war. Der als Mahnmal gedachte Metallhaufen ist nicht für die Ewigkeit gedacht. Wie lange er im See liegen soll – auf einem Podest wohlgemerkt – steht laut dem Ministerium noch nicht fest.

Der Sturm hatte Ende Juni 2021 über die Stadt gefegt und mit Starkregen Stadtbahntunnel und Unterführungen der Bundesstraße 14 geflutet. Die größten Schäden entstanden im Schlossgarten. Die Abdeckung wehte herunter und beschädigte beim Absturz die Steinfiguren am Rand des Daches. Wasser drang in das Gebäude ein. Im Schlossgarten wurden alte Baumriesen entwurzelt und abgeknickt. Wie durch ein Wunder blieb es aber bei Sachschäden. Die Bäume wurden nach und nach durch junge Pflanzen ersetzt, das Operndach saniert. Schon am ersten Tag nach dem Sturm, als es noch sehr abenteuerlich war, sich in den Schlossgarten zu wagen, war das Kupferblech vom Operndach das meistfotografierte Motiv in der Stadt.