Radprofi Evenepoel wird nach seinem Unfall mit einem Rettungswagen abtransportiert. Foto: AP/Fabio Ferrari

In Frankreich und Italien sind am Samstag die Radprofis unterwegs. Bei beiden Rennen kommt es zu schweren Stürzen. Auch deutsche Fahrer sind betroffen.

Como/Megève - Schwere Stürze haben am Samstag die Lombardei-Rundfahrt und das Etappenrennen Critérium du Dauphiné überschattet. In Frankreich war die deutsche Tour-Hoffnung Emanuel Buchmann betroffen, der 27-Jährige musste mit tiefen Abschürfungen in ein Krankenhaus gebracht werden. Zwei Wochen vor dem Tour-Start hatte der Profi vom Team Bora-hansgrohe aber wohl Glück im Unglück: Laut einem Tweet von Samstagabend erlitt Buchmann ein großes Hämatom, gebrochen sei nichts. Sein Teamkollege Lennard Kämna feierte überraschend den Etappensieg und damit den ersten großen Erfolg seiner Karriere.

In Italien stürzte Radsport-Wunderkind Remco Evenepoel heftig. Der 20 Jahre alte Belgier kollidierte bei einer Abfahrt mit einer kleinen Begrenzungsmauer einer Brücke, überschlug sich und fiel einen Abhang hinunter. Wie sein Team Deceuninck-Quick-Step am Abend mitteilte, ergaben die Untersuchungen im Krankenhaus einen Bruch des Beckens sowie eine Quetschung der rechten Lunge. Wie lange Evenepoel, der die ganze Zeit bei Bewusstsein gewesen sei, nicht mehr fahren kann, blieb zunächst offen. Bis Sonntag werde er zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben und dann in seine Heimat fliegen.

Schachmann fährt trotz Bruch weiter

Für einen weiteren Schreckmoment bei der Lombardei-Rundfahrt sorgte zudem eine Kollision des deutschen Meisters Maximilian Schachmann kurz vor dem Ziel mit einem Auto, bei der sich der 26-Jährige das Schlüsselbein brach. Schachmann konnte nach dem Zusammenstoß dennoch wieder auf sein Rad steigen und die Rundfahrt zu Ende bringen, er wurde am Ende Siebter mit 4:31 Minuten Rückstand.

„Nach so einem harten Rennen“ bevorzuge er ein kaltes Bier im Bus statt eines warmen Wassers im Krankenwagen, schrieb Schachmann, ebenfalls bei Bora-hansgrohe unter Vertrag, unter ein Bild bei Instagram, das ihn lächelnd in Behandlung zeigt. Der Weltverband UCI kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. Das Auto hätte nie auf die Strecke gelangen dürfen. Sieger nach 231 Kilometern wurde der Däne Jakob Fuglsang (Astana Pro Team) in 5:23:54 Stunden.

Gemischte Gefühle in Megève

Evenepoel war als Mitfavorit auf die Strecke gegangen. In seinem Heimatland wird der Nachwuchsstar bereits mit der Radsport-Ikone Eddy Merckx verglichen. Er gewann zuletzt die Polen-Rundfahrt, die am ersten Tag mit dem schweren Sturz des Niederländers Fabio Jakobsen begonnen hatte. Der Sprinter war ins künstliche Koma versetzt worden und musste über fünf Stunden operiert werden.

Im Dauphiné-Zielort Megève herrschten am Samstag gemischte Gefühle. „Ich bin super stolz. Das ist eine wirklich große Sache für mich“, sagte Kämna (23), der nach 4:27:56 Stunden 41 Sekunden vor dem Spanier David de la Cruz im Ziel war, bei Eurosport. Wegen des Sturzes von Buchmann sei der Tag aber „bittersüß. Ich hoffe das Beste, dass es ihm schnell wieder besser geht.“ Enrico Poitschke, der sportlicher Leiter des Teams, äußerte: „Schwieriger Tag und gemischte Gefühle für uns. Großartig, was Lennard gezeigt hat, ein beeindruckender Sieg.“ Die Stürze von Buchmann und auch von dessen Teamkollegen Gregor Mühlberger, bei dem wohl auch nichts gebrochen ist, seien aber „bitter“.

Sturz auf rutschigem Asphalt

Buchmann war nach Angaben der Organisatoren auf einer Abfahrt vom Col de Plan Bois nach 29 Kilometern gestürzt. Er hatte zuvor auf dem dritten Platz in der Gesamtwertung gelegen. Auch Mühlberger (Österreich) und der Niederländer Steven Kruijswijk gaben die Rundfahrt auf der vorletzten Etappe auf.

„In der Abfahrt, nachdem die Gruppe weg war, waren wir im Feld eigentlich gut positioniert, aber der Asphalt war rutschig und es gab einen Sturz“, sagte Poitschke. „Einige Fahrer gingen vor Emu und Gregor zu Boden, die konnten nicht mehr ausweichen.“